Corona und Lungenkrankheiten Asthma-Patienten haben doch kein erhöhtes Risiko für Covid-19

Düsseldorf · Lungenärzte haben sich genauer angeschaut, welche ihrer Patienten besonders anfällig für einen schweren Covid-19-Verlauf sind. Sorgen machen ihnen COPD-Patienten, vor allem wenn sie rauchen und andere Vorerkrankungen haben.

 Ein Asthma-Patient hält ein Asthmaspray in der Hand.

Ein Asthma-Patient hält ein Asthmaspray in der Hand.

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hat in diesem Jahr schon häufig zu diversen Aspekten der Covid-19-Erkrankung Stellung genommen. In den vergangenen Monaten haben sich einige Erkenntnisse moduliert, verfeinert und verdichtet, weswegen die Gesellschaft jetzt ihre Erfahrungen noch einmal in einem neuen Positionspapier feinjustiert. Vor allem hat sie sich der Frage gestellt: Wie sollten sich die vielen Millionen Asthma- und COPD-Patienten in dieser Pandemie verhalten?

Die Antwort ist: Diese beiden Krankheiten müssen streng getrennt werden. Professor Marek Lommatzsch vom Universitätsklinikum Rostock weist darauf hin, dass Asthma-Patienten „ganz eindeutig kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf“ hätten, es sei denn, sie hätten andere relevante Grunderkrankungen. Sie müssten in diesen Tagen auch nicht krankgeschrieben werden, dürften arbeiten gehen, es gebe keinen Grund zur Dauerquarantäne. „Die Datenlage hierzu ist erstaunlich sicher“, sagt Lommatzsch.

Anders Patienten, die an der chronischen Lungenkrankheit COPD leiden: Sie haben ohnedies bereits ein mäßig erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf, aber weil sie oft Raucher sind, leiden sie zudem nicht selten unter Begleiterkrankungen im Herz- und Gefäßbereich, „und dadurch steigt das Risiko beträchtlich“. Lommatzsch sagt: „Die Corona-Pandemie ist der allerbeste Zeitpunkt, mit dem Zigarettenrauchen aufzuhören.“ Eine frühere Boulevard-Meldung, dass inhaliertes Nikotin das Virus abtöte, sei schlichtweg „gefährlicher Unsinn“.

Wichtig für alle Lungenpatienten: „Kasernierung zu Hause“ (Lommatzsch) sei eher schädlich, Bewegung dagegen überlebenswichtig. Für die Lungenfunktion sei das ebenso vorbeugend und kräftigend wie die Einhaltung der Hygiene- und Maskenregeln.

Unsicherheit herrsche, so die Experten, bei vielen Patienten, ob sie ihre Medikamente überhaupt weiternehmen dürften. Tatsächlich zirkulierte mal die These, dass inhalative Cortison-Medikamente bei einer Virus-Infektion mit Sars-CoV-2 eher schädlich seien. Das Gegenteil ist der Fall: „Man soll seine Therapie keinesfalls abbrechen, dadurch wird man erst anfällig für einen schweren Verlauf“, sagt Professor Michael Pfeifer, der Präsident der Gesellschaft.

Die Lungenärzte haben in den vergangenen Monaten auch genau analysiert, wie die einzelnen Patientenverläufe in ihrem jeweiligen Schweregrad aussehen. Das Ergebnis ist: 95 Prozent aller nachgewiesen Infizierten haben einen eher milden bis leichten Verlauf. Bis zu fünf Prozent erleiden allerdings so schwere Verläufe, dass sie potenziell beatmungspflichtig werden. Dabei war und ist es durchgängig so, dass die Covid-19-Infektion nie so schwer und durchschlagend beginnt wie etwa die Influenza-Grippe. Vielmehr stellt sich erst knapp eine Woche nach den ersten Symptomen eine auffällige Verschlechterung ein: durch Atemnot, schnelle Atmung und ein Sinken der Sauerstoffsättigung. Das sei der Moment, in dem sich die Krankheit „demaskiert“ (Lommatzsch), und dann müssten die Patienten sehr schnell ins Krankenhaus.

Wachsam sollte man deshalb in jedem Fall sein, sobald man erste Symptome bekomme, raten die Lungenärzte. Das gelte besonders für Risikopatienten. Asthmatiker können erst einmal durchatmen. Wachsam bleiben müssen sie trotzdem.

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