Ernährung Sozialstruktur und Esskultur in Deutschland

Düsseldorf · Aus einer Studie des Statistischen Bundesamtes geht hervor, dass es 2011 rund 15,9 Millionen Singles in Deutschland gab. Damit habe sich der prozentuale Anteil an Singlehaushalten in den vergangenen 20 Jahren von 14 auf 20 Prozent deutlich erhöht.

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Foto: ddp

Dass heute jeder fünfte Deutsche allein lebt, zeige sich am deutlichsten in den Großstädten, denn hier sei der prozentuale Anteil an Singles am höchsten. In Städten mit mindestens 500.000 Einwohnern leben demnach durchschnittlich 29 Prozent der Menschen ohne Partner oder Familie. Damit sei auch der Anteil an Familien in Deutschland seit Mitte der Neunziger von über 56 Prozent auf heute 49 Prozent gefallen.

Der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler, schätzt, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Zudem wies Egeler in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Singles nach den Alleinerziehenden am stärksten von Armut betroffenen seien.

Einerseits lassen die Daten erkennen, dass Singles überdurchschnittlich mehr Sozialleistungen beziehen, andererseits ist festzustellen, dass das Singleleben auch ungleich teurer ist.

Alltagsgestaltung eines Singles: weniger Geld, aber mehr Freiheit

Während Paarhaushalte sich die Kosten für Wohnraum, Energie und Urlaube teilen und oft auf den Kopf gerechnet Vergünstigungen und Rabatte in Anspruch nehmen können, tragen Singles die höheren Pro-Kopf-Kosten allein. Doch Geld ist eben nicht alles.

Gerade junge Menschen sehen in ihrem Singledasein einen Vorteil, da es ihnen ermöglicht, ihr Leben individuell und ohne Verpflichtungen zu gestalten und beruflich flexibel zu bleiben.

Die Zeit wird nach den eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestaltet und ist weniger an gesellschaftliche Rituale wie beispielsweise das gemeinsame Abendbrot oder den Wochenendausflug gebunden. Die persönliche Freiheit steht über dem finanziellen Vorteil, was sich auch auf das Konsumverhalten auswirkt, wie am Beispiel der sich wandelnden Esskultur erkennbar wird.

Esskultur im Wandel

Symbolisierte ein reichlich gedeckter Mittagstisch umgeben von Vater, Mutter und Kindern in der Vergangenheit oft das familiäre Idealbild, wirkt er heute wie ein Sinnbild der Rückständigkeit. Der flexible Single des 21. Jahrhunderts steht nicht nur für die Ablehnung des klassischen Hausfrauenbildes, sondern passt sein Essverhalten einer Alltagswelt an, die durch wachsende berufliche Herausforderungen und das Internet immer schnelllebiger wird.

Der spontane Imbiss in der Mittagspause und die Verabredung im Restaurant mit Kollegen nach der Arbeit sind Teil dieser Welt. Auch wenn die Esskultur immer noch durch Gemeinschaftlichkeit geprägt ist, so ist sie nicht mehr unbedingt familienbezogen.

Überdies ist festzustellen, dass sich zahlreiche Unternehmen am modernen Ess- und Kommunikationsverhalten orientieren und sich somit an die finanziellen Gegebenheiten und individuellen Bedürfnisse von Singles angepasst haben.

Preisgünstige Online-Lieferservices wie www.lieferando.de oder Call a Pizza haben sich etabliert. Hier kann jeder Single wie im Restaurant sein Menu aussuchen, online oder telefonisch bestellen und warten, bis das Sushi, die Pizza oder der gemischte Salat frisch an die Haustür geliefert werden.

Die Notwendigkeit, unter hohem Zeitaufwand für sich selbst zu kochen, entfällt. Mit der wachsenden Anzahl an Singlehaushalten hat sich also auch das Image der früher als ungesund und qualitativ minderwertig geltenden Essenslieferanten verbessert.

Deren zunehmende Professionalisierung und die erweiterten Angebotspaletten können folglich als die appetitliche Antwort auf den Hunger des Singles nach mehr Unabhängigkeit verstanden werden.

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