Studie Senken Vitaminpräparate das Krebsrisiko?

Chicago · Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine oder Mineralstoffe galten bislang als weitgehend überflüssig, einige sogar als schädlich. Eine aktuelle Studie scheint Kritiker jetzt zu widerlegen: Multivitaminpräparate, so ergab die im Fachblatt "JAMA" veröffentlichte Untersuchung, kann das Krebsrisiko bei Männern leicht senken.

Das leistet eine gute "Krebsdiät"
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Foto: ddp

Allerdings bewerten viele Wissenschaftler das Ergebnis der Arbeit zurückhaltend. An der Untersuchung nahmen fast 15.000 Männer teil, alles Ärzte, zu Beginn der Studie alle über 50 Jahre alt und gesund. Über elf Jahre hinweg nahm ein Teil der Gruppe regelmäßig ein Multivitaminpräparat ein, der andere Teil ein Scheinpräparat. Die Auswertung ergab, dass diejenigen, die die Vitamine zu sich genommen hatten, ein acht Prozent niedrigeres Risiko haben, an Krebs zu erkranken, als die mit den Placebos.

Der Unterschied ist relativ gering: Eine gesunde Ernährung, Sport und Nikotinverzicht können das Krebsrisiko jeweils um 20 bis 30 Prozent senken, sagen Experten. Auch ist nicht klar, wie die Einnahme von Vitaminen bei Frauen wirkt, bei jüngeren Männern oder bei Personen mit Vorerkrankungen.

Vielversprechende Studie

"Es ist ein sehr milder Effekt, und ich bin mir nicht sicher, ob das Ergebnis so signifikant ist, dass man jedem Vitaminpräparate empfehlen kann", sagt Ernest Hawk, Vizepräsident für Krebsprävention am Krebszentrum der Universität von Texas. Hawk hat die Studie für die Amerikanische Vereinigung für Krebsforschung bewertet, auf deren Tagung im kalifornischen Anaheim die Arbeit präsentiert wurde. Trotzdem sei die Studie vielversprechend, erklärt Hawk. In jedem Fall gehe daraus hervor, dass die Mittel keinen Schaden anrichteten.

Vitaminpräparate sind sehr beliebt, vielen nehmen sie ein als eine Art Ausgleich für schlechte Ernährungsgewohnheiten. Allerdings haben frühere Studien gezeigt, dass bestimmte Mittel sogar schädlich sein können, wenn sie im Übermaß eingenommen werden.

Nur in Absprache mit dem Hausarzt

Selbst Studienautor J. Michael Gaziano aus Boston äußert sich vorsichtig. Der Hauptgrund, ein Multivitaminpräparat einzunehmen, sei, ein Defizit auszugleichen, erklärt er. Die Studie gebe aber Hinweise, dass ältere Männer in Bezug auf ihr Krebsrisiko profitieren könnten.

Krebsexperten sprachen sich für weitere Untersuchungen aus. Sie wiesen unter anderem darauf hin, dass die Probanden der vorliegenden Arbeit möglicherweise eine gesündere Lebensweise hätten, so seien darunter nur vier Prozent Raucher gewesen. Wer auf Multivitaminpräparate nicht verzichten wolle, solle folgende Ratschläge beachten, hieß es:

- Nahrungsergänzngsmittel unterlägen nicht den strengen Regeln der Arzneimittelzulassung.

- In jedem Fall müsse vor einer Einnahme der Hausarzt konsultiert werden, denn bei manchen Mitteln gebe es Wechselwirkungen mit Medikamenten. So vertrage sich Vitamin K nicht mit bestimmten Herzmedikamenten oder Blutverdünnern, die Vitamine C und E könnten die Wirksamkeit einer Chemotherapie verringern.

- Raucher und Ex-Raucher sollten auf Mittel verzichten, die viel Betacarotin oder Vitamin A enthielten. Studien hätten einen Zusammenhang zu einem höheren Lungenkrebsrisiko hergestellt.

(Marilynn Marchione ist AP-Korrespondentin)

(APD)
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