Sprechstunde Borreliose durch Zecken

Diese bakterielle Infektionskrankheit wird, anders als viele glauben, nicht nur im Frühsommer übertragen. Schutz vor Zecken ist ratsam.

Unser Leser Uli F. aus Wegberg fragt: "Beim Wandern mit der Familie am Wochenende ging es durch dichten Wald. Am Abend entdeckten wir bei den Kindern in den Kniekehlen und am Haaransatz im Nacken drei Zecken. Wir haben sie sofort mit einer kleinen Pinzette entfernt. War das richtig? Ich habe gehört, man kann Salatöl oder Butter auf die Zecken geben und warten, bis sie von alleine abfallen."

Ingo Greiffendorf Sie haben richtig gehandelt. Man sollte Zecken möglichst rasch entfernen, um das Übertragungsrisiko der Borreliose, einer bakteriellen Infektionskrankheit, so gering wie möglich zu halten. Dabei wird mit einer feinen Pinzette so dicht wie möglich über der Haut angesetzt und die Zecke am Kopf herausgezogen. Dabei ist es nicht nötig zu drehen, Zecken haben kein Gewinde. Sie stechen zu und halten sich mit ihrem Mundwerkzeug fest. Der Körper des Tieres darf nicht gequetscht werden, sonst kann erregerhaltiges Sekret aus dem Zeckenleib in die Stichstelle gedrückt werden. Danach sollte die Einstichstelle desinfiziert werden. Öl oder Butter auf die Zecken geben und warten, bis sie abfallen, ist falsch.

In Deutschland erkranken etwa 60.000 bis 100.000 Menschen jährlich neu an Borreliose. Sie ist in Mitteleuropa die am häufigsten durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. Borreliose kann sich durch sehr unterschiedliche Symptome äußern und betrifft die Haut, das Nervensystem und die Gelenke. Eine Impfung existiert nicht. Anders ist das bei einer sehr viel selteneren und ebenfalls durch Zecken übertragenen Virusinfektion, der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME. Gegen diese Infektion existiert eine Impfung. Ein weiterer Unterschied zur Borreliose ist, dass FSME nur in bestimmten Regionen vorkommt. Dabei sind in Deutschland die südlichen Bundesländer betroffen, außerdem Teile Österreichs und der Schweiz. Die Länder mit dem höchsten FSME-Übertragungsrisiko in Europa sind die baltischen Staaten, Slowenien und die Tschechische Republik. Wer dorthin reist, sollte sich impfen lassen.

Da beide Infektionskrankheiten durch Zecken übertragen werden, sollte man sich gegen den Zeckenstich schützen. Dabei sind lange Hosen und geschlossene Schuhe hilfreich, denn Zecken lauern in hohem Gras und Büschen. Freibleibende Haut wird mit Repellents eingerieben. Wichtig ist die Kontrolle nach dem Ausflug ins Grüne. Dabei sollten die von Zecken bevorzugten Körperstellen wie Kniekehlen, Leisten, Bauchnabel, Hautfalten, Achseln und der Bereich hinter den Ohren sowie am Haaransatz abgesucht werden. Wird eine Zecke gefunden, so verfährt wie beschrieben, ohne lange zu zögern.

(RP)
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