Bilanz der Krankenhäuser Sechsmal mehr jugendliche Komasäufer zu Silvester

Düsseldorf · Feiern und Trinken bis der Arzt kommt: Zum Jahreswechsel steigt die Zahl jugendlicher Komasäufer stark an. Das zeigt eine Auswertung von Krankenhausdaten der DAK-Gesundheit für die vergangenen fünf Jahre.

Ein Jugendlicher sitzt hinter Flaschen mit Alkohol.

Ein Jugendlicher sitzt hinter Flaschen mit Alkohol.

Foto: dpa/Jens Büttner

Demnach kamen von Anfang 2014 bis Ende 2017 im Durchschnitt täglich 4,4 junge Leute zwischen 16 und 20 Jahren wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus. An den Neujahrstagen waren es mit durchschnittlich 28,8 rund sechsmal so viele.

Die Zahlen schwanken demnach von Jahr zu Jahr. Während etwa am Neujahrstag 2014 bundesweit 38 jugendliche Komatrinker in der Klinik landeten, waren es am 1. Januar 2018 lediglich 22 Fälle - immer noch etwa fünfmal so viele wie im Durchschnitt des gesamten Vorjahres.

Mit Komasaufen ist gemeint, dass Jugendliche ganz bewusst so lange und so viel Alkohol trinken, bis sie einen Vollrausch haben. Nach jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamts sind Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen insgesamt leicht rückläufig. Bei den Zehn- bis 19-Jährigen sanken demnach die Klinikaufenthalte aufgrund von Alkoholvergiftungen zwischen 2016 und 2017 von 22.309 auf 21.721. Allerdings gibt es zwischen den Bundesländern deutliche Unterschiede.

Ein bislang unveröffentlichter Bericht einer weiteren Befragungswelle für den DAK-Präventionsradar aus dem Schuljahr 2017/2018 bestätigt demnach die erheblichen Ost-West-Unterschiede: Das Rauschtrinken tritt in den ostdeutschen Bundesländern signifikant häufiger auf als im Westen.

Diese Tatsache geht nach DAK-Angaben "vornehmlich auf die Mädchen zurück", die in Ostdeutschland signifikant häufiger vier oder mehr Getränke bei einer Gelegenheit trinken als ihre Altersgenossinnen in den westdeutschen Bundesländern. Ein weiterer Grund sei, dass es im Osten deutlich weniger Schüler mit Migrationshintergrund gebe, unter denen Alkoholabstinenz deutlich verbreiteter ist.

DAK-Vorstandschef Andreas Storm warnte, die Stabilisierung der Komabesäufnis-Zahlen im Bundesdurchschnitt dürfe "nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir sehr unterschiedliche Entwicklungen in den Bundesländern haben". Sorge bereite vor allem der Alkoholmissbrauch insbesondere bei den jüngeren Mädchen und Jungen.

Laut Statistischem Bundesamt stiegen bei den Zehn- bis 15-Jährigen die Klinikbehandlungen nach akuter Alkoholvergiftung zwischen 2016 und 2017 um 5,1 Prozent auf 2764 Fälle. "Das ist eine alarmierende Entwicklung und ein Auftrag an uns, in der Prävention nicht nachzulassen", sagte Storm.

(mro/AFP)
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