Greenpeace schlägt Alarm "Deutsche kriegen mieses Obst"

Hamburg (RPO). Weintrauben aus deutschen Supermärkten sind überdurchschnittlich stark mit Pestiziden belastet. Nach einer Greenpeace-Untersuchung, die Trauben in fünf EU-Länder vergleicht, wurden 43 Prozent der in Deutschland getesteten Trauben aufgrund ihrer hohen Pestizidbelastung als "nicht empfehlenswert" eingestuft.

Das sei ein mehr als doppelt so hoher Anteil als in den benachbarten Niederlanden, teilte die Umweltorganisation am Montag in Hamburg mit. Damit seien die Rückstände von Spritzmitteln gegenüber einem Vergleichstest von 2007 erheblich angestiegen.

Im Durchschnitt fand das Labor in jeder der 124 Trauben-Proben aus Deutschland, den Niederlanden sowie Frankreich, Italien und Ungarn sieben verschiedene Pestizide. Das sei "ein gefährlicher Chemiecocktail", warnte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter. Am besten habe noch die Ware aus den Regalen von Lidl Deutschland sowie der niederländischen Handelsketten C1000 und Coop abgeschnitten. Die stärkste Pestizidbelastung im internationalen Vergleich von 17 Supermarktketten wiesen Früchte aus dem Angebot von Kaiser's Tengelmann und Edeka auf. Dabei spielte auch die Herkunft der Trauben eine Rolle: In der Türkei oder in Italien angebaute Trauben waren dem Test zufolge deutlich stärker belastet als Ware aus Spanien, Frankreich oder Griechenland.

Greenpeace will strengere Richtlinien

Der Handel müsse sicherstellen, dass keine gefährlichen Pestizide in der Produktion eingesetzt und möglichst rückstandsfreie Lebensmittel verkauft würden, forderte die Umweltorganisation. Zudem seien die seit September geltenden EU-Grenzwerte nicht ausreichend, da die Grenzen für jedes einzelne Pestizid ausgereizt werden könnten, ohne dass sich dies bei einer Mehrfachbelastung aufaddiere, sagte Krautter. Im Test überschritten acht Trauben-Proben die EU-Höchstwerte, davon zwei aus dem deutschen Handel.

Industrieverband weist auf einseitige Darstellung hin

Der Industrieverband Agrar kritisiert hingegen die Darstellung der Befunde durch Greenpeace: "In Tafeltrauben finden sich nur sehr geringe Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. Die zulässigen Höchstgehalte werden in der weit überwiegenden Zahl der von Greenpeace gezogenen Proben zu weniger als 20 Prozent ausgeschöpft, in vielen Fällen sogar zu unter fünf Prozent."

Das belege, dass chemischer Pflanzenschutz heute sehr gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt werde. "Wo zulässige Höchstgehalte überschritten werden, müssen die Ursachen natürlich ermittelt und Abhilfe geschaffen werden", erklärt dazu Volker Koch-Achelpöhler, der Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA).

(afp/rm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort