Kohle, Gas, Elektro Welcher Grilltyp sind Sie?

Düsseldorf/Heinsberg · Beim Grillen scheiden sich die Geister. Was für den einen der Geheimtipp ist, ist für den anderen der größte Reinfall. Die einen werfen am Wochenende den Gasgrill an, die anderen brutzeln lieber über Kohle. Elektrogrill, Gas oder Kohle – welcher Grilltyp sind Sie? Finden Sie es hier heraus.

Welcher Grill passt zu mir?
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Welcher Grill passt zu mir?

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Foto: Shutterstock/Sean Locke Photography

Beim Grillen scheiden sich die Geister. Was für den einen der Geheimtipp ist, ist für den anderen der größte Reinfall. Die einen werfen am Wochenende den Gasgrill an, die anderen brutzeln lieber über Kohle. Elektrogrill, Gas oder Kohle — welcher Grilltyp sind Sie? Finden Sie es hier heraus.

Beim Grillen ist es wie mit schnellen Autos: Da gibt es die, die einfach Spaß haben wollen und sich austoben möchten, und die, die sich an das Motto "sehen und gesehen werden" halten.

Für die einen spielt die Funktionalität und das Ursprüngliche eine große Rolle, die anderen zeigen gern, was sie haben, und setzen auf Größe, viel Zubehör und Schnickschnack. Ausleben können sich beide Typen — auf Kohle, Gas und auch Elektrogrills. Und dennoch ist nicht jeder Grill für jeden die beste Wahl.

Bevor Sie zum Kauf schreiten, sollten Sie sich darüber klar werden, welche Grillphilosophie Sie haben, nur dann klappt es, den Grill fürs Leben zu finden. Mögen Sie es lieber ursprünglich und feurig oder stehen Sie auf punktgenaue Temperaturkontrolle? Sind Sie eher ein gemütlicher Balkongriller oder ein Trendsetter, der gerne Neues ausprobiert? Patrick Schmiedel vom Grillfachgeschäft in Düsseldorf und Stefan Schneider von Otto Gourmet in Heinsberg haben das Grillen zu ihrem Beruf gemacht, vieles ausprobiert und kennen die Vor- und Nachteile der einzelnen Grills genau.

