Lebensmittel-Serie Die kleine Nudel-Kunde

Düsseldorf (RP). Die Nudel gehört mittlerweile zu den beliebtesten Speisen der Deutschen. Sie macht glücklich, sagen die einen; sie macht dick, behaupten die anderen. Und Marathonläufer schätzen sie als Energielieferant. Was ist dran am Phänomen dieser Teigware?

Was kocht man wann? Nudelsorten im Überblick
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Was kocht man wann? Nudelsorten im Überblick

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Foto: RPO/RM

Es gibt diese wunderbare Szene in einem alten Tatort: Kommissar Stoever (Manfred Krug) steht am Herd, wie gewohnt hemdsärmelig und üppig, rührt beherzt im kochenden Nudeltopf und erklärt dem Kollegen Brocki, dass ihm das ganze Al-dente-Geschwafel ziemlich auf den Keks gehe. Hinter diesem Satz lauert ein kleiner Glaubenskrieg um die Nudel, um das feine Speisen und das bloß Sattessen - und um die mittlerweile beliebteste Speise hierzulande: Für knapp 40 Prozent aller Deutschen zwischen 14 und 19 Jahren sind Nudeln das Leibgericht. Warum aber fasziniert diese Teigware? Zeit für etwas Aufklärung:

Was heißt eigentlich Nudel?

Die Erklärung ist leider unpoetisch: Wahrscheinlich ist das Wort eine Abwandlung von "Knödel"; noch irritierender ist die Bedeutung des Verbs "nudeln", das besonders im 18. Jahrhundert "Gänse mästen" meinte. Doch obwohl die Teigware erst um 1600 in Deutschland bekannt wurde, ist es die Nudel (und nicht die italienische "Pasta"), die in anderen europäischen Sprachen entlehnt wurde: "noodle" sagen die Engländer, "nudel" die Schweden und "nouille" die Franzosen.

Woher stammt unsere Nudel?

Marco Polo brachte sie aus China mit. Heißt es immer wieder, ist aber falsch, denn schon römische Kaiser drehten vergnügt ihre Teigware. Aber China als Geburtsort der Urnudel dürfte richtig sein, jedenfalls wurde dort bei Ausgrabungen eine 4000 Jahre alte Nudel aus Rispenhirse gefunden. Auch existieren chinesische Nudelrezepte aus dieser fernen Zeit.

Welches Land verdrückt die meisten Nudeln?

Natürlich Italien mit durchschnittlich 25 Kilogramm pro Kopf. Der Schweizer bringt es jährlich auf 9,8 und der Deutsche auf gute 7,4 Kilogramm. 300000 Tonnen Nudeln werden bei uns jährlich produziert.

Wieviel Sorten gibt es?

Weltweit etwa 600, in Deutschland sind derzeit etwas mehr als 100 "beheimatet", wobei die Artenvielfalt permanent zunimmt. Neue Spezies können mit Zutaten wie Gemüse, Kräuter und Schokolade aufwarten.

Woran denken wir am 25. Oktober?

Richtig, an den Weltnudeltag, den es seit 1995 gibt. Damals tagte die "World Pasta Association" in Rom.

Machen Nudeln dick?

Kommt darauf an, sagt der Gießener Ernährungswissenschaftler Michael Krawinkel. Nudeln haben immerhin fünf Mal soviel Kalorien wie Kartoffeln. Darum ist die Gefahr groß, mit Nudeln mehr Energie aufzunehmen als man verbrauchen kann.

Wo schlummert die Nudel-Energie?

In den Kohlenhydraten, die aus Zucker und Stärke bestehen. Da wir mehr Kohlenhydrate brauchen als wir Zucker mögen und vertragen, müssen wir nach den Worten Krawinkels relativ viel stärkehaltige Lebensmittel essen - wie Nudeln, Kartoffeln, Chips, Reis und Mais. Als Energieträger sind die Kohlenhydrate glänzend geeignet, weil die Energie ohne längere Stoffwechselprozesse im Organismus schnell genutzt werden kann.

Sind Nudeln also gesund?

Wegen der hohen Energiedichte nicht ausschließlich, aber besonders dann, wenn wir möglichst schnell möglichst viel Energie brauchen - etwa vor dem Marathonlauf. Ein Tipp des Ernährungswissenschaftlers: Als Portionsgröße reichen 80 Gramm Nudeln aus (vor dem Kochen), das entspricht ca. 300 kcal.

Macht die Nudel glücklich?

Unbedingt. Denn die Nudel soll mit ihren komplexen Kohlenhydraten in unserem Gehirn verstärkt die Bildung von Serotonin anregen; das ist ein Glückshormon.

Macht die Nudel auch klug?

Man weiß es nicht. Wahrscheinlich nicht mehr als andere Lebensmittel auch - mit Ausnahme der Buchstabensuppe. Warum das so ist, wird nur der wissen, der je aus der Brühe jene Nudeln fischte, mit denen er am Tellerrand kunstvoll seinen Namen legen konnte.

Gibt es überhaupt jemanden, der keine Nudeln mag?

Das waren die italienischen Futuristen, die 1931als Folge der Nudelesserei Trägheit und Kampfes-Unlust bei den Italienern ausmachten.

Und für Kommissar Stoever: Was heißt Al dente?

Wörtlich: bissfest. Also nicht verkocht, vielleicht sogar außen weich und innen eine Idee härter. Wie gesagt: ein Glaubenskrieg.

(RP)
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