Hilfe für Leber, Galle und Co. Fit für das große Weihnachts-Schlemmen

Leverkusen · Es schmeckt so gut: Printen, Gänsebraten und Schokomouse. Für den Gaumen ist das eine Freude, für Magen, Leber und Galle eine Tortur. Zu viel Fett, Zucker und Alkohol machen den Organen das Leben schwer. Wir erklären, was beim Schlemmen Entlastung bringt.

So schlägt Ihnen das Schlemmen nicht auf den Magen
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Foto: shutterstock/ Dzinnik Darius

Die Feiertage sind der ultimative Härtetest für unsere Verdauungsorgane. Der Magen drückt, es stößt sauer auf, was süß hineinglitt, die Speiseröhre brennt und Unpässlichkeit macht sich breit. Umgeben von viel Nascherei und leckeren Bratendüften — findet man das Ende nicht so Recht. Wir essen über den Hunger hinaus bis sich die Magenwände spannen. Das macht sich als unangenehmes Völlegefühl bemerkbar. Wer jetzt erst aufhört zu essen, der handelt zu spät. "Unser Magen meldet erst mit einem Zeitverzug von 15 bis 20 Minuten, dass es voll ist", sagt Gastroenterologe Dr. Thomas Eisenbach. De facto haben wir dann aber schon eine Viertelstunde zu lange gegessen.

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Überstunden für die Verdauungsorgane

Damit uns nun das Gute nicht zu sehr im Magen liegt, schieben vor allem Leber und Galle Überstunden. Sie helfen dabei, das Übermaß an Kohlehydraten, Zucker, Alkohol und Fett zu verdauen. Vor allem letzteres kann der Organismus nur durch die mithilfe der Gallensäure verarbeiten. Die Gallenblase produziert dabei die Menge an Verdauungssaft, die die Leber benötigt, um das Fett in seine Bestandteile zu spalten. Je mehr wir von ihm zu uns nehmen, desto häufiger muss sie sich entleeren. Manchen Menschen wird das zum Verhängnis. Ausgerechnet an den Feiertagen bekommen sie Gallenkoliken.

Wenn sich zuvor unbemerkt Inhaltsstoffe der Gallenflüssigkeit zu Feststoffen auskristallisiert haben, liegen diese für die Betroffenen unwissentlich als Gallensteine im Organ. Bei rund einem Drittel der Erwachsenen ist das so. Kommen nun Stollen, Glühwein und Spießbraten ins Spiel, können sie plötzlich Beschwerden verursachen. Denn die Galle versucht sich nach der fetthaltigen Weihnachtsmahlzeit zu entleeren. Die Steine versperren aber die Gallenwege. In Folge dessen kann die zur Verdauung nötige Gallenflüssigkeit das Organ nicht verlassen und staut sich. Dem Patienten drohen schmerzhafte Koliken und Folgeerkrankungen. Auch Übelkeit, Blähungen und Erbrechen können auf übertriebenes Schlemmen zurückgeführt werden, ebenso aber zusammen mit Fettstühlen oder Schmerzen auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung hindeuten.

Mit Oberbauchbeschwerden besser zum Arzt

Die Folgen üppiger Mahlzeiten zeigen sich in vollen notdienstlichen Sprechstunden. Verstopfung, Durchfälle, Magenschmerzen und Koliken plagen nicht nur Patienten, sondern auch Ärzte, die die Festtage in der Praxis, statt daheim verbringen. Die Kunst ist es, ernsthafte Erkrankungen von den Nachwirkungen der üppigen Schlemmerei zu unterscheiden. Machen sich Oberbauchbeschwerden bemerkbar, sollte man — so rät Facharzt Thomas Eisenbach — nicht zögern, einen Arzt zu Rate zu ziehen.

Damit die Feiertage ein wohliges Gefühl hinterlassen, heißt es rechtzeitig auf die Bremse zu treten. Ein paar entlastende Tage vor dem großen Schlemmen entlasten die Leber und sorgen dafür, dass auch die Galle mit den Herausforderungen der Weihnachtszeit besser umgehen kann. Empfehlenswert ist es nicht mehr als 1800 Kalorien pro Tag zu sich zu nehmen und seine Mahlzeiten mit viel Gemüse, Obst, magerem Fleisch und Fisch zu bereichern.

Bitterstoffe und Co. — wirkungsvolle Verdauungshelfer

Bitterstoffe wie die in Artischocken regen den Appetit an und fördern den Gallenfluss und die Verdauung und helfen gegen Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Völlegefühl und Blähungen. Wer mit dem Gemüse nichts anzufangen weiß, erhält in Drogeriemärkten und Apotheken auch Artischockenpräparate in verschiedenen Darreichungsformen. Hilfreich ist neben diesem Gemüse auch die Mariendistel. Ähnlich wie die Artischocke schützt sie die Leber, unterstützt sie bei der Regeneration und hilft beim Abbau von Giftstoffen. Am besten entfaltet sie ihre Wirkung, wenn man sich am Abend einen Tee damit aufbrüht. Der aus ihren Früchten gewonnene Inhaltsstoff Silymarin soll selbst bei schweren Leberschäden heilende Wirkung haben.

Ebenfalls aus der Naturheilkunde kommt die Schafgarbe, die bei Verdauungsproblemen als vielseitiger Helfer bekannt ist. Ein Teelöffel Schafgarbenkraut mit einer Tasse heißem Wasser überbrüht ergibt einen Tee, der zwischen den Mahlzeiten getrunken verdauungsfördernd wirkt. Die in dem Kraut enthaltenen Bitterstoffe wirken außerdem krampflösend, galle- und verdauungsfördernd. Hilfe geben sie damit auch für einen geregelten Stuhlgang. Durch ihre ätherischen Öle und Flavonoide weist sie zudem antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften auf. Selbst Menschen mit empfindlicher Magenschleimhaut können bedenkenlos auf sie zurückgreifen. Eine Tasse zusätzlich vor dem Zubettgehen beruhigt Leber, Galle und Magen und beschert eine ruhige und entspannte Nacht.

Verdauungsschnäpschen besser gegen Tee tauschen

Grundsätzlich rät der Leverkusener Gastroenterologe: "Übertreiben Sie es mit fetthaltigen Speisen nicht und setzen Sie nicht auf den Magenschnaps." Der nämlich fördert entgegen der volksläufigen Meinung die Verdauung nicht, weil er die Organe zusätzlich mit Alkohol belastet. "Die beste Alternative dazu ist schwarzer Tee", weiß der Facharzt. Sinnvoll ist es zudem, das Essen tatsächlich zu genießen, sich Zeit zu lassen und es gut zu kauen. Auch hilft ein Spaziergang nach dem Essen. Die Bewegung von außen regt die Verdauungsorgane an. So gerät nichts ins Stocken und die Nahrung wird zügig weitertransportiert.

(wat)
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