  1. Kohlefeuer — Der Animalische
  2. Auf Kohle zu grillen, sagen manche, weckt beim Mann Emotionen und Instinkte, es ist einfach ursprünglich. Für viele ist der rauchige Duft der glühenden Kohlen untrennbar verbunden mit einem saftigen Stück Fleisch und einem kühlen, zischenden Bier. Das Bedürfnis, am Feuer selbst sein Fleisch zuzubereiten, ist tief verwurzelt in ihnen und erst Glut und Flammen machen das Grillerlebnis perfekt. So zu grillen ist einfach cool und relaxt.
  3. Doch das Zubereiten auf Kohle braucht ein bisschen Planung, weiß Stefan Schneider. Mal eben loslegen ist da nicht. Grillanzünder sollten in Reichweite sein und der Vorrat muss ausreichend trockene Holzkohle oder Briketts vorhalten. Sonst verpufft der Traum vom Grillen ebenso schnell wieder, wie die Leidenschaft kurz zuvor noch aufgeglüht ist. Mindestens 30 Minuten lang heißt es, sich in Geduld zu üben, denn so lange benötigt die Kohle, bis sie richtig glüht und einsatzbereit ist. Helfen kann dabei ein Kamin, in dem die Kohle vorglüht.
  4. Dann aber sind auf einem guten Holzkohlegrill dem Grillvergnügen keine Grenzen gesetzt: Ob indirektes Grillen oder direktes, ob südamerikanisches Churrasko, Nackensteak oder Hähnchen am Drehspieß — all das ist möglich. Bei guten Kugelgrills sorgen die Zuluft von unten und ein Schieberegler im Deckel dafür, dass die Hitze genau so ist, wie man sie haben möchte. Nachteil der Kohlefeuerstellen: Sie sind nicht überall erlaubt. Auf vielen Campingplätzen und Miethäusern ist diese Art des Grillens untersagt, weil die Rauchentwicklung bei den Nachbarn das Feierabendfeeling gleich im Keim erstickt.
  5. Viele bevorzugen diese Art des Grillens, weil sie das rauchige Aroma des Fleisches lieben. Das aber, so räumen die Grillexperten mit einem gängigen Mythos auf, kommt nicht durch die Kohle zustande, sondern durch den Röstvorgang des Fleisches: "Würde die Grillweise zum Aroma beitragen, würde ja auf dem Gasgrill Zubereitetes nach Gas schmecken", merkt Stefan Schneider an. Egal also, ob auf Gas, Elektro oder Kohle — bei ungefähr 140 Grad Celsius rösten Eiweiß und Zucker im Fleisch und geben dem Stück das Aroma, das alle lieben.
  6. Auf den Punkt — Der Perfektionist
  7. Beim Grillen auf Gas wird nichts dem Zufall überlassen: Ob ein Brenner zugeschaltet wird für das indirekte Grillen oder mehrere, um die Röstaromen hervorzukitzeln — alles ist über die Regler, die jeder Gasgrill verfügt, leicht steuerbar. Es lässt sich sofort Vollgas geben oder die Hitze wegnehmen, "hier kann man die Temperatur punktgenau regeln", sagt Patrick Schmiedel.
  8. Was Profiherzen wie seins besonders hoch schlagen lässt: Der Grill bringt eine konstante Leistung und ist jederzeit sofort einsetzbar. Das begeistert viele. Rund 70 Prozent der Käufer im Grillfachgeschäft entscheiden sich für ein gasbetriebenes Modell, sagt Schmiedel. Außerdem ist dieser Grill in allen Bereichen einsetzbar. Zubereiten lässt sich eine ganze Schweineschulter als Pulled Pork ebenso saftig, wie Kurzgebratenes, Bauchfleisch oder Würstchen, mal mit offenem Deckel und mal mit geschlossenem.
  9. Auch nach dem Grillen hält sich die Arbeit in Grenzen: Es gibt keine Kohle, die weggebracht werden muss und auch die Reinigung ist unproblematisch, denn Gas brennt sauber. "Nach der Nutzung lassen Sie den Grill einfach bei geschlossenem Deckel auf höchster Stufe ausbrennen. Dabei verbrennen alle Fleischreste und Verschmutzungen und lassen sich danach mit einer Grillbürste einfach abbürsten", erklärt Stefan Schneider das Reinigungsverfahren, dass Profis als Pyrolyse ein Begriff ist. Diese Technik funktioniert auch bei einem Holzkohlegrill, allerdings ist dort das Befeuern aufwendiger.
  10. Ab und zu sollte man einen Blick in die untenliegende Fettpfanne werfen, denn dort sammelt sich besonders bei Liebhabern von Bauchspeck und Nackensteaks schnell herabtropfendes Fett an, von dem ein flammenwerfender Fettbrand ausgehen kann. Auch wenn damit die Reinigung denkbar einfach ist.
  11. Nachteilig ist die regelmäßige Artung, die das Gerät braucht. "Ein Gasgrill ist durch die in ihm verbaute Mechanik störanfälliger als Holzkohlegrills", sagt Patrick Schmiedler. Er besitzt mit dem elektrischen Zünder, Schläuchen und einem Alu-Druckgussgehäuse auch Teile, die man allein aus Sicherheitsgründen hin und wieder einmal nachschauen sollte, raten die beiden Grillmeister.
  12. Ständig unter Strom — der Ernährungsbewusste
  13. Emotional ist ein Elektrogrill eine Katastrophe. Mancher soll das Grillen darauf schon mit Grillen auf dem Toaster verglichen haben, doch auch dieser Grill hat seine Berechtigung. "In vielen Mietshäusern ist nichts anderes möglich", sagt Stefan Schneider. Für einen Ausflug an den Rhein ist er hingegen nicht geeignet, denn ein Stromanschluss ist Grundvoraussetzung, um an knuspriges Fleisch zu kommen.
