Erfolgreich anlegen Wertvolles Wissen: Wie Sie in Wasser investieren können

Frankfurt/Bonn · Wasser ist oft rar und sehr kostbar. Wer von einem Wasser-Investment profitieren will, hat verschiedene Möglichkeiten. Welche Strategien es gibt - und worauf Sie dabei achten sollten.

In den letzten zehn Jahren sind alle Wasser ETF gewachsen.

In den letzten zehn Jahren sind alle Wasser ETF gewachsen.

Foto: Sebastian Gollnow/dpa/dpa-tmn

Ob Einzelaktien, Fonds oder ETF - es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, in Wasser zu investieren.

Warum könnte es sich lohnen, sein Geld im Bereich der Wasserversorgung anzulegen? Was sollten Privatanleger dabei beachten? Und ist so ein Investment überhaupt ethisch vertretbar?

Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Warum ist das Investieren in Wasser reizvoll?

Wasserknappheit wird in den kommenden Jahren durch die Folgen des Klimawandels zunehmen. Nach Angaben des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) könnten bis zum Ende des 21. Jahrhunderts bis zu acht Prozent der Weltbevölkerung - und damit doppelt so viele wie heute - von extremen Dürren bedroht sein.

Gleichzeitig ist der weltweite Wasserverbrauch laut den Vereinten Nationen heute sechs Mal so hoch wie noch vor 100 Jahren. Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum und veränderte Konsumgewohnheiten führen dazu, dass der Wasserverbrauch um etwa ein Prozent pro Jahr ansteigen dürfte.

„Am Wasser führt nun mal kein Weg vorbei - es ist durch nichts ersetzbar“, sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Hinzu komme, dass es in der weltweiten Wasser-Infrastruktur einen großen Investitionsstau gebe. Künftig würden es sich Länder wie die USA, Großbritannien und auch Deutschland immer weniger leisten können, dass das Wasser durch löchrige Rohre im Boden versickert.

„Ein Investment in den Wasserbereich, vor allem zum langfristigen Vermögensaufbau, ist sicher keine schlechte Wahl“, sagt Kurz.

Ist ein Investment in Wasser ethisch vertretbar?

Der Wasserverbrauch pro Kopf hat sich versechsfacht.

Der Wasserverbrauch pro Kopf hat sich versechsfacht.

Foto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn

Prof. Manfred Stüttgen vom Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ an der Hochschule Luzern findet, man könnte die Frage eigentlich umdrehen: „Wie vertretbar ist es, in Zeiten von Dürren und Wasserknappheit nicht in Kapitalanlagen zu investieren, die die Wasserversorgung armer Bevölkerungsschichten fördern?“

Die Begründung: „Zwei Milliarden Menschen weltweit haben heute noch keinen gesicherten Zugang zu Trinkwasser. Sie sind auf eine Verbesserung der Wasserversorgung dringend angewiesen“, sagt Stüttgen, Autor des Buches „Ethisch investieren“.

Wasserfonds investierten oft in Unternehmen, deren Produkte die Gesundheit und Produktivität dieser Menschen - und auch der Umwelt - positiv beeinflussen könnten, erklärt der Experte.

Hierzu zählen Firmen, die Wasserinfrastruktur managen oder sanitäre Einrichtungen unterhalten. „Wenn man in derartige Wasserfonds investiert, stellt man den genannten Unternehmen indirekt Kapital zur Verfügung.“

Ein Beispiel aus der Praxis: Für den nachhaltigen Fair World Fonds verfassten Brot für die Welt und das Südwind-Institut für Ökonomie und Ökumene entwicklungspolitische Kriterien. Diese definieren nicht nur, in welche Branchen nicht investiert werden sollte - zum Beispiel in Rüstungsgüter. Sondern auch Positivkriterien.

