Fragen und Antworten Das hilft wirklich zum Schutz vor Corona

Düsseldorf · Abstand, Händewaschen, regelmäßige Desinfektion – wer sich vor dem Coronavirus wirklich richtig schützen will, sollte wichtige Empfehlungen beachten. Wir haben sie hier zusammengefasst.

 Sprühen gegen das Virus: Arbeiter eines spezialisierten Unternehmens desinfizieren Bänke auf dem Masaryk-Platz in Novy Jiein (Tschechien). Foto: Jaroslav Ožana/CTK/dpa

Sprühen gegen das Virus: Arbeiter eines spezialisierten Unternehmens desinfizieren Bänke auf dem Masaryk-Platz in Novy Jiein (Tschechien). Foto: Jaroslav Ožana/CTK/dpa

Foto: dpa/Jaroslav Ožana

Eine der zentralen Fragen dieser Tage lautet: Wenn jetzt doch alle Menschen seit mehreren Wochen gebetsmühlenartig gelernt haben, dass sie Abstand halten sollten – warum kommt es dann trotzdem zu einer wachsenden Zahl von Neuinfektionen in Deutschland?

Darauf gibt es mehrere plausible Antworten. Ganz sicher ist, dass es eine hohe Zahl von Infizierten gibt, die von ihrer Infektion nichts wissen, aber trotzdem andere anstecken. Deshalb fordern Experten, dass die Tests deutlich ausgedehnt werden müssen, damit sich die Dunkelziffer besser einschätzen lässt. Sicher ist aber auch, dass viele Menschen bei Nahkontakten den Abstand aus Gewohnheit deutlich unterschreiten. Und dann gibt es auch unwahrscheinliche, aber dennoch nicht unmögliche Infektionsmöglichkeiten – etwa über Gegenstände und Flächen.

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  1. Wie kommt das Virus vom einen zum anderen Menschen? Die langläufige Meinung, dass es ausschließlich das Husten oder Niesen ist, das Viren überträgt, ist längst überholt. Mittlerweile weiß man, dass es auch beim Sprechen und sogar beim Atmen übertragen wird. Deshalb ist der Mindestabstand von anderthalb oder besser zwei Metern so wichtig. So weit können Tröpfchen, in die die Viren eingehüllt sind, nicht fliegen; das gilt auch für die noch feineren Aerosole.
  2. Von wem geht derzeit die größte Gefahr aus? Von jüngeren, sorglosen Menschen, die selbst infiziert sind und Viren übertragen, aber das nicht merken, weil sie aufgrund ihres kompetenten Immunsystems keine Symptome spüren. Die derzeitigen gesetzlichen Regelungen verhindern nicht, dass diese infizierten, aber asymptomatischen Jungen in häufig wechselnden Zweierkontakten fortwährend andere Menschen anstecken können. Kranke Menschen zumal mit Fieber gehen derzeit hingegen kaum auf die Straße.
  3. Wo ist die Wahrscheinlichkeit einer Infektion besonders hoch? Im längeren Nahkontakt von weniger als anderthalb Metern Entfernung.
  4. Wie hoch ist sie im Supermarkt? Sie sollte eigentlich gering sein, doch sobald die Leute die Karawane verlassen und ihre Einkaufswagen irgendwo stehenlassen, um mal eben zurück zum Obst oder zum Mehl zu gehen, kommt es dort oder auf dem Weg dorthin immer wieder zu Nahkontakten. Darauf achten viele Menschen eindeutig zu wenig. Und die Gefahr, dass es dabei zur Infektion kommt, ist möglicherweise größer als gedacht. Für eine Infektion ist zwar auch die Dauer des Kontakts, aber auch die Intensität relevant. Jemand, der lauthals über den Zustand der Äpfel schimpft, der überträgt – vorausgesetzt, er ist infiziert – Viren in großer Zahl in die direkte Umgebung.
  5. Wie sieht es im Treppenhaus des Mietshauses aus? Ja, dort besteht sie auch. Die Gefahr wird fortwährend unterschätzt.
  6. Auf dem Bürgersteig oder dem Feldweg kommen einem zwei Menschen entgegen, die nebeneinander gehen. Bei der unmittelbaren Begegnung würde der Soll-Abstand deutlich unterschritten. Was soll man tun? Die Gefahr, dass Viren zumal bei Wind durch die Luft direkt in unseren Hals fliegen, ist äußerst gering, aber trotzdem nicht auszuschließen. Das gilt auch für Jogger, die schwer atmen. Über Menschen, die keinen Abstand wahren, darf man irritiert sein. Man kann sie ansprechen und fragen, warum sie nicht hintereinander gehen. Man kann aber auch die Kunst des Ausweichens üben und ihnen den Rücken zuwenden, bis die Leute vorbeigegangen sind. Das ist eine virologisch perfekte und kommunikationstechnisch eindeutige Botschaft.
  7. Ist es sinnvoll, sich Atemschutzmasken zu nähen, sofern man keine richtigen besitzt? Ja, das ist es. Wichtig ist es aber zu wissen, dass man damit vor allem andere schützt, weniger sich selbst. Derzeit gibt es wie gesagt viele Menschen, die nicht wissen, dass sie selbst infiziert sind. Deshalb ist das Tragen einer Atemschutzmaske auch Marke Eigenbau hilfreich, denn damit verbleiben die allermeisten Tröpfchen sozusagen im eigenen Strafraum. Man muss sich das vorstellen wie mit Tönen aus einer Trompete. Ein Schalldämpfer in ihrem Trichter oder eine Acrylglasscheibe direkt vor dem Instrument senkt den sogenannten Schalldruck deutlich stärker, als wenn sich der Hörer die Ohren zuhält oder eine Scheibe vors Ohr hält.
  8. Wie lange halten sich Coronaviren auf Oberflächen? Das hängt vom Material und von einigen äußeren Faktoren ab. Mehrere unabhängige Studien sagen: Es können mehrere Stunden bis einige Tage sein, dass sich das Sars-CoV-2 etwa auf Türklinken, Haltegriffen in der U-Bahn, auf Möbeloberflächen oder auf Verpackungen hält. Das gilt auch für Lebensmittel, Obst und Gemüse. Faustregel: Je glatter und härter die Oberfläche, desto länger die Haltbarkeit des Virus. Sogenannte Schmierinfektionen werden stets als unwahrscheinlich etikettiert, aber es mangelt an Studien, die diese Unwahrscheinlichkeit belegen. Tipp: Obst kann man lange unter sehr heißem Wasser aus dem Wasserkran abspülen (mindestens 65 Grad), das vernichtet einen Großteil der Viren. Brötchen kann man in die Mikrowelle oder den Backofen legen, das vernichtet auch das letzte verbliebene Virus. Kälte dagegen ist wirkungslos.