  14. "Die Wattleistung sollte mindestens bei 2000 Watt liegen, um ein akzeptables Ergebnis zu erzielen", sagt Schneider. Diesem Anspruch werden die meisten günstigen Tischgrills nicht gerecht. Daneben gibt es jedoch auch hochwertige Elektrogrills, die den Vorteil haben, dass sie "Wenig krebserregende Stoffe beim Grillen produzieren", sagt Schmiedel. Denn beim strombetriebenen Grill tropft das Fett nicht auf den Brenner oder in die Kohle, sondern in eine Wasserschale. Das mache ihn aus ernährungsphysiologischer Sicht sinnvoll, erklärt der Düsseldorfer Grillmeister weiter.
  15. Während bezüglich schneller, kurzgebratener Leckereien der Daumen nach oben zeigt, zeigt er in allen anderen Dingen allerdings nach unten. Indirektes Grillen ist ebenso unmöglich wie Spieße oder ein saftiges Bruststück zuzubereiten. Patrick Schmiedel nennt den Grund für dieses Manko: "Beim Elektrogrill brät man mehr als man grillt." Ein weiterer Nachteil: Bei größeren Mengen Fleisch kommt man mit dem Grillen nicht mehr nach", verrät Stefan Schneider. Der Grill kühlt dann einfach zu schnell ab, zumal der E-Bruzzler meist einen An-und Aus-Schalter besitzt und somit eine Temperaturregulierung nicht zulässt.
  16. Wer gerne ein schnelles Würstchen isst, oder Gemüse auf diese Art und Weise flott bruzzeln mag, der kommt mit dieser Variante gelegentlich sicher zurecht. Allerdings sollte er bei aller Grillfreude ein waches Auge darauf haben, dass das Stromkabel nicht auf den Rost gerät, durchbrennt und einen Kurzschluss verursacht.
  17. Abhängen mit dem Schwenkgrill — Der Coole
  18. Ein klassischer Grill, bei dem der Rost mit einer Kette an einem Dreibeingestell befestigt wird, das sich meist lässig zur Seite schwenken lässt. Befeuert wird klassisch mit Kohle. Über die Kette lässt sich das Grillgut näher übers Feuer hängen oder weiter davon entfernen. Die Grillmeister sehen seine Stärke im Zubereiten großer Mengen Fleisch für eine große Anzahl an Gästen. Lange Garzeiten allerdings sind darauf nicht möglich. Eindeutiger Nachteil ist zudem der extreme Energieverbrauch. Da die Hitze nach außen weg geht, braucht man viel Kohle. Der bewegliche Schwenkarm zeigt hier einen zusätzlichen Vorteil, denn man kommt so leichter an die Feuerschale am Boden, wenn man Kohle nachschüttet.
  19. Smoker und Beefer — Der Fortgeschrittene
  20. Der Trend geht zum Zweitgrill, bei manchen auch zum Drittgrill. Mit einer Grilltemperatur von 800 Grad kürt mancher Grillprofi den Beefer zum heißesten Grill, auf dem sich Steaks in Steakhouse-Qualität auch zu Hause zubereiten lassen. Beim Hochtemperaturgrill kommt die Hitze im Gegensatz zu seinen Mitstreitern von oben. Einmal aufgeheizt kann das Extrem-Grillen, mit Gas los gehen. Es beschert eine gleichmäßige Röstung, indem es das Fleisch perfekt karamellisiert. "Außen ist es dann extrem dunkel, innen noch roh", beschreibt Stefan Schneider den optimalen Endzustand des auf diese Weise zubereiteten Gourmet-Steaks. Konzipiert wurde das Brenngerät für Fleisch wie Black Angus oder Dry Aged Beef.
  21. Auch das Zubereiten mit dem Smoker ist nur etwas für Erfahrene. "In unerfahrener Hand ist dieser Grill wie ein Auto mit 500 PS, das man nie ausfahren kann", so beschreibt es der Chefkoch von Otto-Gourmet in Heinsberg. Wer den Grill mit dem nach oben reichenden Kamin jedoch zu bedienen weiß, zaubert daraus die besten Spare- und Short-Ribs der Welt hervor. Für größere Fleischstücke ist der Smoker perfekt, denn darin werden sie nach dem "Low and Slow-Prinzip" über 12 bis 14 Stunden zubereitet.
  22. Kamingrill — Der Romantiker
  23. Den gibt es nicht zu kaufen, den muss man selber bauen. Manchen Garten ziert er und wartet dort auf seinen spontanen Einsatz. Für Grillprofi Schmidler gehört dieser Grill klar in die Kategorie "Gartenliebhaber und Romantiker". Er funktioniert über das Kohleprinzip und garantier eine stabile und lange Hitze. Für Hobbyköche am Rost aber kann er zu wenig. Indirektes Grillen ist nur sehr eingeschränkt möglich. Grillmeister Schneider bescheinigt drum nicht mehr als ein: "nett, aber es geht besser". Ein dickes Plus bekommt der Gartenkamin für die anheimelnde Atmosphäre im eigenen Paradies. Ist das Grillgut aufgefuttert, beschert er zum Lagerfeuer mit Holz umfunktioniert noch eine lange, kuschelige Nacht.
  24. Einweggrill — Der ewige Student
  25. Beim Gedanken an diese Grillvariante kräuseln sich den Grillmeistern die Zehenenägel hoch. Das Grillgut liegt zu nah an der Hitzequelle und die Temperaturregelung ist außer Kraft gesetzt. Das Schlimmste: "Das Lifestyle fehlt total", bemängelt Schmiedler. Allenfalls ist die Billigausführung für ein super-spontanes Happening und ein paar flotte Würstchen geeignet. Danach heißt es so oder so: Tonne auf, Grill weg.
  26. Keramikgrill — der Trendsetter
  27. Feuerrost, Kohle und Keramik gehen hier eine magische Verbindung ein. Optisch kommt er zwar etwas bott daher, doch ist der Keramikgrill ein Muss für den Trendsetter, der einen treuen Begleiter sucht. Denn wer die Anschaffungskosten im Schnitt von 1000 Euro nicht scheut, der kann sich auf einen Grill verlassen, der eine jahrzehntelange Lebensdauer vorweist. Ungewöhnlich: im Keramik-Holzkohlegrill lässt sich nicht nur jede Art von Fleisch zubereiten, sondern auch Pizza.
(wat)
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