Studie Drei Gläser Milch täglich führen zu verfrühtem Tod

Düsseldorf · Milchtrinken steht immer noch in dem Ruf, besonders gesund zu sein. Eine neue Studie aus Schweden jedoch besagt genau das Gegenteil. Drei Gläser Milch am Tag sollen das verfrühte Sterberisiko von Frauen massiv erhöhen - und nicht etwa für festere, sondern für brüchigere Knochen sorgen.

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Foto: dpa, Sebastian Kahnert

Das Wissenschaftler-Team untersuchte die Daten von 61.000 schwedischen Frauen im Alter zwischen 39 und 74 Jahren, die rund 20 Jahre lang kontrolliert wurden. Zudem wurden die Daten von mehr als 45.000 Männer hinzugezogen, die elf Jahre lang überwacht wurden und zwischen 45 und 79 Jahre alt waren. Die Testpersonen beantworteten Fragen zu ihrem Lebensstil, ihren Ess- und Trinkgewohnheiten und ihrem Gewicht. Außerdem wurden Angaben zu Lebensgewohnheiten wie Rauchen und Sport gemacht. Die Ergebnisse der Langzeitstudie veröffnetlichte das Forscherteam um Karl Michaelsson von der Universität Uppsala im "British Medical Journal".

Wie sich zeigte waren 25.500 Menschen aus der Versuchsgruppe gestorben und 22.000 hatten einen Knochenbruch erlitten. Zwar hatten diejenigen kein geringeres Knochenbruch-Risiko, die viel Milch tranken, dass diese Gewohnheit aber "mit einer höheren Todesrate zusammenhängen könnte".

Sehr deutlich stieg laut der Studie das verfrühte Sterberisiko für Frauen, durch einen regelmäßigen Konsum von Milch. "Frauen, die drei Gläser Milch oder mehr am Tag tranken, hatten ein 90 Prozent höheres Todesrisiko, ein 60 Prozent höheres Hüftbruch-Risiko und ein 15 Prozent höheres Risiko bei Brüchen allgemein verglichen zu denen, die weniger als ein Glas tranken", sagte Ko-Autor Karl Michaelsson von der Universität von Uppsala.

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In Zahlen hieß das, dass bei den Frauen 180 von 1000 unter denjenigen starben, die mindestens drei Gläser Milch pro Tag über einen Zeitraum von zehn Jahren tranken. Der Durchschnitt bei allen - egal mit welchem Milchkonsum - lag bei 126 zu 1000. Unter denen, die nur ein Glas Milch oder weniger tranken, lag die Todesrate bei 110 zu 1000.

Darüber hinaus erhöhe sich laut der Untersuchung mit jedem täglichen Glas Milch (rund 200 Milliliter) das relative Risiko eines frühzeitigen Todes für Frauen um 15 Prozent. Für Männer steigt es demnach um drei Prozent.

Bei Hüftbrüchen lag die Quote für diejenigen Frauen, die viel Milch tranken, bei 42 von 1000. Der Durchschnitt lag der Studie zufolge bei 35 und für die, die wenig Milch tranken, bei 31. Bei Männern war der Unterschied bei der Todesrate weniger ausgeprägt, bei der Knochenbruch-Rate gab es gar keinen.

Im Schnitt nahmen die männlichen Testpersonen circa 290 Milliliter Milch pro Tag zu sich, die weiblichen 240 Milliliter. Der durchschnittliche Verbrauch pro Tag pro Person liegt in Deutschland bei rund 250 Millilitern Milch.

Milchprodukte sind unbedenklich

Das höhere Sterberisiko galt laut den Wissenschaftlern unabhängig davon, ob es sich um Vollmilch oder etwa Halbfett-Milch handelte. Ab etwa zwei Gläsern Milch pro Tag seien die gesundheitlichen Risiken für die Probanden erhöht gewesen. Bei dem Konsum von Käse oder Joghurt galt dies allerdings nicht. Einen möglichen Grund für diesen Unterschied sahen die Wissenschaftler darin, dass in Milch viel D-Galaktose vorkommt. Ein Zucker, der in Tierstudien im Zusammenhang mit früherem Altern und schnellerer Sterblichkeit stand.

In ihrer Studie gaben die Wissenschaftler allerdings auch zu bedenken, dass ihre Ergebnisse nicht für allgmeine Schlussfolgerungen ausreichen würden. Nicht einmal Empfehlungen wollten sie aufgrund dessen Aussprechen, bevor nicht weitere Untersuchungen angestellt würden. So könne es etwa bei den Knochenbrüchen auch eine umgekehrte Kausalität geben: Menschen mit einem höheren Osteoporose-Risiko könnten vorsorglich mehr Milch trinken, was dann später für die Knochenbrüche verantwortlich gemacht werde.

(ham )
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