  9. Ist es möglich, dass man sich an Lebensmitteln infiziert? Ja, weil es niemand ausschließen kann, dass jemand sie vorher angeatmet oder mit kontaminierten Fingern oder Handschuhen berührt hat. Der Kontakt vollzieht sich dann über die Hände, weswegen man sie mit Seife waschen sollte. Trotzdem ist es sehr unwahrscheinlich, dass man sich beispielsweise beim Bäcker am Brötchen ansteckt, zumal dort hohe hygienische Standards herrschen.
  10. Kann man sich an Geldscheinen und Münzen anstecken? René Gottschalk, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Frankfurt und selbst Infektiologe, sagt: „Es gibt Erreger, die über Oberflächen, also auch über Geldscheine, sehr leicht übertragen werden und Krankheiten auslösen können.“ Ein Beispiel sei das Norovirus. Für Grippeviren, aber auch für Coronaviren gelte dies jedoch ausdrücklich nicht. Dabei sei es auch völlig egal, wie lange solche Viren auf diesen Oberflächen überleben können. Entscheidend sei, dass darüber ganz offensichtlich keine Übertragung stattfinde. „Wäre das so, dann hätten wir inzwischen schon ganz andere Fallzahlen“, sagt der Experte. Das Gleiche gelte für Münzen.
  11. Wie sollte man nach dem Einkauf mit Verpackungen verfahren? Man kann sie unbesorgt ins Regal stellen, wenn man den Inhalt nicht sofort benötigt, sondern erst in ein, zwei Wochen. Wenn man sie gleich auspackt, sollte man sich direkt danach die Hände waschen. Man kann Verpackungen aber auch mit Seifenlauge abwaschen.
  12. Wer seine Hände nicht waschen kann – wie kann er sie desinfizieren? Dazu gibt es bestimmte Tücher und Lotionen. Wichtig ist, dass die den Aufdruck „begrenzt viruzid“ enthalten – nur dann zerstören sie das Sars-CoV-2-Virus.
  13. Ist das Desinfizieren von Flächen sinnvoll? Wer sich beim Betreten seines Hauses oder seiner Wohnung als erstes die Hände wäscht, muss nicht auch noch alles desinfizieren. Das ist überflüssig. Wer im eigenen Haushalt gelegentlich den äußeren Türknauf und die Türklinken desinfiziert, macht aber nichts falsch.
  14. Gibt es mangels vorhandener Desinfektionsmittel Alternativen? Ja, hochgradig alkoholische Lösungen, etwa Franzbranntwein oder Melissengeist, den viele Menschen noch im Haushalt haben. Wie der Infektiologe Ojan Assadian sagt, sollte man die Haut damit gar nicht mal so oft einreiben, weil sie dann mangels Rückfettung Schaden nimmt. Aber zur Flächendesinfektion können diese alkoholischen Lösungen hilfreich sein. Allerdings sollte man darauf achten, dass sie nicht das Material, das sie desinfizieren sollen, zerstören oder durch Schlieren verunreinigen.
  15. Warum desinfizieren die Südkoreaner und Franzosen Straßen und Bürgersteige? Das wissen nur sie selbst, es sind reine Beruhigungsmaßnahmen für die Bevölkerung, pure Kosmetik. Melanie Brinkmann, Virologin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, nennt es “totalen Unsinn“. Von Straßen können keine Viren in die Luft gelangen.
  16. Und wie ist das in U-Bahnen, Straßenbahnen und Bussen? Hier sind Maßnahmen zur Desinfektion viel sinnvoller, weil sehr viele Menschen im Laufe eines Tages etwa mit Stangen oder Haltegriffen in Berührung kommen. Und da das Sars-CoV-2 mehrere Tage überleben kann, käme da im schlimmsten Fall einiges an Viruslast zusammen. Anders sieht das Matthias Pesch, Sprecher der Kölner Verkehrsbetriebe: „Die Züge zu desinfizieren ist nicht wirksam, sobald die ersten Fahrgäste drin sind, hat sich das erledigt.“
  17. Viele Menschen tragen jetzt Handschuhe. Helfen sie wirklich? Ja, auf Handschuhen halten sich Viren nicht so gut wie auf Händen. Der Vorteil von Handschuhen liegt auch darin, dass man sich mit ihnen nicht ins Gesicht packt. Man sollte übrigens mehrere Paare in Gebrauch haben und sie auch regelmäßig waschen.
  18. Händewaschen ist das beste Mittel gegen das Coronavirus. Und wie heiß sollte man die Kleidung waschen, die man trägt? Seife auch in Waschmitteln zerstört das Coronavirus immer, weswegen in der Waschmaschine keine höheren Temperaturen nötig sind, da bewirken es die Tenside im Waschmittel, dass die Virushülle zerstört wird.
  19. Muss man sie in die Heißmangel bringen? Das ist überflüssig.
  20. Wenn ich all dies beherzige, kann ich mich dann trotzdem anstecken? Nein, das ist völlig unmöglich.
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