Zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse Kritik an Kita-Essen: Die wichtigsten Antworten

Stuttgart · Wir essen zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse oder Obst - so neu klingt diese Erkenntnis nicht. Dennoch rüttelt es auf, wenn eine Studie zum Essen in Kindertagesstätten genau dies belegt. Wir geben an dieser Stelle Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Essen in Kitas.

So lernen Kinder richtig zu essen
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Foto: Königs, Bastian

Warum ist das Essen in deutschen Kitas häufig so unausgewogen? Die Antwort sollte man nach Ansicht von Experten nicht allein bei den Produzenten suchen, sondern auch bei denen, die es bestellen. "Ein gutes Essen ist ein Essen mit Fleisch": Diese überholte Überzeugung sitze noch tief.

Wer isst in der Kita?

Nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung werden bundesweit mehr als 1,8 Millionen Kinder am Mittag in einer Kita verpflegt (Stand März 2013). Bei den unter drei Jahre alten Kindern seien es 80 Prozent, bei den älteren 60 Prozent. Je nach Bundesland gibt es große Unterschiede. In Ostdeutschland gehört das Mittagessen zum Standard.

Wie sollte das Essen an Kitas sein?

Die Deutschen Gesellschaft für Ernährung hat klare Vorstellungen: In 20 Verpflegungstagen sollten es an jedem Tag Gemüse geben, mindestens an acht Tagen in Form von Rohkost oder Salat, heißt es in den Standards, die aber nicht verpflichtend sind. Mindestes achtmal sollte es auch Obst geben, aber eben maximal achtmal Fleisch.

Warum ist es in vielen Kitas nicht so?

"Wenn ich das wüsste, würde ich es ändern", sagte DGE-Expertin Esther Schnur. Die Missstände seien kein spezielles Kita-Problem, betonte sie. Heißt: Auch viele Erwachsene essen permanent zu viel Fleisch und zu wenig Gemüse oder Obst - und zwar durch alle Altersgruppen. Hinzu komme, dass die Verpflegung für Kitas oder Schülerhorte ja nicht von Ernährungswissenschaftlern bestellt werde, sondern von Pädagogen.
"Deren Kernkompetenz ist nicht die Ernährung."

Wer bereitet das Essen zu?

Meist Caterer. Der Auftrag dazu muss in der Regel ausgeschrieben worden sein. Nur knapp ein Drittel der Kitas bereiten alle Speisen selbst zu. Tiefgekühlt geliefertes Essen sei aber nicht per se schlechter als das selbstgekochte. "Wenn es richtig gemacht wird", sagte Alexandra Knauß, Ernährungswissenschaftlerin bei der DGE-Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Baden-Württemberg in Stuttgart. Der Caterer liefere aber natürlich nur das, was bestellt werde. Zu oft setze sich dabei offenbar die traditionelle Einstellung durch, nach der zu jedem guten Essen ein Stück Fleisch gehört.

Was müsste sich ändern?

Eine Möglichkeit wäre eine Obergrenze von Fleisch für öffentlich geförderte Kitas, so Reinhild Benning, Agrarexpertin beim Umweltverband BUND. "Wir brauchen bundeseinheitliche und verbindliche Standards auf Basis der DGE für die Verpflegung an Kitas", sagt Oliver Huizinger von der Organisation Foodwatch. "Geschmacksverstärker und künstliche Aromen müssen verboten werden", fordert Huizinger, der bei Foodwatch für den Bereich Kinderernährung verantwortlich ist. Auch müsse die Werbung in den Kitas gestoppt und die Hygienestandards stärker überprüft werden.

Was kostet ein Kita-Essen?

Laut Studie zahlen Eltern im Schnitt 2,40 Euro für ein Mittagessen ihrer Kinder. Um die DGE-Standards für eine ausgewogene Ernährung zu erfüllen, müssten es laut Studie rund 4 Euro sein - was jedoch von den DGE-Expertinnen nicht bestätigt wurde.

Was brauchen Kinder im Kita-Alter?

Kinder im Alter von zwei bis drei Jahren brauchen laut DGE etwa 1000, Kinder bis sechs Jahren etwa 1500 Kalorien am Tag. Als Faustformel gelte dabei: zwei Drittel pflanzliche, ein Drittel tierische Lebensmittel. Gemüse und Obst gehören mehrmals täglich auf den Tisch, den sie liefern Vitamine und Nährstoffe. Wichtig für eine ausgewogene Ernährung sind zudem Getreideerzeugnisse wie Brot, Nudeln und Reis. Eine fleischlose Ernährung empfiehlt die DGE nicht, weil es dabei zu einem Vitamin-B12-Mangel kommen kann.

Was sollten die Eltern tun?

Mitdenken - und darauf achten, was ihren Kinder in den Kitas oder Horten aufgetischt wird. So lasse sich bei der Auftragsvergabe an den Caterer ja auch festlegen, was der liefern soll, sagt DGE-Expertin Schnur. Und dann lasse sich natürlich daheim auch immer noch "gegensteuern", indem man dann eben nicht nochmal Fleisch isst, bewusst Fisch serviert und den Kindern Gemüse anbietet.

(dpa)
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