Hier muss der Arzt ran Eisen macht müde Menschen munter

Düsseldorf · Antriebslosigkeit macht sich breit in Deutschland. Mieses Wetter und wenig Sonne – wer hat da schon Lust, sich aus den Federn zu pellen? Kommen zu mangelndem Antrieb noch weitere Symptome hinzu, steckt vielleicht doch nicht der verhagelte Sommer dahinter, sondern ein handfester Eisenmangel.

Top Ten der Eisenlieferanten
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Foto: Andreas Woitschützke

Antriebslosigkeit macht sich breit in Deutschland. Mieses Wetter und wenig Sonne — wer hat da schon Lust, sich aus den Federn zu pellen? Kommen zu mangelndem Antrieb noch weitere Symptome hinzu, steckt vielleicht doch nicht der verhagelte Sommer dahinter, sondern ein handfester Eisenmangel.

Eisen ist wichtig für die Blutbildung und die Sauerstoffversorgung des Körpers. Damit gehört es zu den wichtigsten, lebensnotwendigen Nährstoffen. Fehlt dem Organismus dieses Spurenelement, zeigt sich das in vielfältiger Weise. Eisenmangel führt zu einem Mangel an roten Blutkörperchen, einer Anämie im Blut. Da die roten Blutkörperchen verantwortlich sind für den Sauerstofftransport im Körper, hat ein Mangel dieses Mineralstoffs negative Auswirkungen auf den Organismus. Die Organe werden nicht mehr richtig mit Sauerstoff versorgt. Wir fühlen uns schlapp und müde.

Von Ohrgeräuschen bis hin zu Vergesslichkeit

Eingerissene Mundwinkel, brüchige Nägel und Haare, blasse Haut, unruhige Beine — auch als Restless-Legs Symptom bekannt -, depressive Verstimmungen, sogar ADHS können bisweilen auf einen Eisenmange zurückgeführt werden. Ebenso Kälteemfindlichkeit, Gedächtnisstörungen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Durchblutungsstörungen in Armen und Beinen ebenso wie auch Herzrasen bei Erwachsenen, Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit, Übelkeit, Ohrgeräusche, Sehstörungen oder Kopfschmerzen deuten auf eine Unterversorgung mit diesem Spurenelement hin.

Ein Eisenmangel tritt ein, wenn wir weniger Eisen zu uns nehmen, als der Körper braucht. Eisen verlieren wir zum Beispiel durch Blutverlust bei Operationen, Blutspenden, Frauen durch ihre Menstruation oder eine Geburt. Auch Vegetarier haben häufig ein Eisenproblem, denn Fleisch ist einer der Haupteisenlieferanten.

Wer einen Blick auf seine Werte haben sollte

In manchen Lebensphasen erhöht sich zudem der Eisenbedarf. So zum Beispiel bei Kindern und Jugendlichen, die im Wachstum sind, oder in der Schwangerschaft oder bei stillenden Müttern. Frauen sind naturgegeben stärker gefährdet, einen Mangel zu entwickeln. Auch chronisch Kranke sollten ihren Eisenhaushalt im Blick behalten. Durch Krebserkrankungen, Glutenunverträglichkeit oder einen Magenbypass kann sich ein Mangel an diesem Mineralstoff entwickeln.

Über den Dünndarm wird das Eisen nämlich aufgenommen. Kommt es aus irgendwelchen Gründen dazu, dass dort die Nahrung gar nicht oder zu schnell passiert, kann der Körper den Mineralstoff nicht aufnehmen. Wer lange oder häufiger unter Durchfallerkrankungen leidet, hat häufig zu wenig Eisen im Speicher.

Wer viel schwitzt, der verliert auch viel Eisen. Ein Grund dafür, warum Sportler ihren Eisenhaushalt im Auge behalten sollten. Das gilt auch für Schwangere oder Stillende, chronisch Kranke, und Menschen, die sich unausgewogen ernähren oder eine Stoffwechselstörung haben. Insbesondere in Wachstumsphasen wie im Teenageralter besteht ein erhöhter Eisenbedarf. Bei Jungen nehmen laut Informationen des Bundesverbands der Kinder- und jugendärzte Muskelmasse und Blutvolumen innerhalb kurzer Zeit stark zu.

Eine Studie weist darauf hin, dass sich Eisenmangel im Teenageralter längerfristig negativ auf die Gehirnstruktur auswirkt. Ein Defizit beeinträchtigt die Bildung des Myelins, warnt Prof. Hans-Jürgen Nentwich, langjähriger Kinderklinikchef. Dies ist eine Art "Isoliermaterial" für die Verknüpfung zwischen den Nervenzellen, das die Reizleitung im Gehirn beschleunigt. In Deutschland sind etwa 16 Prozent der Teenager schlecht mit Eisen versorgt.

Auskunft gibt ein Blutbild über den Eisenstatus im Körper. Der Arzt ermittelt den so genannten Hb-Wert. Doch auch wenn dieser unauffällig ist, heißt das nicht, dass alles in Ordnung ist. Bei einer routinemäßigen Blutuntersuchung wird darum der Eisenmangel meist nicht festgestellt.

Welcher Blutwert gibt was an?

Der Hb-Wert gibt Auskunft über die Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut. Sind nicht mehr genügend rote Blutkörperchen im Blut vorhanden, versorgt sich der Körper aus seinen Eisenspeichern mit neuen. Der Hb-Wert beginnt also erst zu sinken, wenn die Eisenspeicher bereits erheblich ausgeschöpft sind. Er gibt also zu spät Warnung. Besser ist es darum, durch den Arzt gleich den Serum-Ferritin-Wert bestimmen zu lassen. Dieser zeigt, ob die Eisenspeicherwerte in Ordnung sind oder ob sie womöglich schon angebrochen oder bereits leer sind.

Zum Eisenmangel kann es außerdem kommen, wenn im Körper eine Entzündung wütet. Sie sorgt dafür, dass der Organismus nicht mehr an seine Eisenvorräte kommen kann. Der Arzt kann eine Entzündung über die Bestimmung des C-reaktiven Proteins herausfinden. Ist der Wert größer als 3 mg/dl, kämpft der Körper gegen eine Entzündung. Auskunft über den Eisenstoffwechsel gibt die so genannte Transferrin-Sättigung im Blut. Auf der sicheren Seite ist man also, wenn man vom Arzt diese vier Werte bestimmen lässt.

Hier steckt Eisen drin

Auf natürlichem Weg kann man Eisen über Fleisch, grüne Blattgemüse, Rote Beete, Kresse, Fisch, Eier, Vollkorngetreideprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse, Rosenkohl, rote Beete und Petersilie zuführen. Besser aufnehmen kann der Körper das pflanzliche Eisen, wenn man dazu Vitamin C zu sich nimmt, zum Beispiel ein Glas Orangensaft trinkt.

Bevor man allerdings seine Eisenwerte auffrischt, sollte ein Arzt zweifelsfrei klären, ob wirklich eine Unterversorgung vorliegt. Zu viel Eisen schadet dem Körper. Die Menge des Mineralstoffs, die überschüssig ist, kann nicht ausgeschieden werden. Bei wenigen Nährstoffen ist nach Aussage des Verbands für Unabhängige Gesundheitsberatung e.V. die Spanne zwischen lebensnotwendiger Zufuhr und schädlicher Dosis so eng wie bei Eisen. In Deutschland seien ebenso viele Menschen mit Eisen über- wie unterversorgt. Von einer Eisentherapie auf eigene Faust ist darum dringend abzuraten.

Eine zu hohe Eisenversorgung gilt als Risikofaktor für Herzerkrankungen, Arterienverkalkung und Herzinfarkt. Zudem steht Eisen in Verdacht, die Produktion freier Radikaler anzukurbeln und so das Krebsrisiko zu erhöhen. Ein Beispiel aus der Praxis belegt, die schädliche Wirkung von zu viel Eisen.

So führt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung an, dass die tägliche Aufnahme von 50 bis 100 mg Eisen mit selbst gebrautem, stark eisenhaltigem Sauerbier bei den südafrikanischen Bantus über mehrere Jahre zu Leberzirrhose und Diabetes führte. Darum rät die Ernährungsgesellschaft dringend von einer unkontrollierten Einnahme ab.

(wat)
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