Interview Karl-Christian Bergmann Die Pollenmessungen für Allergiker sind nicht genau genug

Noch wächst die Zahl derer, die eine Allergie bekommen könnten. Der Mediziner Karl-Christian Bergmann glaubt aber an eine genetische Grenze.

Berlin (dpa) Die Zahl der Allergiker wird nach Ansicht des Mediziners Karl-Christian Bergmann auf längere Sicht nicht mehr steigen. Er sieht aber Defizite in der Messung der Pollenkonzentration und hält eine genauere Bestimmung für nötig.

Sind Allergien auf dem Vormarsch?

bergmann Es wird oft gesagt, dass alles immer schlimmer wird. Da muss man vorsichtig sein. Was aber stimmt, ist, dass wir nach der letzten Auswertung des Robert-Koch-Instituts von Serumproben Tausender Menschen wissen, dass es bei Jugendlichen – 13- und 14-Jährigen – und bei Erwachsenen einen leichten Zuwachs derer gibt, die Antikörper gegen ein Allergen haben, also sensibilisiert sind. Nicht jeder wird dann auch krank, aber die meisten. Noch hat die Zahl von Pollenallergikern in Deutschland zugenommen. In Australien und Neuseeland gibt es keine Zunahme mehr. Da ist genetisch ein bestimmter Punkt erreicht. Jeder, der es bekommen könnte, hat es dann. In der westlichen Welt erreichen offenbar die ersten Länder ein solches Plateau.

Wie haben sich Therapien wie die Desensibilisierung weiterentwickelt?

Bergmann Das hat sich bewährt. Es muss inzwischen nicht immer gespritzt werden, man kann das Allergen auch über die Mundschleimhaut aufnehmen als Tropfen oder als Tabletten. Es gibt Gräser-Tabletten, und bei Milben-Tabletten gibt es auch eine positive Entwicklung.

Wie wird die Konzentration von Pollen gemessen?

Bergmann Dazu baut man auf Dächern Pollensammler auf, die die Luft ansaugen und die Pollen in der Luft erfassen. Das messen wir in Deutschland an rund 45 Orten. Damit wissen wir ungefähr, was hier herumfliegt. Was in zehn Kilometer Entfernung fliegt, können wir aber nur schätzen.

Gibt es Defizite in der Messung?

bergmann Wenn einer sagt, ich habe Asthma und will wissen, welche und wie viele Pollen es sind, kann ich nicht die Daten nehmen, die in 30 bis 60 Kilometer Entfernung gemessen wurden. Es ist eine große Fehlerbreite. Studien für neue Präparate sind teuer, da kann man sich Unsicherheiten nicht leisten.

(DPA)
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