Fastenzeit beginnt an Aschermittwoch Die besten Strategien zum Abnehmen

Service | Düsseldorf · Weihnachtskilos und Karnevalspfunde: Ab Aschermittwoch beginnt die Zeit, in der alle Kaloriensünden ausgeglichen werden sollen. Aber Abnehmen beginnt im Kopf. Vor allem Kontrolle wichtig: Wenn man das eine lässt, kann man etwas anderes neu entdecken.

Jedes Jahr fassen viele Menschen den Vorsatz, in der Fastenzeit auf etwas zu verzichten, was ihnen lieb und teuer ist. Eine gute Idee. Denn wer das Lasterhafte lässt, begibt sich nolens volens auf neue Wege, sucht Belohnung hier und Ersatzbefriedigung dort. Das kann sehr schön sein. Warum nicht mit Freunden ins Theater gehen statt Bierchen trinken in der Kneipe? Und für den Fall des erfolgreichen Durchhaltens schon zu Beginn festlegen, wie die Fastentrophäe aussehen könnte. Man muss kreativ sein während der Fastenzeit. Statt dauernd daran zu denken, was man sich versagt, Gewinn verbuchen.

Als häufigster Beweggrund zum Fasten wird die Gesundheit angegeben – tatsächlich kann man aus jedem Entsagen einen Mehrwert gewinnen. Selbst wer das Auto stehen lässt für kleinere Strecken und stattdessen zu Fuß geht, profitiert durch körperliche Betätigung.

Die meisten Menschen nutzen die Fastenzeit jedoch, um wieder in Schwung zu kommen. Abnehmen steht ganz oben auf der persönlichen Wunschliste. Die wenigsten wissen allerdings, wie das wirklich geht. Zu viele Versprechungen seitens der Werbung und zu wenig Kenntnisse über das für den jeweiligen Körper passende Essverhalten sorgen dafür, dass die meisten Versuche misslingen. Zwar sind der Studie zufolge viele Fastende glatt oder so einigermaßen durchgekommen: 44 Prozent blieben eisern, 42 Prozent wurden schwach, hielten dann aber durch, 14 Prozent brachen ab. Doch die wenigsten Menschen schaffen es, nachhaltig ihr Verhalten zu verändern. Bei mangelndem Willen riskieren sie den Jojo-Effekt – kaum ist die Diätstrecke vorbei, ist das alte Laster wieder da. Der Körper verfällt in seine liebgewonnenen, gemütlichen Rituale – abends Bierchen, dazu Chips oder Schokolade. Statt Kost frisch und selbst zuzubereiten, greift man zum Fast-Food-Angebot, Frühstück wird auswärts gekauft, täglich gibt es Schokocroissants und Caffè Latte – aufgeschäumt im Automaten.

Giftstoffe im Körper im Überblick
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Foto: dpa, Diagentur

Ohne drei Dinge braucht niemand an den Start zu gehen: Eiserner Wille, richtige Strategie und ständige Kontrolle: Abnehmen beginnt im Kopf. Man muss intrinsisch motiviert sein, aus sich heraus die Aktion wollen und davon überzeugt sein, dass sie einem gut tut. Für die richtige Strategie muss man sich nicht nur mit Kalorienzählen auskennen, sondern mit dem Grundumsatz des Körpers. Wie viel Kalorien verbraucht welcher Mensch in welchem Alter, bei welchen körperlichen Betätigungen und bei welchem sportlichen Potenzial? Es ist eine Kunst, herauszufinden, mit wie viel oder wie wenig Essen der Körper im Lot bleibt, die Mitte nicht verloren geht. Bei der Ermittlung des Wertes können Ärzte und Ernährungsberater helfen.

