Ohne Fleisch Fast-Food-Ketten setzen auf vegane Burger

Düsseldorf · Fleischfreie Kost liegt im Trend - nicht nur heute am Weltvegetariertag. Das haben auch die großen Fast-Food-Ketten erkannt. Jetzt testet McDonald's Nuggets und Burger ohne tierische Produkte.

 Immer mehr Fast-Food-Ketten und Restaurants bieten vegetarische, teils sogar vegane Burger an.

Immer mehr Fast-Food-Ketten und Restaurants bieten vegetarische, teils sogar vegane Burger an.

Foto: Shutterstock/Frannyanne

Früher galten Vegetarier und Veganer als Sonderlinge, über die allerhand Klischees kursierten. Mit den Worten trendig, erfolgreich und gesund hätte man sie wohl kaum beschrieben. Vielmehr sah man in ihnen blasse Menschen mit Mangelerscheinungen, die jedem ihre Moralvorstellungen aufdrücken wollen. Der Realität hat das nie entsprochen. Heute sind Vegetarier und Veganer keine Sonderlinge mehr - im Gegenteil. Sie avancieren zu Stereotypen, denen immer mehr Menschen nacheifern. Denn vegane Ernährung liegt im Trend. Am heutigen Weltvegetariertag lohnt sich daher der Blick über den Tellerrand.

"Diese Ernährungsformen sind tatsächlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen", erklärt die Hamburger Sozialwissenschaftlerin Pamela Kerschke-Risch, die sich in einer Studie mit dem Thema vegane Ernährung auseinandersetzt. Der typische Veganer ist ihr zufolge meist jung, gebildet und weiblich. Doch das heißt nicht, dass der typische Veganer die junge Studentin ist, die am Brokkoli nagt. Vegane Ernährung findet man mittlerweile an jeder Ecke.

Ein paar Beispiele: Die Fast-Food-Kette McDonald's plant, in Österreich vegane Burger und Nuggets zu verkaufen. Die erste Testphase ist abgeschlossen, bald sollen die neuen Produkte über die Ladentheke gehen. Dass sich Fast Food und veganes Essen nicht ausschließen müssen, wissen Festival-Gänger längst: Ob "Rock am Ring" in der Eifel oder das "Hurricane" in Norddeutschland, seit Jahren wächst das Angebot vegetarischer Imbissstände. Döner, Burger und Hot Dogs sind hier fleischfrei - und heiß begehrt. Vegane Brunch-Angebote sind längst auf dem Vormarsch, Café-Ketten wie Starbucks bieten ihren Latte Macchiato mit Soja-Milch an. Selbst Discounter wie Aldi bieten Fleischersatzprodukte aus Soja.

Anja Kirig, Trendforscherin am Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main, meint, dass vegane Ernährung kein Trend ist, der morgen wieder vorbei sein wird: "Es gibt viele Gründe, sich vegan zu ernähren. Die einen machen es aus ethischen Gründen, andere aus gesundheitlichen oder politischen. Durch diese Vielschichtigkeit hat vegane Ernährung das Potenzial, ein dauerhafter Trend zu werden, also mehr als nur Mode oder ein Hype." Vielmehr glaubt sie, dass in 15 Jahren noch mehr vegane und vegetarische Produkte auf den Speisekarten stehen könnten - und dafür weniger Fleisch und Fisch.

In Frauen- und Fitnessmagazinen sind vegane und vegetarische Rezepte mittlerweile Standard. Ihnen haftet nicht mehr das Etikett "Verzicht", sondern das Etikett "Gesund" an. Entgiftung durch veganes Essen, schnell schlank, jünger aussehen durch den Verzicht auf tierische Fette. Doch da ist Vorsicht geboten, sagt Frauke Girus-Nowoczyn vom Bund für vegane Lebensweise: "Vegan heißt nicht automatisch gesund. Wer etwa nur Pommes mit Soja-Mayonnaise isst, der lebt trotzdem ungesund." Wie es richtig geht, steht in zahlreichen Veggie- und Vegan-Kochbüchern, die die Bücherregale füllen. Prominentestes Beispiel ist Attila Hildmann, der bereits sechs vegane Kochbücher auf den Markt gebracht hat. Er schaffte es mit "Vegan for Fun" auf die Bestsellerlisten der Ratgeber. Nicht zuletzt durch prominente Veganer und Vegetarier steigt die Akzeptanz der Fleischesser. Sie gelten als Vorbilder. Laut Vegetarierbund gibt es deutschlandweit 42 Millionen Teilzeitvegetarier. Sie essen an drei oder mehr Tagen pro Woche kein Fleisch. "Heute ist alles viel undogmatischer als früher. Wer sich etwa aus Fitness-Gründen vegan ernährt, beißt trotzdem mal in ein Käsebrötchen. Man ernährt sich nicht mehr auf Teufel komm raus vegan oder vegetarisch", erklärt Anja Kirig.

Und was sagen die "echten" zu den Freizeit-Veganern? Die sehen es gelassen. "Jeder, der weniger Fleisch isst, sorgt doch dafür, dass weniger Tiere in Massen gehalten werden", sagt Thomas Zighan, der in Duisburg einen veganen Weihnachtsmarkt veranstaltet. "Es darf ja jeder essen, was er will, und wenn jemand auf tierische Produkte verzichtet, umso besser."

(RP)
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