Fragen und Antworten Wie gefährlich ist Bubble Tea wirklich?

Düsseldorf · Aachener Wissenschaftler haben Spuren von Giftstoffen in dem Modegetränk Bubble Tea gefunden. Als Reaktion darauf nehmen jetzt staatliche Lebensmittelkontrolleure Proben. Zudem haben einige Importeure bis zum Vorliegen der Analyseergebnisse den Vertrieb gestoppt.

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Wie wurden die Giftstoffe im Bubble Tea entdeckt?

Das Institut für Hygiene und Umweltmedizin am Uniklinikum der RWTH Aachen analysierte gemeinsam mit der Mönchengladbacher Firma Leco die Kugeln im Bubble-Tea-Getränk. Diese stammten aus einem Geschäft in Mönchengladbach. Eigentlich waren die Wissenschaftler auf der Suche nach Stoffen, die Allergien hervorrufen können. Dabei fanden sie mehr: Styrol, Acetophenon und bromierte Substanzen. Die Leco-Messgeräte, die auch von der Bundesanstalt für Risikobewertung genutzt werden, sind nach Angaben des Herstellers in der Lage, in Produkten jedwede gesundheitsschädliche Substanzen aufzuspüren.

Wie gefährlich sind die gefundenen Chemikalien?

Da dem Tee nur wenige Kugeln zugesetzt werden, ist die akute Gefahr für den Konsumenten gering. Bromierte Verbindungen sammeln sich im Fettgewebe des Körpers, wo sie über Jahrzehnte einlagert werden können. Wenn sich im Laufe des Lebens größere Mengen ansammeln, erhöhen diese Chemikalien das Krebsrisiko, zudem verändern sie den Hormonhaushalt des Menschen.

Wie könnten die Chemikalien in die Bubbles gelangt sein?

Vermutlich ist es die Folge mangelhafter Produktionsbedingungen. Styrol wurde bereits häufiger in Lebensmitteln gefunden. In diesen Fällen entstand es während der falschen Lagerung von Aromastoffen. Zudem sind Styrole als Altlasten aus der Kunststoffproduktion bekannt. Acetophenon wird in der Produktion von Parfümen und Ölen als Ersatzstoff eingesetzt.

Wie reagieren die staatlichen Verbraucherschützer auf die Entdeckung von Giftstoffen in Bubble Tea?

NRW-Verbraucherschutzminister Johannes Remmel will Bubble Tea künftig genauer unter die Lupe zu nehmen: "Wir nehmen die Hinweise auf Belastungen ernst", sagt sein Sprecher Stephan Malessa. "Das Ministerium wird daher eine stichprobenartige Untersuchung von Bubble Tea auf Rückstände unerwünschter Stoffe vornehmen." Auch mit der RWTH Aachen habe man Kontakt aufgenommen.

Gab es bisher Untersuchungen der Inhaltstoffe von Bubble Tea?

"Die bisherigen Untersuchungen bezogen sich hauptsächlich auf die Zusammensetzung und Kennzeichnung der Produkte", sagt Malessa. Vor allem gegen die Kennzeichnungspflichten wird oft verstoßen: Der Verbraucher kann kaum erkennen, welche Konservierungsstoffe er mit den süßen Kügelchen zu sich nimmt. Bei einer Untersuchung im Saarland wurden auch erhöhte Belastungen durch Keime festgestellt — eine Gesundheitsgefahr sei aber von keiner Probe ausgegangen.

Wie geht das Ministerium bei Lebensmittelprüfungen vor?

Die Lebensmittelüberwachung in NRW ist dezentral organisiert. Kontrolleure werden von den Kreisen und kreisfreien Städten entsandt. Das Ministerium für Verbraucherschutz kann auch Kontrollen anordnen. Malessa spricht von einer "risikoorientierten Überwachung". Das bedeutet, Lebensmittel werden nur dann stichprobenartig überprüft, wenn ein Anfangsverdacht gegeben ist. Das ist zum Beispiel bei Eiern der Fall — dort wurden in der Vergangenheit häufig Dioxine und PCB-ähnliche Stoffe gefunden. "Eine flächendeckende Untersuchung aller Lebensmittel ist nicht möglich", sagt Malessa.

Was geschieht, falls schädliche Substanzen gefunden werden?

Dann kann jedes Lebensmittel-Untersuchungsamt veranlassen, dass das Produkt aus dem Verkehr gezogen wird. Ein entsprechender Warnhinweis würde im Internet auf der Seite www.lebensmittelwarnung.de erscheinen.

Warum ist Bubble Tea für Kinder und Jugendliche so attraktiv?

Für Erwachsene ist der Geschmack von Bubble Tea eher gewöhnungsbedürftig: Das Getränk ist extrem süß, schmeckt künstlich und sehr intensiv. Beißt der Konsument auf die Perlen, zerplatzen sie und setzen eine ebenfalls gesüßte Masse frei. Vor allem Jugendliche und Kinder begeistern sich für das Trendgetränk, dessen Kügelchen durch einen extra großen Strohhalm gezogen werden.

Gibt es Alternativen zu den importierten Bubble-Tea-Zutaten?

Im Internet kursieren Rezepte, wie die Tees und Kügelchen selbst hergestellt werden können. Mit Algenstärke, Fruchtpüree und Calciumlactat (Salz der Milchsäure) können die aufplatzenden Kügelchen auch in der heimischen Küche eingekocht werden. Viele Besitzer von kleineren Lokalen stellen auch Tees beziehungsweise Fruchtsaftgetränke als Basis für Bubble Tea selbst her.

Wer haftet für die Unbedenklichkeit von Bubble Tea?

"Nach deutschem Lebensmittelrecht ist derjenige, der das Produkt in Verkehr bringt, also auch das einzelne Geschäft, für die Unbedenklichkeit verantwortlich", antwortet Ernährungswissenschaftlerin Angela Clausen von der Verbraucherschutzzentrale Düsseldorf. Zahlreiche Lieferanten haben deshalb vorläufig den Vertrieb von Bubble Tea eingestellt.

(RP/csi/sap/felt/jco/csr)
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