Zuckende Beine, Schlaflähmung, Schreie Ungewöhnliche Schlafstörungen und was dagegen hilft

Berlin · Rund 15 Prozent der Deutschen leiden unter Ein- und Durchschlafproblemen. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich und manchmal regelrecht skurril sein. So schrecken manche aus dem Schlaf, weil Blitze und laute Knallgeräusche aus ihrem Kopf zu kommen scheinen, andere weckt das Zucken ihrer Arme und Beine.

Das sagt Ihre Schlafposition über Sie aus
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Foto: Shutterstock.com/ Twin Design

Die Gedanken fahren Karussell, man wälzt sich schlaflos von einer Seite auf die andere und kann kein Auge zu tun. Viele haben solche Situationen schon erlebt. Doch manchmal nehmen Schlafstörungen seltsame Formen an. Nächtliches Sprechen im Schlaf oder Albträume sind häufig bekannte Phänomene, Nachtterror oder Schlaflähmung hingegen unbekanntere Schlafstörungen. Mediziner bezeichnen sie als Parasomnien. Die wichtigsten im Überblick:

  • Einschlafzuckungen: Erst gerade hat man sich ins warme Bett verkrochen und ist eingeschlummert, da durchfährt es den ganzen Körper. Manchmal zucken die Beine, manchmal auch die Arme. Rund 70 Prozent der Bevölkerung kennen solche Einschlafzuckungen, auch Myoklonie genannt. Oft sind sie so stark, dass die Betroffenen sie als furchteinflösend erleben. Doch die Schlafexperten beruhigen. Auch, wenn es sich um eine Einschlafstörung handelt, hat sie keinen Krankheitswert. Auch dann nicht, wenn sie von visuellen Symptomen begleitet wird. Für die Betroffenen wirkt es dann, als würden Blitze aus ihrem Kopf schießen. Manche nehmen auch auditiv ein lautes Knallgeräusch wahr. Nicht selten beschreiben Patienten ihre Erlebnisse als "explodierenden Kopf" mitten in der Nacht. Ebenfalls in die Gruppe der Myklonie gehört das Gefühl auf dem Weg ins Land der Träume plötzlich zu fallen oder zu stolpern. Ursache und Behandlung: Genau erklären können die Einschlafzuckungen bislang weder Neurologen noch Schlafmediziner. Möglicherweise liegen die Ursachen dafür in Veränderungen der Nervenzellen im Hirn und Rückenmark während des Einschlafprozesses. Zudem beobachten Wissenschaftler einen Zusammenhang zu Stress, aufwühlenden Erlebnissen oder abendlichem Koffeinkonsum.
  • Sprechen im Schlaf: Werden Sie manchmal wach, weil Ihr Bettnachbar im Schlaf laut spricht? Auch das ist nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DDSM) gar nicht selten: 20 Prozent der Bevölkerung redet im Schlaf. Verständliche Geheimnisse plaudern die meisten dabei jedoch nicht aus. Denn die Sprachmuskulatur ist im Schlaf ebenso entspannt wie der Körper. Allenfalls ein kurzer Ausruf oder eine sinnfreie Aufforderung lässt sich aufschnappen. Ursache und Behandlung: Behandlungsbedürftig ist auch diese Schlafstörung, die sich Somniloquie nennt, nicht. Manchen hilft es, den Stresspegel herunterzufahren. Entspannungsübungen sind dabei ein probates Mittel.
  • Schreie im Schlaf: Ruhe hat sich breit gemacht im Haus, doch mit einem Mal dringt ein schriller Schrei durch die Schlafzimmertür. Er lässt nicht nur den Partner oder die Eltern hochfahren, die der Schrei im Schlaf erreicht. Auch derjenige, der den Schrei ausgestoßen hat, springt manchmal noch aus dem Bett und läuft wie in Panik umher. Die Augen sind dann zwar weit aufgerissen, dennoch erkennen sie vertraute Personen nicht. Aufgrund des dramatischen Bildes wird diese Schlafstörung auch als Nachtschreck oder Nachtterror bezeichnet. Medizinisch nennt sich das Phänomen Parvor nocturnus. Ursache und Behandlung: Es tritt meist in der ersten Nachthälfte während des Tiefschlafes auf. Anders aber als bei Alpträumen, können sich die Betroffenen allenfalls an ein einzelnes bedrohliches Bild erinnern. Als Ursachen kommen neben Schlafmangel, emotionaler Stress oder fieberhafte Erkrankungen in Frage. Letzere sind vor allem bei Kindern häufige Auslöser. Denn rund 20 Prozent aller Kinder bis zum zwölften Lebensjahr erleben einen Nachtschreck. Über die Ursachen ist wenig bekannt, doch vermuten Forscher ein Zusammenspiel von Veranlagung und Stress. Helfen sollen Entspannungsübungen, die am besten sitzend vor dem Einschlafen durchgeführt werden. Kommt es öfter zu solch nächtlichen Zwischenfällen, raten die Schlafmediziner der DGSM zur Diagnostik im Schlaflabor. Zudem ist ein Parvor nocturnus auch kein Hinweis auf eine psychische Erkrankung. Allenfalls geht das Aufschrecken in Schlafwandeln über, so die DGSM.
