Sprechstunde Arthrose im Schultergelenk

Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Operation? Fachleute raten ihren Patienten, besser nicht zu lange zu warten.

Unsere Leserin Maria H. (67) aus Düsseldorf berichtet: "Ich hatte über zwei Jahre Schmerzen in der rechten Schulter, deren Beweglichkeit war auch massiv eingeschränkt, so dass ich keine Jacke mehr anziehen konnte und den Arm auch nicht hinter den Rücken bringen konnte. Eine Operation half mir sehr. Spritzen und Krankengymnastik halfen mir nicht mehr. Habe ich zu lange gewartet?"

Thilo Patzer Bei einer fortgeschrittenen Arthrose des Schultergelenks sollte man mit der Gelenkersatz-Operation nicht zu lange warten, da der Oberarmkopf sich nach und nach in die Gelenkpfanne reibt und sie vor allem hinten zerstört. Dadurch wird dort der Knochen aufgebraucht, der bereits im gesunden Schultergelenk schon viermal kleiner als der Kopf ist. Ist der Pfannen-Knochen-Defekt zur groß, muss man ihn mit Knochen wieder aufbauen, um das Pfannen-Implantat korrekt fixieren zu können. Das gelingt gut mit dem Knochen aus dem verschlissenen Kopf, kann aber - wenn die Patienten nicht zu lange mit der OP warten - vermieden werden, was den Umfang der Operation verkleinert.

Bei einer Schultergelenks-Arthrose kann man eine knochensparende Gelenkersatz-Prothese implantieren. Das erfolgt über einen Schnitt im Verlauf des BH-Trägers. Bei einem erfahrenen Operateur ist der Schnitt irgendwann fast nicht mehr zu sehen. Es werden nur der verschlissene Anteil des Oberarmkopfes, so ähnlich wie eine Zahn-Krone, und die Gelenkpfanne erneuert, mit einem sogenannten modernen schaftfreien System aus Titan, ganz ohne Zement.

In der Regel kann der Arm direkt nach der OP passiv bewegt werden, wobei die Bewegungs-Ausmaße stufenweise gesteigert werden. Die Bewegung muss für sechs Wochen limitiert werden, damit eine bei der OP angenähte Sehne anwachsen kann. Sechs Wochen nach der OP kann man den Arm wieder aktiv frei bewegen. Für diesen Eingriff ist man nur wenige Tage im Krankenhaus, danach erfolgt eine ambulante oder auch stationäre Reha; eine Schlinge sollte vier Wochen getragen werden. Bei gutem Verlauf sind die Schmerzen sofort weg, auch die Beweglichkeit ist in relativ kurzer Zeit wieder hergestellt.

Die modernen schaftfreien Implantate aus Titan eignen sich auch für die Fälle, wo die Sehnen nicht mehr rekonstruiert werden können. Dann werden die Gelenkpartner invers umgedreht, das heißt: Auf die Pfanne wird eine Halbkugel gesetzt, die zum Oberarm-Gelenkpartner passt. Durch die Verlagerung des Gelenk-Drehzentrums kann dann das Gelenk auch ohne intakte Sehnen wieder aktiv frei bewegt werden.

Bei starken Schmerzen und einem Bewegungsdefizit der Schulter kommt ein früher OP-Zeitpunkt sowohl dem Patienten als auch dem Operateur entgegen.

(RP)
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