Ob man drei oder fünf Mahlzeiten zu sich nimmt, ob man die neue 16-Stunden-Diät befolgt (während acht Stunden essen, danach 16 Stunden keinen Bissen mehr), ob man Low Carb (ohne Kohlenhydrate) oder Trennkost (nie Eiweiß mit Kohlenhydraten zusammen) bevorzugt, scheint fast egal. Am Ende zählt die Summe. Das sagen Physiologen, die die physikalischen und biochemischen Vorgänge in den Zellen, im Gewebe und in den Organen kennen. Daher war eine der erfolgreichsten Diäten jene „Brigitte“-Diät, die in ihren Anfängen 1000-Kalorien-Pläne für jeden Tag verordnete. Wir brauchen viel weniger Essen als wir uns vorstellen, kleinere Portionen, je älter man ist. Dass Fett ein Feind des Abnehmens sei, ist ein Irrtum. Im Gegenteil benötigt der Körper Fett für seine komplexen Stoffwechselvorgänge; allein seine Menge und Wertigkeit entscheiden.

Außer dem Grundumsatzwert, den man für sich ermitteln sollte, gilt es, die Qualität und Nachhaltigkeit der Lebensmittel zu kennen. Das beste Beispiel sind Spaghetti. Wer sie nicht zu weich kocht, und wer sie nicht mit Sahne- oder Fleischsoße auf dem Teller vereint, der darf sie während eines Fastenprogramms ruhig essen. Auch Weißbrot wird beschuldigt, ungesund oder ein Dickmacher zu sein. Dabei verzehrt ganz Frankreich fröhlich seine Baguettes, ohne dick oder krank zu werden. Auf die Kombination kommt es an, der Franzose belegt das Baguette nicht mit Aufschnitt und streicht auch in der Regel nicht fingerdick Butter darauf.

Viele Ausreden werden dafür bemüht, warum Menschen angeblich ihr Essen nicht mehr zu Hause zubereiten können. Die wenigsten Schulkinder bringen heute noch ein Butterbrot mit, sondern kaufen fett belegte Brötchen und Naschwerk im Büdchen. Großmutters gestampfte Kartoffeln mit Möhren oder Spinat sind passé, schon Babys bekommen in Fabriken bereiteten Fertigbrei aus dem Gläschen. Steht der Mensch erst einmal in Lohn und Brot, dann ist er einer Kantine ausgeliefert. Beim Massenkochen wird gefeilscht wie auf dem Basar, niemand will viel bezahlen, das Essen soll gesund und einwandfrei sein, was bei den niedrigen Preisen kaum möglich sein dürfte. Wer auswärts isst, weiß selten, wie viel Kalorien er zu sich nimmt, er weiß nichts über die Produktionsbedingungen seines Lebensmittels und meist auch wenig über den Nährwert. Wer sich vollwertig ernährt (was nicht zwingend mit Biokost zu tun hat), mittags Kartoffeln und Gemüse vor Fleisch und frittierten undefinierbaren Kunst-Nuggets bevorzugt, der bleibt länger satt und schlank.

Diätexperten empfehlen, eher zwei Kilo Gewichtsverlust in einem Monat anzupeilen als vier Kilo in zwei Wochen. Powerdiäten fördern den Jojo-Effekt, sie stellen keine Verhaltensänderung her. Das Fernziel muss realistisch sein und zum Lebensalter passen. Die Waage kann als Kontrolle entmutigend sein, da das Gewicht – gerade bei älteren Menschen – nicht kontinuierlich nach unten geht. Da tut der Hosenbund fast bessere Dienste: Wird er lockerer, ist man auf einem guten Weg. Ein Fastentagebuch hilft, was längst auch elektronisch geht. Apps können Kalorien zu zählen, Apps gibt es auch für angesagte Diät-Methoden wie Weight-Watchers. Noch besser fast ist die Kontrolle durch gleichgesinnte Freunde, Kollegen oder Familienmitglieder. Wer sich erklärt, setzt sich selber unter positiven Druck. Das kann vor allem dann dienlich sein, wenn zu Hause und im Büro Versuchungen locken.

Dieser Artikel wurde ursprünglich im März 2014 auf RP ONLINE veröffentlicht. Da er weiter aktuell ist, bieten wir ihn noch einmal zum Lesen an.

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