So spielen bei der Auswahl der Unternehmen, in die der Fonds investiert, auch Wasseraufbereitungsanlagen eine bedeutende Rolle - neben medizinischen Generika oder Telekommunikationsdienstleistungen, die benachteiligten Bevölkerungsgruppen zugutekommen.

Tut man mit Wasser-Investments also automatisch etwas Gutes?

„Aus ethischer Sicht wäre ein solches Investment nur dann lobenswert, wenn der Investor zur Finanzierung eines höherwertigen moralischen Ziels bereit wäre, nötigenfalls Abstriche in der Rendite in Kauf zu nehmen“, sagt Stüttgen.

Das ist allerdings nicht die Idee von Wasserfonds: „Typischerweise werden Themenfonds hauptsächlich als Produkte angepriesen, die eine Überrendite erzielen - und nicht als Produkte, die eine Wirkung erzielen sollen.“ Nur: Diese Überrendite ist keineswegs sicher.

Wer aus ethischem Antrieb in Wasser-Fonds investiert, sollte sowieso damit leben können, eine unterdurchschnittliche Rendite zu erzielen.

Sollten Unternehmen in der Wasserwirtschaft überhaupt profitorientiert arbeiten?

„Das Argument, dass Unternehmen in der Wasserwirtschaft nicht profitorientiert arbeiten sollten, ist umstritten“, sagt Prof. Stüttgen. Wissenschaftliche Studien aus unterschiedlichen Industrien hätten gezeigt, dass Non-Profit-Organisationen häufig deutlich ineffizienter arbeiten als gewinnorientierte Unternehmen.

„Anders ausgedrückt: Gewinnorientierte Unternehmen tragen öfters zu einem Wohlstandszuwachs auf volkswirtschaftlicher Ebene bei“, sagt Stüttgen. „Dieser Wohlstandszuwachs kann und sollte auch armen und vulnerablen Bevölkerungsgruppen zugutekommen.“

Letztlich gehe es hier aber um die gesellschaftspolitische Frage der gerechten Verteilung eines knappen Gutes - in diesem Fall Wasser.

Fazit: Investments in Wasser sind erst einmal überhaupt nicht verwerflich oder zweifelhaft. Ob sie eine höhere Rendite erzielen als der breite Aktienmarkt, ist eine andere Frage.

Lohnt sich ein Investment in Wasser?

Hier kommt es darauf an, womit man die erzielte Rendite vergleicht. Alle Fonds und ETF, die in bestimmte Branchen investieren, sollen besser abschneiden als der breite Markt. Andernfalls könnte man ja auch ganz breit gestreut in alle Branchen investieren.

Die Frage ist also: Erzielt eine bestimmte Branche - sei es Solar, Wasserstoff, Automatisierung oder eben Wasser - eine Überperformance? Etwa weil man davon ausgeht, dass der Sektor besonders boomen wird.

Die Antwort: „Es ist unmöglich, das vorauszusagen“, sagt Yann Stoffel. Der ETF-Experte der Zeitschrift „Finanztest“ stellt fest, dass sich die besten Wasserfonds in den vergangenen zehn Jahren ähnlich wie der Weltaktienmarkt entwickelt haben.

Übrigens: Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund. Das sind an der Börse gehandelte Fonds, die passiv einen Index nachbilden.

Wer die Entwicklung der letzten fünf bis zehn Jahre betrachtet, sieht: Wasser-ETF sind alle gewachsen, wie Jürgen Kurz betont. Zwar können Anleger nicht von der Vergangenheit auf die Zukunft schließen. Aber es ist wahrscheinlich, dass die Bedeutung von Wasser und den damit verbundenen Branchen weiter wächst.

Der Punkt ist: Ganz sicher weiß man es immer erst im Rückblick.

„Wie bei allen Anlagethemen sollten Anleger die oft präsentierten Argumente für das jeweilige Thema kritisch hinterfragen“, so Stoffel. „Plausibel klingende Argumente garantieren noch keinen Anlageerfolg.“

Jemand schwärmt von einem Hype ums Wasser? Bleiben Sie kritisch.

