Bulletproof Coffee Für den richtigen Kick muss Butter in den Kaffee

Düsseldorf · Kaffee mit Butter und Kokosöl ist die Geheimwaffe unter Managern, Sportfanatikern und Menschen mit Gewichtsproblemen. So unwirklich es klingt, der Bulletproof Coffee, so der Name des Getränks, soll Energie für den ganzen Tag liefern und den Appetit zügeln. Aber wie schmeckt die Mixtur? Wir haben es getestet.

Bulletproof Coffee: So wird er gemacht
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Bulletproof Coffee: So wird er gemacht

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Foto: Anne Peters

Bulletproof Coffee, also kugel- oder schusssicherer Kaffee, wird der Butter-Kaffee in den sozialen Netzwerken genannt, um den es aktuell einen regelrechten Hype gibt. Der Wunderkaffee, bei dem einer normalen Tasse Kaffee ein Teelöffel Butter und Kokosöl zugefügt wird, soll beim Abnhemen helfen, ewig satt halten und natürlich gesund sein. Weltweit posten derzeit Menschen Fotos oder Videos von ihrem Kaffee-Experiment und tauschen sich über Zubereitung, Geschmack und Effekte aus:


Dieser Mann schreibt einen Teil seiner Gewichtsabnahme dem Bulletproof Coffee zu:

Mit genug Butter ist alles gut. Diese Botschaft wird auf Instagram verbreitet .

Die Idee ist nicht neu: In Tibet gilt gebutterter schwarzer Tee seit jeher als Nationalgetränk. Der Amerikaner Dave Asprey hat den Ansatz an die westlichen Gepflogenheiten angepasst und verwendet Kaffee statt Tee. Unter dem Label "Bulletproof" vertreibt er nicht nur die Zutaten für eben jenen Butter-Kaffee, sondern auch extra Zugaben wie Kollagene, Kakao oder Vanille. Auch die passende Diät zum Getränk hat er im Angebot. Diese beruht im wesentlichen auf der Paleo-, oder auch Steinzeit-Diät. Das Grundprinzip dabei lautet: Eiweiß statt Kohlenhydrate. Nüsse, Samen, Kräuter, unraffinierte Pflanzenöle wie Kokos- und Olivenöl, frisches Bio-Gemüse und Fleisch stehen auf der Liste der erwünschten Nahrungsmittel. Zucker, Getreide und Miclhprodukte sind tabu. Einzige Ausnahme von dieser Regel ist die Butter (vor allem, wenn sie von frischen Weidelandkühen stammt), denn sie bietet laut Paleo im Gegensatz zu Margarine gesunde Fette für den Körper. Das Frühstück ersetzt Asprey folglich durch eine Tasse Butter-Kaffee.

Wir haben es getestet

Angst vor Fett darf man bei diesem Versuch sicher nicht haben. Denn nachdem man je einen Teelöffel Butter und Kokosöl im warmen Kaffee versenkt hat, blicken einem die Fettaugen direkt ins Gesicht. Deswegen besser sofort in den Mixer mit dem Gebräu. Einmal kräftig durchpuriert und schon hat sich die Kaffee-Butter-Kokosöl-Masse in eine Art cremigen Latte Macchiato verwandelt. Das redet man sich zumindest ein.

Der Geruchstest fällt positiv aus: leichter Kokos-Kaffee-Duft strömt aus der Tasse. Von den Fettaugen ist zumindest beim ersten Schluck nichts mehr zu sehen, dafür sind sie auf der Zunge und im Gaumen spürbar. Nach wenigen Schlucken des sämigen Getränks ist der Mundraum mit einem Fettfilm ausgekleidet, der sich auch lange nach dem Verzehr noch hält. Das muss man mögen.

Geschmacklich ist der Butter-Kaffee weniger gewöhnungsbedürftig, als angenommen. Er erinnert an einen Kaffee, auf dem einfach viel zu viel fette Sahne schwimmt. Die Kokosnote stört nicht, vorausgesetzt man mag den Geschmack. Für manche Empfinden könnte der Butter-Kaffee mehr Süße vertragen. Diätexperten raten in diesem Fall zu Stevia, dem pflanzlichen und kalorienarmen Zuckerersatzstoff. Nach einer Tasse ist man gut gesättigt. Durch die enthaltenen Fette hat der Kaffee immerhin 140 Kalorien.

Das ist dran am Wunderkaffee

Die Verheißungen sind wirklich verlockend: Energie, Steigerung der Konzentration, ein langanhaltendes Sättigungsgefühl und Gewichtsreduktion. Aber was kann der Butter-Kaffee tatsächlich?

Zuerst ist da das Koffein. Es wirkt stimulierend auf die Psyche, die Konzentration wird verbessert und Müdigkeitserscheinungen werden beseitigt. Außerdem wird ihm nachgesagt, die Speicherfähigkeit des Gehirns zu erhöhen. Diese Effekte sind - wie bei jedem anderen Kaffee - auch beim Verzehr von Butter-Kaffee gegeben.

Fett ist der Nährstoff mit dem höchsten Kaloriengehalt und gerade bei Diäten wird auf Butter oder Öl gerne verzichtet. Dabei beliefern Fette den Körper mit Energie. Ungesättigte Fettsäuren wirken positiv auf den Cholesterinspiegel. Omega-3-Fettsäure dienen als Schutz für Herz und Gefäße, der Blutdruck kann durch sie gesenkt werden.

Die entscheidende Zutat im Butter-Kaffee sind MCT-Fettsäuren. Diese sind in Form von Laurinsäure in der Butter und im Kokosöl enthalten. Sie sollen Alzheimer vorbeugen, antibakteriell wirken und einen Einfluss auf das Herzkreislaufsystem sowie erhöhte Cholesterinwerte haben. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät bei dem Wunsch von Gewichtsverlust von einem übermäßigen Verzehr von MCT-Fettsäuren ab. Zwar konnten durch die Zufuhr von MCT als Ersatz für übliches Fett in Untersuchungen Körpergewicht und Körperfettmasse gesenkt werden — allerdings nur in kurzfristigen Studien. Für eine dauerhafte Abnahme sei der gänzliche Austausch nicht empfehlenswert. Grundlegend für den langfristigen Erfolg des Gewichtsmanagements sei vielmehr eine ausgeglichene Energiebilanz, die durch die Komponenten Ernährung und Bewegung erreicht wird.

Fazit: Gesund ist der Butter-Kaffee also. Auch anregend wirkt er, dank des enthaltenen Koffeins. Ob man für diese Effekte aber zwingend jeden Morgen Butter und Kokosöl unter seinen Kaffee mischen muss, bleibt Geschmackssache.

(apd)
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