Täglich 16 neue "Bio"-Produkte "Bio" wird zur Massenware

Düsseldorf · Bio wird immer beliebter bei Verbrauchern – dementsprechend setzen auch immer mehr Unternehmen auf ökologisch produzierte Lebensmittel. Täglich werden durchschnittlich 16 Produkte mit dem Bio-Siegel der Bundesregierung ausgezeichnet, täglich kommt ein neues "grünes" Unternehmen hinzu.

Was hinter dem Bio-Siegel steckt
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Foto: EU

Bio wird immer beliebter bei Verbrauchern — dementsprechend setzen auch immer mehr Unternehmen auf ökologisch produzierte Lebensmittel. Täglich werden durchschnittlich 16 Produkte mit dem Bio-Siegel der Bundesregierung ausgezeichnet, täglich kommt ein neues "grünes" Unternehmen hinzu.

Der Quartalsbericht der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zeigt, dass immer mehr Firmen auf "Bio" setzen. Seit der Einführung des staatlichen Öko-Kennzeichens im Jahr 2011 haben insgesamt 4106 Unternehmen ihre Produkte mit dem Zeichen "Bio nach EG-Öko-Verordnung" kennzeichnen lassen.

Zurzeit sind 65.117 Lebensmittel bei der Informationsstelle Bio-Siegel gemeldet. Besonders häufig werden Heißgetränke wie Tee oder Kaffee mit dem Öko-Siegel gekennzeichnet. Zurzeit gibt es etwa 8600 solcher Produkte auf dem Markt. Am zweithäufigsten werden Kräuter und Gewürze mit Bio-Siegel hergestellt, auf dem dritten Platz folgen Brot und Backwaren.

Kriterium für das Bio-Siegel

Die meisten Unternehmen, die Bio-Produkte herstellen, haben ihren Firmensitz in Bayern. Auf dem zweiten Platz folgt Nordrhein-Westfalen mit 15,56 Prozent der Unternehmen. In Baden-Würtemberg sind laut dem Quartalsbericht 15,5 Prozent der Firmen zu finden.

Um das Bio-Siegel zu erhalten, müssen die Firmen unter anderem sicherstellen, dass die Zutaten für die staatlich gekennzeichneten Produkte zu 95 Prozent aus dem ökologischen Landbau stammen. Die Betriebe verpflichten sich, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu mehren und Tiere besonders artgerecht zu halten. Im Vordergrund steht dabei auch der Verzicht auf Gentechnik, Pflanzenschutzmittel und die Verwendung natürlicher Düngestoffe.

Das Bio längst zur Massenware geworden ist, zeigt eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Demnach findet "Bio" besonders bei jüngeren Menschen immer größeren Zuspruch. So gaben in der Umfrage 71 Prozent der unter 30-Jährigen an, Bioprodukte zu kaufen. 16 Prozent davon erwerben ausschließlich oder häufig Bioware. 55 Prozent greifen noch gelegentlich zu Biolebensmittel.

Hauptgrund für den Kauf war bei 94 Prozent der Befragten eine artgerechte Tierhaltung und für 89 Prozent die Unterstützung regionaler Betriebe. 89 Prozent hofften auf eine geringere Schadstoffbelastung mit Pestiziden.

Kritik von Tierschützern

Dass Bio aber immer noch nicht bedeutet, dass die Hühnereier von Tieren stammen, die großzügigen Auslauf auf grünen Wiesen haben, zeigte kürzlich eine ARD-Dokumentation. Darin waren erschreckende Bilder aus vermeintlichen Bio-Ställen zu sehen. Das Fazit von Filmemachern und Tierschützern: Die größere Nachfrage nach Bio-Produkten begünstigt industrielle Tierhaltung — auch in Öko-Betrieben.

Tierschützer bezeichnen das als Tierquälerei und kritisieren, dass Verbraucher in die Irre geführt werden: "Laut EG-Recht steht einem "Öko-Kälbchen" bis 100 Kilogramm Gewicht ein "Lebensraum" von insgesamt 2,6 Quadratmetern zu; diesen Lebensraum hat es für sich ganz allein, denn auch Öko lässt zu, dass Kälber schon in den ersten Lebenstagen von ihren Müttern getrennt und isoliert in so genannten Kälber-Iglus aufgezogen werden", wird auf der Website www.biowahrheiten.de erklärt, die von der Tierschutzorganisation "Die Tierfreunde e.V." betrieben wird.

Als Verbraucher wird es demnach immer schwerer, die Qualität der im Supermarkt gekauften Lebensmittel zu bewerten. Einigermaßen sicheres Kriterium kann aber der Preis der Bio-Lebensmittel sein. Ein Ei von einem Huhn aus Freilandhaltung, wie man sie sich vorstellt, kann schnell bis zu 60 Cent kosten. Ein Kilo Hühnerfleisch ist dann laut WDR-Doku für etwa 18 Euro zu haben.

(anch)
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