"Tickende Bombe" Oft resistente Keime in Schweinemett

Berlin · Schweinemett ist einer Stichprobe im Auftrag der Grünen zufolge oft mit Keimen belastet, die gegen Antibiotika resistent sind. Die Keime tauchten dort auf, weil mittlerweile viele Tiere in den großen Mastställen damit infiziert seien, erklärte die Grünen-Bundestagsfraktion am Donnerstag.

So schützt man sich vor krank machenden Keimen
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Foto: Shutterstock/hxdbzxy

Ursache sei der massive und häufig unsachgemäße Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Deutschland liegt laut einer Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und des BUND weltweit auf einem der vorderen Plätze beim Einsatz von Antibiotika pro Kilo erzeugtem Fleisch.

Die Grünen-Bundestagsfraktion ließ im Dezember in zehn großen Städten an jeweils fünf Orten Schweinemett einkaufen - in Discountern, Supermärkten und Bäckereien. Die Produkte, etwa Zwiebelmettwurst, Mettbrötchen oder frisches Mett, ließen sie im Labor untersuchen. Demnach waren 16 Prozent der Proben mit antibiotikaresistenten Keimen belastet.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Bärbel Höhn, und der agrarpolitische Sprecher Friedrich Ostendorff kritisierten, Mastställe seien "quasi ein riesiges Trainingsgebiet für Keime, um resistent gegen Antibiotika zu werden". Sie forderten, den Einsatz von Antibiotika in der Tiermast "deutlich" zu reduzieren. Dies sei nur möglich, wenn die Größen der Herden verkleinert würden und die Tiere mehr Platz bekämen.

Europaweit sterben laut Heinrich-Böll-Stiftung und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) jährlich rund 25.000 Menschen auf Grund von Antibiotika-Resistenzen. In Deutschland sind es nach Angaben der Grünen-Bundestagsfraktion jährlich rund 30.000 Menschen, die sterben, weil sie nicht mehr vollständig auf die Behandlung mit Antibiotika ansprechen. Laut BUND beruhen beide Zahlen auf anderen Methoden der Datenerhebung; es sei sehr schwierig festzulegen, ob ein Mensch an einer Krankheit oder einer Antibiotikaresistenz gestorben ist.

Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger kritisierte, es würden weiterhin neue Megaställe gebaut, deren Förderung Fleisch beim Discounter scheinbar billig mache. "Tatsächlich zahlen die Verbraucher einmal beim Kauf des Fleisches, dann mit Steuergeld für neue Ställe und Schlachthöfe und drittens für die Umwelt- und Gesundheitsschäden."

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) habe es nicht geschafft, hier Veränderungen einzuleiten. Der BUND setze sich dafür ein, bei der laufenden EU-Agrarreform die Vergabe der Subventionen an strenge Umwelt- und Tierschutzauflagen zu binden.

(dpa/anch/sap/csi)
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