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Seltsamer Fall im Uniklinikum Düsseldorf Was Sie über das China-Restaurant-Syndrom wissen müssen

Düsseldorf · Ein 53-jähriger Mann wird in die Uni-Klinik Düsseldorf eingeliefert. Seine Symptome: Schwindel, Durchblutungsstörungen. Alles deutet auf einen Schlaganfall hin. Doch dann erkennen die Mediziner eine andere Ursache: der Patient war asiatisch essen.

Düsseldorfer Ärzte vermuten, dass in chinesischem Essen enthaltenes Glutamat bei ein 53-Jährigen schwere neurologische Beschwerden ausgelöst hat.

Düsseldorfer Ärzte vermuten, dass in chinesischem Essen enthaltenes Glutamat bei ein 53-Jährigen schwere neurologische Beschwerden ausgelöst hat.

Foto: Shutterstock/riopatuca

Als ein 53-Jähriger in die Notaufnahme der Universitätsklinik Düsseldorf eingeliefert wird, deutet für die Ärzte vieles auf einen Schlaganfall hin. "Ein Patient mittleren Alters konnte selbst nicht mehr gehen und klagte über starken Schwindel", erinnert sich Bernd Kieseier. Er ist Oberarzt in der Neurologie am Uniklinikum Düsseldorf und berichtet im Fachblatt "Jounal of Neurology" über diesen besonderen Fall, der ihn und sein Team beschäftigte.

Suche nach der Ursache für Herzprobleme und Schwindel

"Wir dachten auch an die Möglichkeit einer Entzündung und taten alles, was diagnostisch bei solchen Vermutungen nahe liegt", sagt Kieseier. Doch auch ein MRT vom Kopf des 53-Jährigen erhärtete keine der Annahmen. "Es gab keine plausible Erklärung für den Schwindel und auch nicht für die die plötzlich auftretenden Durchblutungsstörungen und Herzrhythmusstörungen", so der Neurologe weiter.

Das Ärzteteam sucht nach weiteren Hinweisen, um auch Erkrankungen des Innenohres auszuschließen und war ganz überrascht, als sich der Schwindel nach einer Stunde vollkommen verflüchtigte und auch die anderen Symptome nachließen. "Nach ein paar Stunden waren alle Beschwerden weg", schildert Kieseier den Verlauf. "Das war so ungewöhnlich, dass wir einen Zusammenhang mit dem Verzehr einiger scharfer asiatischer Würstchen annehmen", erläutert er.

China-Restaurant-Syndrom unter Verdacht

China-Restaurant-Syndrom nennt sich das seltsame Phänomen, das nun die Mediziner der Uniklinik Düsseldorf als Ursache für die Beschwerden des Mannes annehmen. Ein chinesischstämmiger US-Arzt beschreibt es erstmals im Jahr 1968. Er stellt immer nach dem Verzehr chinesische Speisen an sich selbst diffuse Beschwerden fest. Übelkeit, Kribbeln im Nacken und Halsbereich, Hitzewallungen und Engegefühl, aber auch Schwindel, Taubheitsgefühl oder Herzklopfen und Kopfschmerzen sind heute als Symptome beschrieben, die in Zusammenhang mit der starken Aufnahme des Geschmacksverstärkers Glutamat beschrieben wurden. Kritiker vermuten sogar, dass das Würzmittel Nervenkrankheiten wie Alzheimer oder Parkinson fördern könnten.

Mediziner sehen den Zusammenhang zur chinesischen Küche, weil dort besonders viel Glutamat verwendet wird und gehen von einer Überempfindlichkeitsreaktion aus, die manche Menschen nach einer verstärkten Aufnahme zeigen. Auch im Düsseldorfer Fall hatte der 53-Jährige rund 30 Minuten vor Auftreten der ersten Symptome chinesisch gegessen. Wie aber kann ein Geschmacksverstärker Schwindel auslösen?

Wie Glutamat Schwindel auslösen könnte

Glutamate stecken nicht nur in vielen Fertiggerichten, Rindfleisch und ungeschältem Reis, sondern als natürlicher Stoff in vielen Lebensmitteln vor. Der Verein für Unabhängige Gesundheitsberatung nennt zum Beispiel Käse oder Tomaten als Träger natürlicher Glutaminsäuren. Auch der Körper selbst produziert diese Aminosäure. Sie wird im Darm verwertet — gleich ob sie körpereigen oder durch Nahrungsmittel aufgenommen wird.

Auch im sogenannten Corti-Organ — dem Sitz des Gehörsinns im Innenohr gibt es Glutamatrezeptoren. "Dort findet man eine hohe Dichte an Rezeptoren. Es ist also denkbar, dass Natriumglutamat unmittelbar auf das Gleichgewichtsorgan einwirkt", sagt der Düsseldorfer Neurologe. Dadurch könnte Schwindel entstehen.

Wissenschaftlich gesehen ist man sich in Sachen China-Restaurant-Syndrom hingegen uneinig. Zwar untersuchten diverse Studien das Phänomen, doch kamen sie bislang zu keinen eindeutigen Ergebnissen. So kommt es auch, dass weder deutsche noch amerikanische Gesundheitsbehörden eine Höchstmenge für die tägliche Aufnahme festlegen. Lediglich bei Babynahrung ist in Deutschland der Zusatz von Natriumglutamat verboten. "Ich glaube jedoch, dass es Menschen gibt, die eine Überempfindlichkeit oder Allergie haben und dann entsprechend auf Glutamat reagieren können", sagt Bernd Kieseier dazu.

Wer also nicht ausschließen kann, empfindlich auf den beliebten Geschmacksverstärker zu reagieren, der übrigens auch in italienischen Fertigprodukten wie Tomatensaucen, Tiefkühlpizza oder Brühwürfeln, Gemüsepfannen und Suppen steckt, der sollte die Lebensmittelverpackungen genau studieren. Hinter den Bezeichnungen E 620 bis E625 verbirgt sich der umstrittene Stoff.

(wat)
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