Welche Branchen gibt es auf dem Wassermarkt?

Es gibt Firmen, die nur einen Teil ihrer Umsätze mit der Ressource Wasser erzielen. Andere generieren einen relevanten Anteil ihres Umsatzes im Wasserbereich. Einige Beispiele:

  • Wasserversorger wie American Water Works, Suez, Veolia Environnement und Gelsenwasser
  • Wasseraufbereiter wie Veolia, Danaher und Roper Technologies
  • Trinkwasser-Marken wie Coca-Cola, Nestlé und Danone
  • Hersteller von Zubehör wie Wasserfilter, -pumpen und -ventile, beispielsweise Pentair und KSB.

Was sollten Sie über Wasser-ETF wissen?

Viele Firmen generieren nur einen Teil ihres Umsatzes mit Wasser.

Viele Firmen generieren nur einen Teil ihres Umsatzes mit Wasser.

Foto: Swen Pförtner/dpa/dpa-tmn

Seit 2007 stehen Anlegern Wasser-ETF zur Verfügung. Hier wäre etwa der iShares Global Water Ucits ETF zu nennen, der die Branche marktbreit abdeckt. Anleger können somit über ein Produkt in ganz viele Unternehmen investieren, die ihr Geld mit Wasser verdienen.

Ihr Vorteil: ETF werden nicht aktiv von einem Fondsmanager zusammengestellt, dadurch sinken die Kosten. ETF sind somit in der Regel günstiger als aktiv gemanagte Fonds.

„Aufgrund der niedrigeren Kosten und weil es sich um Sondervermögen handelt, würden wir als erstes einen ETF empfehlen“, sagt Stoffel. Der Status als Sondervermögen schützt Anleger im Falle einer Insolvenz der Investmentgesellschaft.

Wichtig: Privatanleger sollten Wasser-Fonds immer nur als Beimischung zu einem gut diversifizierten Portfolio wählen, rät Stoffel.

Ein breit gestreuter Fonds wie der MSCI World bildet die Kursentwicklung von rund 1500 Aktien aus 23 Industrieländern ab. Zum Vergleich: Der S&P Global Water Index umfasst 100 Aktien unter anderem aus den Bereichen Wasserversorgung in aller Welt.

So gehen Sie vor: Schauen Sie, welche Anbieter einen ETF auf einen entsprechenden Wasser-Index wie den S&P Global Water 50 im Angebot haben. Vergleichen Sie dann die Preise der einzelnen ETFs, die diesen Index abbilden. „Dann gucke ich, welcher Fonds der größere ist“, erklärt Jürgen Kurz. Denn je größer ein Fonds, umso sicherer.

„Und ob die laufenden Kosten pro Jahr, die sogenannte Total Expense Rate (TER), am Ende 0,35 Prozent oder 0,36 Prozent beträgt, fällt nicht mehr so ins Gewicht“, argumentiert der Experte.

Wie lang sollte mein Anlagezeitraum sein?

Für Kurz bieten sich Wasser-ETF für langfristige Investments an, etwa in Form eines Sparplans für die Altersvorsorge. Jeden Monat kauft man für eine festgelegte Summe Anteile des ausgewählten ETF.

Viele Banken bieten solche Sparpläne innerhalb eines Wertpapier-Depots an. Hier lautet die Devise: Kaufen und liegen lassen. Ein plakativer Merksatz besagt: „Hin und her macht Taschen leer“ - weil häufiges Umschichten Transaktionskosten verursacht.

Ein weiterer Vorteil, wenn Sie ihre Geldanlage lange liegen lassen: Über die Jahre gleichen sich Schwankungen aus. „Wie bei allen Investments sind Anleger auch bei Fonds Schwankungen ausgesetzt, die teilweise gar nichts mit der Branche oder dem Unternehmen zu tun haben, sondern mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, so Kurz.

