Die Gabe der Heiligen drei Könige Weihrauch und Myrrhe — Geschenke für die Gesundheit

Düsseldorf · Er gehörte schon zu den Geschenken der drei Weisen aus dem Morgenland: Neben Myrrhe und Gold hatten sie für das neugeborene Jesuskind auch Weihrauch im Gepäck. Heute wissen die meisten nichts mehr von der heilenden Wirkung, die die Kostbarkeiten aus der Antike haben.

Weihrauch und Gold - Die Gabe der Heiligen drei Könige
Foto: shutterstock/ Leah-Anne Thompson

Seit dem Altertum gehört der aromatische Duft des verbrennenden Weihrauchharzes zu vielen religiösen Zeremonien und ist bis heute in der Kirche Ausdruck besonderer Festlichkeit. Auch Myrrhe ist wegen ihres kostbaren Wohlgeruchs bekannt. Doch die beiden Gaben, die auch die Heiligen Drei Könige mit dabei hatten, können noch mehr.

Die Wirkung der heiligen Gaben

"Das aus dem Stamm des Weihrauchbaumes gewonnene Harz enthält entzündungshemmende Substanzen", sagt Prof. Dr. Oliver Werz vom Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Diese machen Weihrauch als Arzneimittel u. a. für die Therapie von Krankheiten wie Asthma, Rheumatoider Arthritis oder Neurodermitis interessant.

Myrrhe wirkt desinfizierend, zusammenziehend und wird von jeher in der Volksmedizin als Wundheilungsmittel eingesetzt. Äußerlich angewendet, soll es bei Entzündungen im Mund, Rachen und am Zahnfleisch helfen. Linderung bringt das harz auch bei leichten Darmkrankheiten und Husten. Saudi-arabische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Myrrhe den Cholesterinspiegel sinken lässt.

Keine Zulassung in Deutschland

In nichts nach steht diesem königlichen Geschenk der Weihrauch. In der ayurvedischen Medizin wird das Harz des afrikanischen Weihrauchbaumes schon lange genutzt. In der deutschen Apotheke sucht man allerdings vergeblich nach Medikamente mit Weihrauchwirkstoffen. In Österreich ist es dort hingegen als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Hierzulande gelten die pharmakologischen Grundlagen der Wirkung des Weihrauchs als nicht ausreichend erforscht. "Auch wenn Weihrauchharz schon seit Jahrtausenden genutzt wird, reichen die bisher durchgeführten klinischen Studien für eine Zulassung in Deutschland und Europa nicht aus", erklärt Prof. Werz.

Dennoch gibt es einige klinische Studien, die zeigen, dass die in Weihrauch enthaltene Boswelliasäure Entzündungen hemmt. Das Harz des Weihrauchbaumes blockiert im Körper die Enzyme, die infektiöse Prozesse in Gang setzen. So könnte es auch bei Rheuma Linderung bringen. Prof. Dr. Hermann P.T. Ammon hat über viele Jahre am Pharmazeutischen Institut der Universität Tübingen dazu Forschungen zur Wirkung von Boswelliasäuren angestellt. Er ist sich sicher, dass "Weihrauch im rheumatisch entzündeten Areal schonend und effektiv wirkt. Er lindert die Schmerzen, wirkt abschwellend und entzündungshemmend", sagt der Pharmakologe.

Gute Erfahrungen bei Darmentzündungen

Am Universitätsklinikum Mannheim hat man über Jahre hinweg ebenfalls Erfahrungen mit dem Einsatz von Weihrauch als Therapeutikum gesammelt. In einer Studie untersuchte dort der Gastroenterologe Dr. Henning Gerhardt, ob Weihrauch bei chronisch entzündlicher Darmentzündung wie Morbus-Crohn helfen kann. Ebenfalls setzte er das heilende Extrakt auch bei der schwer verlaufenden Darmerkrankung Colitis Ulcerosa ein. Nach einer zweimonatigen Behandlung stellten sich bei den Patienten, die so behandelt wurden eine Besserung ein. Oft gelang es, die Kortison-behandlung auszuschleichen. 70 Prozent der Patienten sprachen auf das weihrauch-Extrakt an.

In einem Verbundprojekts mit Partnern der Uni Saarbrücken und einem Startup-Unternehmen gingen jüngst der Jenaer Pharmazeut Prof. Werz und sein Team dem Wirkmechanismus des Weihrauchs nach. Dabei konnten die Forscher zeigen, an welcher Stelle die für die Wirkung des Weihrauchharzes verantwortlichen Inhaltsstoffe, die Boswelliasäuren, in das Entzündungsgeschehen überhaupt eingreifen. Sie zeigten zudem, dass Boswelliasäuren weniger Nebenwirkungen erwarten lassen, als heute gängige Entzündungshemmer wie Diclofenac oder Indometacin. Diese wirken weniger spezifisch und können bei längerer Anwendung das Risiko für Magengeschwüre erhöhen und die Nierenfunktion beeinträchtigen, so die Pharmazeuten.

Ob sich Weihrauch als Arzneimittel künftig tatsächlich durchsetzen kann, hängt jedoch nicht nur vom Ausgang der noch ausstehenden klinischen Überprüfung ab. "Boswelliasäuren kommen ausschließlich im Harz des Weihrauchbaumes vor und lassen sich nur schwer synthetisch herstellen", macht Werz deutlich. Damit seien diese Bäume die einzige Ressource für den aussichtsreichen Wirkstoff. Allerdings sind Weihrauchbäume in ihrem Bestand stark bedroht.

(wat)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort