Gründer der Supermarktkette Veganz Vom Daimler-Manager zum Veganer

Düsseldorf · Jan Bredack war erfolgreicher Daimler-Manager, bis ein Burnout ihn zum Umdenken zwang. Seitdem ist der Karrierist selbst Veganer und Betreiber der ersten rein veganen Supermarkt-Kette Europas. Im Interview mit unserer Redaktion verrät Bredack, was der Burnout ihn gelehrt hat, und welches wirtschaftliches Potenzial im Vegan-Trend steckt.

 Jan Bredack ist Gründer und Geschäftführer von Veganz.

Jan Bredack ist Gründer und Geschäftführer von Veganz.

Foto: Veganz

Herr Bredack, Ihre rein vegane Supermarktkette Veganz hat gerade ihr dreijähriges Jubiläum hinter sich. In dieser Zeit konnten Sie Ihre Filialen von einer in Berlin auf fünf in verschiedenen Städten Deutschlands ausweiten. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?

Bredack: Zum einen haben wir ein sehr scharfes Profil. Das heißt, wir haben rein pflanzliche Produkte, die gesund sind und für Allergiker geeignet. Zum anderen kommen etwa 80 Prozent nicht-vegane Kunden. Also Menschen, die nach ihrem normalen Supermarkteinkauf uns besuchen.

80 Prozent. Das heißt, kaum einer Ihrer Kunden ist Vegetarier oder Veganer?

Bredack: Unsere Kundschaft setzt sich aus verschiedenen Gruppen zusammen. Ein sehr großer Teil sind Allergiker, die wissen, bei uns haben sie ein Angebot von 100 Käsesorten, die alle nichts mit Milch zu tun haben. Wo sonst bekommt jemand, der Laktoseallergie hat, eine solche Auswahl. Außerdem kommen immer mehr ältere Menschen, die gesundheitliche Probleme haben und etwa auf Fett und Cholesterin achten müssen und merken, dass sie hier alles bekommen, was sie brauchen.

Ich falle jetzt mal mit der Tür ins Haus: Wie wird man vom Daimler-Manager zum Gründer der ersten veganen Supermarktkette Europas?

Bredack: Das lag daran, dass ich 2007 ein Burnout hatte und etwas tun musste. Ich habe mich dann nach Russland versetzen lassen und bin 2008 erst Vegetarier geworden und 2009 zum Veganer. Als ich Daimler verlassen habe, gab es bereits den ersten Veganz-Laden.

Und wieso haben Sie sich bei Ihrem Burnout entschieden Veganer zu werden? Sie hätten ja auch eine Auszeit nehmen können.

Bredack: Das habe ich auch gemacht. Aber das reichte eben nicht. Meine Situation war ziemlich komplex. Aber um es jetzt kurz zu machen, habe ich damals einfach sehr viele grundsätzliche Dinge verändert. Und vor allen Dingen angefangen das Leben zu erforschen. Dabei bin ich dann auf neue Ideen gestoßen und ziemlich schnell zum Vegetarier geworden. Es ist ja auch so, wenn man seinen Job gern macht, dann kann man auch viel arbeiten ohne auszubrennen, aber, wenn man das Gefühl hat keine Erfolge und Wertschätzung zu bekommen, dann wird es auf die Dauer schwierig.

Wie lange waren Sie denn insgesamt bei Daimler beschäftigt?

Bredack: Insgesamt 20 Jahre. Am Ende war ich sogar Vertriebsleiter.

Dann ist das natürlich ein sehr krasser Lebenswandel. Hängt es auch damit zusammen, dass es Ihnen nicht gereicht hat Vegetarier zu sein?

Bredack: Ja, vegetarisch zu leben war mir nicht konsequent genug. Das hört sich jetzt vielleicht naiv an, aber als ich anfing mich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen, wurde mir zum ersten Mal klar, dass für das Fleisch Tiere sterben müssen. Oder das für die Milch nicht einfach eine Kuh hingestellt und gemolken wird, sondern dass die Kühe zuerst geschwängert werden und dann quasi Muttermilch abgezapft wird. Und daran wollte ich mich nicht beteiligen, sondern für mich, meine Kinder und den Planeten etwas anders machen. Und deshalb habe ich begonnen die Vision von Veganz zu entwickeln.

Das heißt Sie verfolgen mit den Läden auch eine Vision?

Bredack: Im Grunde möchte ich den Menschen den Weg vermitteln, den ich selbst gegangen bin. Aber anstatt der Überzeugungskeule, will ich sie inspirieren und auf ihrem gewohnten Weg dem Supermarkt, andere Produkte zeigen. Es geht mir gar nicht so darum, dass sie selbst vegetarisch oder vegan werden, sondern darum, dass sie anfangen können ihre täglichen Essgewohnheiten in Frage zu stellen, ohne dabei ihre Komfortzone verlassen zu müssen. Im Idealfall merken sie dann, dass sie gar nicht auf etwas verzichten müssen, und, dass es schmeckt.

Drei Fragen noch Herr Bredack: Burnout ist ja eine Erfahrung, die immer mehr Menschen machen. Was haben Sie aus Ihrem Erlebnis gelernt?

Bredack: Also, was ich für mich mitgenommen habe, ist, dass ich mein Leben authentisch gestalten will. Ich habe natürlich auch wirtschaftliche Verpflichtungen, aber der große Unterschied ist eben, dass ich jetzt zu 100 Prozent hinter dem stehe, was ich tue und deswegen auch ohne Probleme viel arbeiten kann. Aber natürlich will ich deswegen jetzt nicht jedem pauschal raten einfach aus seinem System auszubrechen.

Und was glauben Sie, wie sich der vegetarische Trend weiterentwickeln wird?

Bredack: Die Zahl der Vegetarier wird mit Sicherheit exponentiell ansteigen. Dafür gibt es viele Hinweise. Die Berichterstattung über das Thema nimmt immer mehr zu. Immer mehr Menschen erkranken an Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs und wollen gesünder Leben oder suchen sanfte Heilmethoden. Bill Clinton ist so ein Beispiel. Er war sehr krank und hat seine Krankheit durch Veganismus geheilt. Jetzt ist er ein Botschafter für diese Lebensweise, weil das ein Ausweg für viele sein kann. Man kann sich auch fragen, warum ein Mann wie Bill Gates, der den Computer in die Haushalte gebracht hat, und den damals alle für verrückt hielten, als er die Revolution der Computer ankündigte, warum so ein Mann Milliarden in die Erforschung von Alternativen zu Fleisch investiert. Also, ich schätze in fünf Jahren, lebt ein großer Teil der Menschheit vegan.

Letzte Frage, was sind 2014 und 2015 Ihre Pläne für Veganz?

Bredack: In diesem Jahr wird es vor allem um wirtschaftliche Stabilisierung gehen. Im nächsten Jahr möchte ich dann stark expandieren und jeden Monat einen neuen Laden eröffnen. Sodass es letztlich 21 Läden in Europa gibt, plus verschiedene Franchise-Filialen.

Das Gespräch führte Susanne Hamann.

(ham)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort