Lebensmittel-Ersatz aus dem Labor Das ist wirklich im Fertig-Essen

Düsseldorf · Fertigprodukte sind unkompliziert – das macht sie beliebt. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich aber viele Bestandteile als fiese Ersatz-Stoffe. Wir erklären, welche Ekel-Zutaten sie vermeiden sollten.

Ersatzstoffe in Fertigpizzas und Co
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Foto: RPO A. Peters

Fertigprodukte sind unkompliziert — das macht sie beliebt. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich aber viele Bestandteile als fiese Ersatz-Stoffe. Wir erklären, welche Ekel-Zutaten sie vermeiden sollten.

Tiefkühlpizzas, Pulversuppen, Pfannkuchen aus der Flasche — Das Angebot an Fertig- und Halbfertiggerichten ist unüberschaubar. Was die Gerichte aus dem Supermarktregal so beliebt macht, ist ihr Komfort. Ohne viel Arbeit kommt mit Fertiglasagne und Co. schnell ein leckeres Essen auf den Tisch. Das "Outsourcing" des Kochens birgt aber auch Tücken — wer sich auf Fertiggerichte verlässt, weiß oft gar nicht genau, was wirklich auf seinem Teller liegt.

Dabei kann schon ein Blick in die Zutatenliste den Appetit schnell verderben — statt natürlicher Zutaten verwenden die Hersteller oft billige Ersatz-Stoffe. So besteht mancher Pizza-Schinken nicht einmal mal zur Hälfte aus Fleisch, sondern aus einer Masse aus Wasser und Verdickungsmitteln. Auch lecker zerlaufener Mozzarella, kann tatsächlich eine künstliche Masse sein, die hauptsächlich auf minderwertigen Pflanzenfetten basiert.

Lesen Sie hier bei welchen Zutaten die Hersteller besonders oft schummeln:

Schinken - Was auf vielen Schinkenpizzas in deutschen Tiefkühltruhen liegt, hat wenig mit echten Schinkenscheiben gemein. Steht auf der Zutatenliste "Schinkenersatz" , liegt der Fleischanteil teilweise sogar unter 50 Prozent. Der Rest ist eine Füllmasse aus Wasser und künstlichen Verdickungsmitteln. Selbst der Begriff "Kochschinken" garantiert keinen natürlich gewachsenen Schinken, sondern auch hier handelt es sich oft um Pressfleisch mit bis zu zehn Prozent Füllmasse.

Tipp: Wer vor den Mogel-Packungen sicher sein will, sollte bei den Zutaten auf die Bezeichnung "Prosciutto" achten. Hinter dem italienischen Wort verbirgt sich auf jeden Fall echter Schinken.

Salami — Die günstige Schwester der Salami heißt "Plockwurst", die noch billigere Cousine "Plockwurst einfach." Plockwurst besteht aus grob entsehntem Rindfleisch, fettem Schweinefleisch und Speck - und wird in vielen Fertiggerichten als Billigersatz für Salami benutzt. "Plockwurst einfach" darf sogar sehnenreiches Fleisch und bis zu zehn Prozent reines Bindemittel enthalten.

Tipp: Auf der Karte von Restaurants muss der Ersatz extra kenntlich gemacht werden.

Käse - Bei einer richtigen Pizza beträgt Käseanteil bis zu 18 Prozent. Dass manche Tiefkühlvarianten mit zwei Prozent auskommen sollte den Verbraucher stutzig machen: Der Rest des üppigen Käsebelags besteht in der Regel aus sogenanntem "Analogkäse", der in Wirklichkeit überhaupt kein gereifter Käse ist, sondern ein synthetisches Produkt auf Pflanzenfett-Basis.

Tipp: Eine Kennzeichnungspflicht in der EU gilt erst ab 2014, bis dahin bringt der Blick auf den Käseanteil im Fertigprodukt die Wahrheit ans Licht - ist der erstaunlich niedrig, wird wahrscheinlich Kunstkäse verwendet. Besonders beliebt ist der auch anstelle von echtem Feta in Salaten — das gilt auch im Restaurant. Auf der Verpackung halten sich viele Hersteller von käsefreien Produkten an das Wort "überbacken" - dem Kunden fällt oft nicht auf, dass so das Wort "Käse" vermieden wird. Auch als einzelnes Produkt wird Analogkäse inzwsichen verkauft. Er heißt dann zum Beispiel "Pizza Mix".

Meeresfrüchte - Die appetitlich aussehenden Garnelen in vielen Fertiggerichten haben in Wirklichkeit niemals gelebt - jedenfalls nicht als Garnelen. Sie bestehen aus "Surimi", ein japanischer Name für kleingehackte Fischabfälle. Auch Hühnereiweiß ist in den "Meeresfrüchten" manchmal enthalten. Diese Masse wird dann mit künstlichen Aromastoffen gemischt, und erst in der Fabrik in die Form von Garnelen gepresst.

Tipp: Ein Blick auf die Zutatenliste hilft, denn die Hersteller müssen die künstlichen Surimi-Garnelen als "Garnelenimitat aus Fischmuskeleiweiß" deklarieren.

Oliven - Für Pizzas werden gern schwarze Oliven verwendet. Dass viele von ihnen aber erst in der Fabrik und mit Hilfe des künstlichen Farbstoffs Eisengluconat schwarz geworden sind, muss nicht auf der Packung deklariert werden. So werden aus die kostengünstigen grünen Oliven zu scheinbar hochwertigen schwarze umfunktioniert.

Tipp: Wer wissen will, ob die Oliven gefärbt sind, sollte die Zutatenliste nach dem Zusatzstoff E-579 oder auch Eisen-II-Gluconat absuchen. Der Farbstoff ist ausschließlich für Oliven zugelassen. Die gute Nachricht für alle, die lieber nicht so genau hinsehen möchten: E-579 gilt gesundheitlich als unebdenklich.

Lachs — Ähnlich wie die schwarzen Oliven schmückt sich auch der Lachs oft mit falschen Farben. In vielen Fertiggerichten wird in Wirklichkeit "Lachsersatz" verwendet. Der besteht normalerweise aus einem Fisch namens Köhler, den die Lebensmittelindustrie genau aus diesem Grund in "Seelachs" umgetauft hat. Entgegen der irreführenden Bezeichnung hat dieser Weißfisch wenig mit Lachs gemein. Er gehört zu den Dorschartigen Fischen. Sein weißes Fleisch wird rot gefärbt, damit es wie Lachs aussieht.

Über den Etikettenschwindel hinaus wird dazu in der EU oft noch der Labor-Farbstoff "Cochenillenrot A" beigefügt. Er wird auch für Kunstblut in Filmarbeiten benutzt. In den USA ist er in Lebensmittelprodukten aber als Krebserreger verboten. Hierzulande ist der umstrittene Stoff legal, muss aber seit 2010 mit dem Hinweis gekennzeichnet werden "kann die Aufmerksamkeit und Leistungsfähigkeit von Kindern beeinträchtigen."

Tipp: Produkte mit Lachsersatz am besten vermeiden, erst recht wenn "Cochinellenrot A" E-124 und lieber nach echtem Lachs suchen, oder ungefärbten weißen Seelachs essen.

Vanille — In Puddings, Eiscreme, aber auch in vielen herzhaften Saucen findet Vanillegeschmack Verwendung. Und das, obwohl Vanille eines der teuersten Gewürze der Welt ist. Das geht nur, weil Vanillin, der Hauptgeschmacksstoff der Vanille, auch ganz ohne die Pflanze gewonnen werden kann. Obwohl Vanille zu den teuersten Gewürzen der Welt gehört, wird nicht nur vielen Süßspeisen inzwischen Vanillin beigemischt. Das geht, weil der Aromastoff auch ganz ohne die Beteiligung echter Vanille hergestellt werden kann. Ausgangsstoff sind dabei Ligninsufonate — Abfallstoffe, die in großen Mengen bei der Papierherstellung anfallen. In gigantischen Tanks, sogenannten Fermentern, erzeugen Bakterienstämme daraus dann das "natürliche Vanillearoma".

Tipp: Für echte Vanille achten Sie auf die Bezeichnung "Bourbon-Vanille" bei den Zutaten. Die ist allerdings selten - nach Schätzungen entspricht die produzierte Menge an Vanillearoma aus anderen Produktionsformen etwa dem 300-Fachen der Produktion aus echten Vanilleschoten.

(anch)
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