Eine Million leben fleischlos Veganer leben gesund

Düsseldorf · Wer nicht nur auf Fleisch verzichtet wie die Vegetarier, sondern auch auf Milch und Eier, lebt nicht zwangsläufig ungesund. Denn Veganer leben auch außerhalb der Nahrungsaufnahme gesundheitsbewusster als andere.

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Foto: Andreas Woitschützke

In Deutschland lebt mindestens eine Million Erwachsener ohne Fleisch auf dem Teller, knapp jeder Zehnte von ihnen verzichtet sogar auf Milch und Eier. Der Streit darüber jedoch, ob diese Kostform wirklich gesünder ist, ebbt keineswegs ab.

Wissenschaftliche Daten liefern nun neue Anstöße zur Diskussion. Der chinesische Ernährungswissenschaftler Duo Li hat in einer Übersichtsarbeit nur für den Vegetarismus — der kein Fleisch, aber Milch und Eier erlaubt — einen Schutzeffekt für Herz und Kreislauf finden können. Nicht aber für die rein veganische Ernährung, die auf tierische Nahrungsmittel vollständig verzichtet.

Zu viel Homocystein

Für die Anhänger dieser Kostform ermittelte Li sogar ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weil ihr Blut zu viel Homocystein und dafür zu wenig gefäßschützendes HDL-Cholesterin aufweist. Außerdem gebe es in ihren Adern eine stärkere Neigung zu Blutgerinnseln.

"Ich kann keinem Menschen empfehlen, sich veganisch zu ernähren", warnt Li. David Jenkins von der University of Toronto, betont jedoch, dass man von bestimmten Auffälligkeiten im Blutbild nicht zwangsläufig auf ein erhöhtes Krankheitsrisiko der Veganer schließen könne.

Denn die bräuchten beispielsweise gar nicht so viel HDL-Cholesterin wie andere Menschen, insofern der Sinn dieses Stoffs darin besteht, das schädliche LDL-Cholesterin von den Gefäß- wänden zu kratzen. "Und in den Blutgefäßen von Veganern, die keine tierischen Fette zu sich nehmen, kursiert ja gar nicht so viel LDL, das beseitigt werden müsste", so der US-amerikanische Ernährungswissenschaftler.

Auch der Nährstoffmangel muss bei Veganern nicht automatisch zu Krankheiten führen, wie Ernährungswissenschaftler Ibrahim Elmadfa von der Universität Wien belegen konnte. Sein Forscherteam untersuchte die Gesundheit und Nährstoffversorgung von 233 Männern und Frauen. Von ihnen waren 54 strenge Veganer, und die verzehrten wohl zu wenig Vitamin B 12, Kalzium und Vitamin D, doch sie zeigten keineswegs eine verstärkte Neigung zu entsprechenden Mangelerkrankungen wie etwa Osteoporose.

Veganer leben gesünder

Die Erklärung ist einfach: Wie alle Vegetarier federn auch Veganer potentielle Mangelprobleme dadurch ab, dass sie einen Lebensstil führen, der den Bedarf an gesundheitsfördernden Substanzen herunterschraubt. So bescheinigt ihnen Elmadfa, dass sie sich im Durchschnitt mehr bewegen und weniger Alkohol trinken als andere Menschen, "und Raucher findet man unter ihnen ohnehin nur äußerst selten", so dass ihr Bedarf an antioxidativen Vitaminen und Mineralien eher gering ist.

Kalziumräuber wie Cola-Getränke und Schmelzkäse sind ebenfalls untypisch für den Speiseplan eines Vegetariers. Und zu seinem Lebensstil gehört in der Regel auch, dass er sich viel im Freien aufhält und dadurch die körpereigene Vitamin-D-Produktion mobilisiert.

Was natürlich letzten Endes bedeutet: Vegetarier essen nicht nur anders, sie leben auch anders als die Mehrheit der Fleischesser. Ihr überdurchschnittlich guter Gesundheitszustand — sie leiden vor allem seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht und Stoffwechselstörungen — könnte also weniger mit dem Speiseplan als mit ihrem Lebensstil zu tun haben. Psychologen der Uni Jena befragten 115 Vegetarier, warum sie auf Fleisch verzichteten. Das Ergebnis: Die meisten tun es aus moralischen Gründen, nur etwa fünf Prozent nannten gesundheitliche Gründe

(anch)
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