#dadbod Fünf Ausreden für Schwergewichte

Düsseldorf · Die WHO hat Alarm geschlagen: Spätestens 2030 ist fast jeder übergewichtig. Aber ein wenig Bauch hat doch noch nie geschadet, oder? Wir liefern fünf Erklärungsversuche für das Wohlstandspolster.

Übergewicht? - Fünf Ausreden für den Wohlstandsbauch
Foto: Shutterstock/ Roman Sigaev

Aufs Bauchgefühl ist nicht nur in Deutschland bald kein Verlass mehr - wenn es nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht. Die entwirft in ihrem aktuellen Zahlenwerk zur Fettleibigkeit eine düstere Zukunft. Demnach haben in Deutschland im Jahr 2030 fast die Hälfte aller Frauen und knapp zwei Drittel aller Männer Übergewicht. Um kostenintensive Krankheiten zu vermeiden, sollen die Bäuche also verschwinden. Und das möglichst schnell. Ernährungsforscher erörtern bereits, inwieweit sich Essverhalten und Bewegungsunlust regulieren lassen, um den Trend umzukehren. Übergewicht, je nach Grad unzweifelhaft ein Gesundheitsrisiko, droht zum Stigma zu werden. Dabei, das sagt nicht nur der gesunde Menschenverstand, hat ein wenig Bauch noch nie geschadet. Fünf Ausreden für Schwergewichte.

Muskeln sind eben schwer Tatsächlich orientiert sich das Datenwerk der WHO am Body-Mass-Index (BMI), der das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße setzt. Ab einem BMI von 25 gilt ein Mensch als übergewichtig, ab 30 als fettleibig. Nur: Wer groß ist, viel Sport treibt und dadurch schwere Muskelmasse aufbaut, fällt möglicherweise im BMI-Raster unangenehm auf. Laut US-Forschern werden deshalb zehn Prozent der Amerikaner zu Unrecht als zu dick aufgeführt. Auch ein Wladimir Klitschko mit 1,98 Meter und rund 110 Kilogramm landet im BMI-Ranking nah an der Fettleibigkeit. Seit den 70ern wird das System angewandt, dabei gibt es längst Alternativen - etwa die Waist-to-Height-Ratio, bei der man Taillenumfang durch Körpergröße teilt.

Etwas Speck ist gesund Ohnehin ist Übergewicht nicht gleich Übergewicht. Mehrere seriöse amerikanische Studien kamen zu dem Ergebnis, dass leichtes Übergewicht eigentlich als Idealgewicht definiert werden müsste. Mit ein wenig Speck auf den Rippen lebt es sich länger und agiler, selbst das Herz profitiert. Fitte Dicke sind gesünder als schlappe Schlanke, lautet das Studien-Fazit. Allerdings: zu viel Fett darf es nicht sein. Dann wandelt sich der Vorteil zum Handicap.

Mein Sixpack ist nur verschüttet Dass ein paar Kilo mehr nicht nur gesund, sondern auch attraktiv machen können, zeigt ein neuer Internet-Trend. DadBod heißt er, zusammengesetzt aus Dad und Body, was so viel meint wie: Papas Wampe und Sohnemanns Sixpack gehen eine heilige Allianz ein. Träger dieser übersichtlichen Wohlstandspolster behaupten, das Sixpack sei zwar da, aber momentan verschüttet. In Bayern bezeichnet man die Vertreter dieser Gattung in der Regel als gestandene Mannsbilder. Ihre Botschaft aber ist universell gültig: Bauch ist beautiful.

Mein Gehirn will das so Das DadBod-Phänomen ist genauso gesellschaftlicher Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit. Denn, auch das haben Studien ermittelt, Menschen können gewissen Lebensmitteln nicht widerstehen. Wenn Kohlenhydrate und Fette in einem Anteil von 55:35 enthalten sind, wie in Chips, Schokolade und Nuss-Nougat-Creme, wird gegessen, bis nichts mehr da ist. Vor allem im Kino sehr gut zu beobachten. Ernährungswissenschaftler sprechen von der Naschformel. Das Ergebnis ist der DadBod, der dann eben als sexy erklärt wird.

Ich bin ein Industrie-Opfer Problematisch wird es erst dann, wenn sich der DadBod zum Fatboy entwickelt. Bis 2030, so die WHO, könnte sich auch die Zahl der fettleibigen Hellenen verdoppeln. Tatsächlich halten in Griechenland immer weniger Menschen Kreta-Diät, sondern essen mehr Fast Food. Es ist der veränderte Lebenswandel, der den Menschen aufs Gewicht schlägt. Dabei, das hat eine umfangreiche US-Studie ergeben, legen die Menschen nur sehr langsam zu, rund 400 Gramm pro Jahr. Die Dickmacher: Chips, Limonade, Fleisch. Desserts setzen kaum an. Wer mehr Gemüse und Früchte isst, nimmt dagegen ab. Am besten ist es wohl einfach, aufs Bauchgefühl zu hören.

(RP)
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