Aus der Sicht des DSW-Experten spricht noch etwas für ein langfristiges Investment in den Wasserbereich: Notwendige technische Innovationen im Kampf gegen die Wasserknappheit brauchen Zeit.

Was muss ich über aktiv gemanagte Wasser-Fonds wissen?

Eine Alternative zu Wasser-ETF sind aktiv gemanagte Fonds. Das heißt: Diese Fonds werden von Fondsmanagern aktiv zusammengestellt und geführt. Das verursacht in der Regel höhere Kosten.

Wertvolles Wissen: Wie Sie in Wasser investieren können
Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Wichtig: „So ein Fonds sollte nicht zu winzig sein, sonst besteht immer die Gefahr, dass er mangels Masse geschlossen wird“, sagt Jürgen Kurz. „100 Millionen Euro sollten es schon sein.“

Sind es weniger, könne davon nur schwerlich ein schlagkräftiges Fondsmanagement und schon gar keine Analyseabteilung bezahlt werden. Bei ETF dürfen es weniger als 100 Millionen sein.

Wasserfonds investieren entweder in die gesamte Wertschöpfungskette des Wassersektors oder in ausgesuchte Teilbereiche. Um sich über die Unternehmen im Fonds zu informieren, sollte man die Fact-Sheets und Produktinformationsblätter der Fondsanbieter studieren.

Was gibt es bei Wasser-Aktien zu beachten?

Anleger haben auch die Möglichkeit, gezielt die Aktien eines bestimmten Unternehmens aus der Wasserwirtschaft zu kaufen. Das kann am Ende eine höhere Rendite bringen - bedeutet aber auch ein höheres Risiko. Wenn die Firma pleite geht, ist das angelegte Geld weg. Bei einem ETF, der in viele Unternehmen investiert, geht das nicht.

Die Verbraucherzentrale Hessen empfiehlt bei Aktien und der Geldanlage daher grundsätzlich: „Legen Sie nicht alle Eier in einen Korb.“ Setzen Sie also nicht alles auf eine oder wenige Aktien, sondern verteilen sie das Risiko.

„Wenn man nicht gerade eine ganz bestimmte Wasser-Aktie im Auge hat, dann sollte man wie üblich innerhalb des Themas streuen“, sagt auch Yann Stoffel von der „Finanztest“.

Die Performance einer Wasser-Aktie fällt sehr unterschiedlich aus, erklärt Simone Schieg, Analystin bei Scope Analysis. Anleger müssten für die Recherche, Auswahl und Überwachung einzelner Aktien mit einem gewissen Zeitaufwand rechnen. Das gilt auch beim Thema Wasser.

„Entscheidend ist es, sich darüber klar zu werden, in was genau man investieren will und bei der Auswahl der Unternehmen strukturiert vorzugehen“, sagt auch Jürgen Kurz.

Um sich einen Überblick über den weltweiten Wassermarkt zu verschaffen, rät Kurz, sich zum Beispiel die Zusammensetzung des S&P Global Water Index anzuschauen. Darin sind die umsatzstärksten Unternehmen im Wasserbereich aus aller Welt enthalen.

Wichtige Fragen dabei sind:

  • Was macht das Unternehmen?
  • In was investiert das Unternehmen?
  • Wächst das Unternehmen?
  • Wie schneidet es im Vergleich zu anderen Wettbewerbern ab?

Tipp: „Ich würde mich nicht auf die Aussagen in irgendwelchen Online-Foren verlassen“, sagt Kurz. Es sei schwierig zu erkennen, was da seriös recherchiert sei und was nicht.

Besser die Infos auf den Websiten der Fondsanbieter oder auf den Seiten verschiedener Finanzinformationsportale im Internet recherchieren.

© dpa-infocom, dpa:220128-99-891299/98

(dpa)
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