  • Schlafwandeln: Schlafwandler erheben sich nachts wie ferngesteuert aus ihren Betten, gehen mit geöffneten Augen umher, verrichten Alltagstätigkeiten und sind doch nicht wach. 15 bis 30 Prozent der Kinder schlafwandeln bis zu ihrem zehnten Lebensjahr mindestens einmal. Bis zum Erwachsenenalter schrumpft die Wahrscheinlichkeit für diese Schlafstörung auf ein Prozent. Bekannte Auslöser sind körperliche Extrembelastung, Stress, große Aufregung , Fieber oder zu wenig Schlaf. Bei Erwachsenen können aber auch Medikamente wie Herzmittel oder Psychopharmaka Schlafende zu Schlafwandlern machen. Ursache und Behandlung: Zu dem seltsamen nächtlichen Wandeln kommt es wenn, das Gehirn nach einem Weckreiz nicht vollständig erwacht. Diese wissenschaftliche Annahme erklärt zudem auch, warum sich die Betroffenen trotz oft komplexer Tätigkeiten, wie Autofahren oder Kuchen backen, nicht mehr an die nächtlichen Aktivitäten erinnern. Die Schlafforscher der DGSM gehen zudem von einer genetischen Veranlagung zum Schlafwandeln aus. "80 Prozent der Schlafwandler haben eine weitere Person, die schlafwandelt, in der Familie." Wer zu nächtlichen Ausflügen neigt, sollte für eine sichere Umgebung sorgen. Gefährliche Gegenstände wie Messer oder Werkzeuge sollten unzugänglich aufbewahrt und Fenster und Türen durch zusätzliche Schlösser gesichert werden. Außerdem sollten Schlafwandler auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus achten und ausreichend lange schlafen. Schlafforscher raten Betroffenen dazu, möglichst keinen Alkohol zu trinken. Der wirkt sich auf den Tiefschlaf aus, in dem nach heutigem Wissensstand das Schlafwandeln geschieht.
  • Schlaftrunkenheit: Ähnlich wie beim Schlafwandeln erwacht das Hirn auch bei der Schlaftrunkenheit nur zu Teilen aus der Nachtruhe. Die Betroffenen sind verwirrt und wissen nicht, wo sie sind. Meist entsteht ein solcher Zustand durch Wecken in den ersten Schlafstunden und zählt darum zu den Aufwachstörungen. Er kann dann einige Minuten, aber auch über Stunden hinweg andauern. Vor allem Kinder weinen oder schlagen währenddessen um sich. Ursache und Behandlung: Auch hier stehen Schlafforscher vor einem ungelösten Rätsel. Weil nichts über die Entstehung der Schlaftrunkenheit bekannt ist, fehlt es an Behandlungsansätzen. Die einzige Hilfsmöglichkeit für Betroffene besteht darin, im wachen Zustand das Aufwachen durchzuspielen und sich zu vergegenwärtigen, in welchen Phasen es abläuft.
  • Bewegungsunfähigkeit beim Aufwachen: Eine Horrorvorstellung statt schöner Träume: Man liegt im Bett und kann sich nicht bewegen. Weder Arme und Beine lassen sich krümmen, noch der Kopf anheben. Selbst das Atmen fällt schwer. Für einige Sekunden oder Minuten derart hilflos im eigenen Körper gefangen zu sein, lässt leicht Panik aufsteigen. Meist tritt der Zustand einer solchen Schlaflähmung in Anschluss an einen Traum auf. Dann nämlich, wenn man aus dem REM-Schlaf erwacht. In dieser Schlafphase, für die schnelle Augenbewegungen kennzeichnend sind, ist die Muskulatur komplett außer Gefecht gesetzt. Die Betroffenen schweben für kurze Zeit zwischen zwei Stadien: Der Geist ist erwacht, aber der Körper schläft weiter. Ursache und Behandlung: Rund sechs Prozent der Menschen kennen diesen Zustand der Schlafparalyse, der übrigens auch von Halluzinationen begleitet sein kann. Gerade das schürt oft die Angst, psychisch krank zu sein. Doch die Furcht ist unbegründet. Aus medizinischer Sicht sind Schlaflähmungen ungefährlich. Lediglich bei häufigerem Auftreten empfehlen Experten eine schlafmedizinische Behandlung, um Erkrankungen wie Narkolepsie auszuschließen. Schlaflähmung ist ein häufiges Symptom der Narkolepsie. Um das körperliche Erwachen aus der Schlaflähmung zu beschleunigen, soll es manchen Patienten helfen, ihre volle Konzentration, auf das Bewegen eines Körperteils zu legen.

    Zwar sind Schlafstörungen wie diese äußerst unangenehm und teilweise beängstigend, Schlafforscher, Schlafmediziner und Neurologen betonen jedoch, dass es sich um natürliche Phänomene ohne Krankheitswert handelt. Sollten sich die Symptome jedoch häufen oder dauerhaft den Schlaf beeinträchtigen, ist eine Klärung in einem schlafmedizinischen Labor sinnvoll.

(wat)
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