Erfindung #dishstorm Wie sich Foodblogger an Bertolli rächten

Düsseldorf · Mit Rezeptlinks unter den Facebook-Posts von Foodbloggern hat der Nudelhersteller Bertolli die Foodblogger-Szene gegen sich aufgebracht. Anstatt die Werbeaktion hinzunehmen, wehrte die sich direkt mit einem "Dishstorm" - und erntete damit den gleichen Erfolg, wie es sonst nur ein "Shitstorm" schafft.

 Indem Bertolli einen Werbelink unter den Facebook-Post eines Foodbloggers setzte, löste der Hersteller den ersten #DishStorm des Internets aus.

Indem Bertolli einen Werbelink unter den Facebook-Post eines Foodbloggers setzte, löste der Hersteller den ersten #DishStorm des Internets aus.

Foto: Screenshot Facebook Bertolli

Der Begriff "Shitstorm" hat sich schon längst in die Alltagssprache eingeschlichen. Sogar der Duden widmet ihm einen Eintrag und macht die stürmische Entrüstung via Internet damit zu einem anerkannten deutschen Wort. Da der Shitstorm allerdings oft mit beleidigen Äußerungen einhergeht, kreierte eine Solidargemeinschaft aus Foodbloggern nun einen eigenen, humorvollen Begriff — den "Dishstorm" — und reagierte damit auf ungewollte Werbelinks, die Bertolli bei Foodblogs hinterlassen hatte.

Angestoßen wurde der Dishstorm, als der Nudelhersteller unter ein Rezept für Kürbis-Flammkuchen des Foodblogs "Penne im Topf" Facebook einen Rezept-Link mit dem Kommentar postete: "Lecker! Und wenn von dem Kürbis noch etwas übrig ist, kann man diesen auch super mit Risotto machen." Und auch bei chefkoch.de und dem Blog "Schönen Tag noch" machte Bertolli sich mit entsprechenden Links zu seinen Rezepten breit.

Das allerdings wollte sich die Foodblogger-Gemeinde nicht mehr gefallen lassen. Denn immer häufiger finden sie ungewollte Werbelinks unter ihren Einträgen. Damit versuchen Großunternehmen wie Unilever, zu dem Bertolli gehört, von der Popularität der Blogs zu profitieren.

Doch jetzt holte die Foodblog-Szene zu einem "Racheschlag" aus — und erfand kurzerhand den "Dishstorm". Das Konzept ist simpel: Sie vergelten gleiches mit gleichem: Anstatt also, wie im Shitstorm böse Briefe und öffentliche Aufrufe zu starten, verlinkten Foodblogger ihre eigenen Rezepte unter einem Facebook-Post von Bertolli — fast 200 Rezept-Kommentare sind schon zusammengekommen. Und so können Facebook-Nutzer dank dem #DishStorm unter einer Pesto-Werbung von Bertolli jetzt auch Rezepte für Mouse au Chocolat oder leckere Sandwich-Crepes finden.

Mittlerweile hat die Aktion der Foodblogger auch Wirkung gezeigt, Bertolli hat auf den Dishstorm reagiert. Mit einem Facebook-Post entschuldigte der Nudelhersteller sich bei der Bloggergemeinde:

"Eure Botschaft ist bei uns angekommen! Es tut uns Leid und wir werden zukünftig darauf verzichten, unsere Links ungefragt auf euren Seiten und unter euren Beiträgen zu platzieren." Und auch eine Zusammenarbeit schließt Bertolli in Zukunft nicht aus: "wir sind immer offen für Eure Ideen und Vorschläge, gerne auch per Direktnachricht."

(sno)
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