RP-Sprechstunde Klappe im Darm

Dünn- und Dickdarm des Menschen haben sehr unterschiedliche Aufgaben. Sie trennt ein spezielles Ventil – die Bauhinsche Klappe.

  Unser Autor  Walter Frasch ist niedergelassener Gastroenterologe in Viersen.

Unser Autor Walter Frasch ist niedergelassener Gastroenterologe in Viersen.

Foto: Busch

Unser Leser Paul Z. (48) aus Emmerich fragt: „Ich habe mir ein Video von einer Darmspiegelung im Internet angesehen und bemerkt, dass da ja meist nur Dickdarm untersucht wird – und dann gibt es da so eine Art Klappe zum Dünndarm. Welche Bedeutung hat sie?“

Walter Frasch Tatsächlich werden diese Fragen immer wieder gestellt, sei es beim Aufklärungsgespräch über eine endoskopische Untersuchung – oder wenn manche Patienten ihre Untersuchung am Monitor verfolgen.

Als Dünndarm bezeichnet man das Darmstück vom Magenausgang bis zum Übergang in den Dickdarm. Dessen Länge beträgt drei bis sechs Meter, er liegt girlandenförmig zwischen dem linken Oberbauch und dem rechten Unterbauch. Der Querschnitt ist, wie der Name schon sagt, deutlich geringer als der des Dickdarmes. Der Dickdarm misst etwa 1,5 Meter, mit allerdings individuell großen Unterschieden.

Funktion und Bedeutung der beiden Abschnitte unterscheiden sich erheblich. Vereinfacht kann man sagen, dass man komplett ohne Dickdarm leben kann. Eine ausreichende Dünndarmlänge ist jedoch überlebenswichtig. Der Dünndarm übernimmt den etwas vorverdauten Nahrungsbrei aus dem Magen und entzieht ihm während der Passage die einzelnen Grundbestandteile wie Zuckerstoffe, Eiweiße, Fette, Vitamine und Spurenelemente. Dazu wird dieser Muskel- und Sehnenschlauch von einer hochspezialisierten Schleimhaut ausgekleidet, welche durch feinste Zotten eine enorme Oberflächenvergrößerung erreicht. Verliert man beispielsweise durch eine Operation mehr als die Hälfte des Dünndarmes, droht ein „Verhungern“, weil nicht mehr genug Resorptionsfläche vorhanden ist. Bei kürzeren Verlusten gelingt meist eine gute Anpassung, auch wenn dies bis zu zwei Jahre erfordern kann. So wie unsere Lunge genügend Oberfläche braucht, um uns vor dem Ersticken zu bewahren, so stellt der Dünndarm das entscheidende Organ der Ernährung dar.

Wozu jetzt die „Klappe“? Diese „Bauhinsche Klappe“ am Ende des Dünndarms wird von zwei halbmondförmigen Darmfalten gebildet. Sie sehen, beim endoskopischen Blick vom Dickdarm wie zwei Lippen aus. Sie regulieren die Entleerung des Dünndarmes und sollen auch ein Aufsteigen der Dickdarmbakterien verhindern.

Muss durch eine Operation dieser Darmabschnitt entfernt werden, kann es zu einer beschleunigten Darmpassage kommen. Der Dickdarm dient hauptsächlich der Stuhleindickung durch Flüssigkeitsentzug, deshalb sieht auch die Oberfläche des Dickdarms anders aus: heller, glänzender, mit einer Schleimschicht, ohne die feinen Resorptionszotten.

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