Die Ess-Gewohnheiten der Niederländer Das steckt in Frikandel, Kaassoufflee & Co.

Düsseldorf · Die Niederlande, unser EM-Gegner am Mittwoch, sind gemeinhin für Dreierlei bekannt: Windmühlen, Holzschuhe und Frittiertes. Kein anderes Volk hat die Kunst in Fett zu backen so perfektioniert. Heute gelten Bitterballen, Kaassoufflee und Kroketten als holländische Spezialität – der Inhalt der panierten Kruste bleibt meist geheimnisvoll. Und das hat seine Gründe...

Außen knusprig, innen matschig – so kann man wohl die meisten niederländischen Snacks beschreiben. Im Land der Windmühlen wird Fleisch mit Vorliebe bis zur Unkenntlichkeit püriert und in die verschiedensten Formen gepresst. Bestes Beispiel sind die holländischen Bitterballen. Die frittierten Kügelchen enthalten eine undefinierbare weiche Masse, bei der es sich laut Produktbeschreibung um Rindfleischragout handeln soll – tatsächlich bestehen die Bitterballen aber nur zu sieben Prozent aus Fleisch.

Die restliche Masse besteht laut Herstellerangaben aus Brühe, Wasser, Mehl, Fetten und Dextrose und wird von diversen Emulgatoren und Geschmacksverstärkern zusammengehalten. Den abschließenden Kick verleiht das Frittieren dem Produkt – verzehrfertig haben 100 Gramm der Bällchen etwa 210 Kalorien. Selbst den Niederländern schlägt das auf dem Magen: Die Bitterballen werden in Kneipen hauptsächlich zusammen mit Magenbitter gereicht.

Frikandel besteht aus Separatorenfleisch

Ein Klassiker unter den holländischen Snacks ist die Frikandel. Die schlaffe Wurst aus Fleischbrei wird meist unter einer dicken Schicht Majonäse und Ketchup versteckt. Garniert wird das ganze mit kleinen Zwiebelstückchen

Die Frikandel besteht aus sogenanntem Separatorenfleisch. Das ist eine breiartige Masse, die letztendlich mit diversen chemischen Hilfsmittel in ihre charakteristische längliche Form gepresst wird. Zusammen mit Dextrose, Glukosesirup und Paniermehl entsteht der undefinierbar würzig-scharfe Geschmack der Wurst.

Selbst ihren wunderbaren Käse frittieren die Niederländer bis zur Unkenntlichkeit. Im Idealfall wird dem Kunden dann ein in Fett gebackenes Teigstück serviert, aus dem beim Anbeißen flüssiger Käse fließt. Die Realität sieht jedoch meist ganz anders aus – denn der frittierte Käse macht gerade einmal 25 Prozent der Gerichts aus. Auch hier besteht der Rest der Krokette aus Paniermehl, Fett, Weizenmehl und Aromen.

Wem nun der Appetit an frittierten Snacks endgültig vergangen sein sollte, soll mit folgendem getröstet werden: Denen, die beim Spiel der deutschen Nationalelf gegen die Niederländer etwas zu tief ins Glas geschaut haben, könnten Pommes Frites, Frikandel und Co. gegen den Kater helfen. Das Fett in den Snacks soll nämlich den Magen beschäftigen und die Aufnahme von Alkohol ins Blut verlangsamen.

(anch)
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