Sprechstunde Mechthild Schulze-Hagen Die Mammographie wird immer genauer

Längst haben mehrdimensionale Verfahren in die Brustkrebs-Diagnostik Einzug gehalten.

Unsere Leserin Hella W. aus Neuss schreibt: "Meine 53-jährige Freundin ist neulich beim Mammographie-Screening gewesen. Die Methode soll doch längst völlig veraltet sein, und dann hat es auch noch ziemlich weh getan. Die Freundin weiß nicht, ob sie sich das noch einmal zumuten soll, zumal die Atmosphäre auch ziemlich stressig war. Gibt's denn nichts Besseres in der modernen Medizin?"

mechthild schulze-hagen Eine häufig gestellte Frage, eine häufige Klage. Ja, es ist immer noch die Mammographie, die als wichtigste Untersuchung zur Diagnostik von Brustkrebs und anderen Brusterkrankungen dient. Aber die Technik hat sich rasant weiterentwickelt; bei der Mammographie ist nichts mehr wie früher, als man noch konventionelle Röntgenbilder vor den Lichtkasten hielt. Standard ist heute die digitale 2D-Mammographie. Die Bildbearbeitung am Computer ermöglicht vor allem bei dichtem, schwer beurteilbarem Brustdrüsengewebe genauere Diagnosen. Deshalb ist die digitale Mammographie derzeit die einzige evaluierte und zugelassene Methode im Mammographie-Screening, zu dem alle Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren alle zwei Jahre eingeladen werden. Durch Spezialisierung und Dauertraining der Ärzte, die im Screening arbeiten, lässt sich die Brustkrebs-Sterblichkeit um 30 Prozent senken. Bei der Mammographie ist es beinahe unvermeidlich, dass ein gewisser Druck auf die Brüste ausgeübt wird, um Verzerrungen und Unschärfen zu vermeiden. Das kann tatsächlich im Einzelfall ein wenig unangenehm sein. Wenn jedoch die Röntgenassistentin die Untersuchung der Patientin einfühlsam und in stressfreier Atmosphäre durchführt, dann ist das Problem, das fast immer ein Interaktionsproblem ist, gelöst. Ganz sicher ist auch, dass die erforderliche Druckausübung keinen gesundheitlichen Schaden erzeugt, sondern die Strahlendosis vielmehr noch geringer macht. Mit der digitalen 2D-Mammographie sind die diagnostischen Möglichkeiten noch gar nicht ausgeschöpft. Das Screening ist, wie der Name sagt, ein Suchtest, der im Zwei-Jahres-Intervall erfolgt. Oft ist es sinnvoll, zwischendurch einen Ultraschall der Brust durchführen zu lassen. Beide Verfahren ergänzen sich und erhöhen so die Genauigkeit der Diagnostik. In jüngerer Zeit kommen bereits 3D-Röntgentechniken zur Anwendung, die dem dreidimensionalen Aufbau der Brust manchmal besser gerecht werden als die 2D-Techniken. Die 3D-Mammographie und die sogenannte Tomosynthese, in der aus vielen Schnittbildern dreidimensionale Informationen erzeugt werden, verbessern die Erfassungsgenauigkeit noch einmal um weitere 30 Prozent. Darüber hinaus kommt bei bestimmten Fragestellungen das MRT (Magnetresonanz-Tomografie, auch Kernspin-Tomographie genannt) zum Einsatz, nämlich bei familiärem Brustkrebs, eventuell nach einer Krebsoperation oder wenn der begründete Verdacht besteht, ein neu entdeckter Tumor habe mehrere, aber noch nicht identifizierte Herde. Die Entwicklung ist noch nicht an ihrem Ende angekommen. Es werden immer leistungsfähigere Röntgen- und Ultraschallgeräte entwickelt. Labortests werden zukünftig das diagnostische Spektrum bereichern. Überall ist es inzwischen Routine, bei verdächtigen Befunden unter Ultraschall- oder Röntgensicht einfach und problemlos Gewebeproben für eine feingewebliche Untersuchung zu entnehmen. Auch das ist weniger schlimm als befürchtet; eine Blutentnahme aus dem Arm kann weitaus unangenehmer sein. Also, es hat sich viel getan, und die Zukunft der Frauenheilkunde wird ganz gewiss weitere Verbesserungen in der Diagnostik der Brusterkrankungen bringen. Hoffentlich wird der Satz "Jetzt habe ich Krebs, dabei war ich doch noch vor kurzer Zeit zur Untersuchung gewesen", den wir Ärzte gelegentlich zu hören bekommen, bald nicht mehr nötig sein.

Mechthild Schulze-Hagen ist niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Mönchengladbach.

(RP)
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