AOK-Atlas NRW hat bundesweit die meisten Asthma-Kranken

Düsseldorf · In Remscheid ist die Zahl der Erkrankten pro 100 Einwohner am höchsten, in Mülheim am niedrigsten. Übergewicht und Rauchen erhöhen das Risiko. Asthmatiker erkranken aber nicht häufiger an Corona.

 Sprühen gegen Asthmaanfälle.

Sprühen gegen Asthmaanfälle.

Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Akute Atemnot, enges Brustgefühl, Husten und Pfeifen: Bei einem Asthmaanfall leiden Patienten auf vielfache Weise. Und auch wenn in den vergangenen 20 Jahren die Sterblichkeit unter Asthmatikern zurückgegangen ist, ist die Krankheit weiterhin verbreitet. Die meisten Asthmatiker in der ganzen Republik gibt es in Nordrhein-Westfalen. Hier sind 4,7 Prozent der Menschen erkrankt, im Bundesschnitt sind es dagegen nur 4,2 Prozent. Die geringste Quote hat Mecklenburg-Vorpommern mit 3,4 Prozent. Allein in der Region Nordrhein leiden 450.000 Menschen an der Atemwegserkrankung, wie aus dem „Gesundheitsatlas Nordrhein“ hervorgeht, den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) erstellt hat und der unserer Redaktion vorliegt.

Wo gibt es die meisten Fälle? Die regionalen Unterschiede sind groß. Remscheid ist innerhalb von Nordrhein die Stadt mit dem höchsten Wert, hier leiden 6,11 Prozent der Menschen an Asthma. Mülheim an der Ruhr ist am gesündesten, hier sind es nur 4,16 Prozent. Auch zeigt sich ein Stadt-Land-Gefälle: „Insgesamt ist die Asthma-Häufigkeit in den Großstädten im Vergleich zu ländlichen Regionen leicht erhöht. Möglicherweise kann dies mit größerer Luftverschmutzung erklärt werden, denn diese gilt als Risikofaktor für die Entstehung der Krankheit“, sagte Günter Wältermann, Chef der AOK Rheinland-Hamburg unserer Redaktion. So kommt die Industriestadt Essen auf eine Asthmatiker-Quote von 4,88 Prozent, Mönchengladbach auf 5,27 Prozent und auch die Städteregion Aachen liegt mit 4,75 Prozent über dem Schnitt. In Kleve sind dagegen nur 4,3 Prozent der Bevölkerung Asthmatiker, im Oberbergischen Kreis sind es 4,22 Prozent. Düsseldorf (4,45 Prozent) und Bonn (4,37 Prozent) liegen im Mittelfeld. „Die Auswertungen können Landräten und Bürgermeistern helfen, ihre regionale Situation einzuordnen und Ansätze zu entwickeln, um die gesundheitliche Versorgung der Bürger vor Ort zu verbessern“, so Wältermann.

Was sind die Ursachen von Asthma? Für die Entstehung von Asthma gibt es viele Ursachen. Genetische Veranlagungen und Allergien spielen eine große Rolle. Daneben gibt es aber auch Faktoren, auf die die Menschen selbst einen Einfluss haben wie etwa Übergewicht und Tabakkonsum. Der Gesundheitsatlas bestätigt für das Rheinland einen bekannten Zusammenhang: Übergewicht und Fettleibigkeit erhöhen das Risiko, zu erkranken. Entsprechend ist demnach in Regionen mit einem hohen Anteil von Menschen mit krankhaftem Übergewicht (Adipositas) auch die Rate der Asthma-Erkrankungen leicht erhöht. Abnehmen senkt das Risiko zu erkranken und lindert bei schon Erkrankten odie Symptome.

Wie wirkt sich Rauchen aus? Der Tabakkonsum spielt bei der Entstehung von Asthma eine große Rolle. „Rauchverzicht ist eine der wichtigsten Präventionsmaßnahmen“, mahnen die AOK-Experten. Dabei gehe es nicht nur darum, selbst nicht zu rauchen, sondern auch das Passivrauchen zu vermeiden. Das könne Asthmatikern zudem helfen, die nötigte Arzneimenge zu senken.

Sind Asthma-Patienten stärker gefährdet, an Corona zu erkranken? Zu Beginn der Pandemie gab es die Sorge, dass Asthmatiker besonders gefährdet sind. Schließlich setzen beide Krankheiten an der Lunge an. Inzwischen geht man davon aus, dass Asthmapatienten kein erhöhtes Risiko haben, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. „Erste Studienergebnisse weisen darauf hin, dass bei einem gut kontrollierten Asthma nicht von einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf ausgegangen werden kann“, erklärt Georg Sabin, Facharzt für Innere Medizin und Experte des Medizinischen Kompetenz Centrums der AOK Rheinland/Hamburg. Gut kontrolliert heißt dabei: vom Arzt überwacht und behandelt. Daher empfehlen die Experten, die bestehende Asthma-Therapie fortzuführen, insbesondere die Langzeit-Therapie mit der Inhalation von Steroiden.

Gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Ja. Am häufigsten wird Asthma im Rheinland bei Jungen bis 14 Jahren diagnostiziert, hier liegt die Häufigkeitsrate bei 6,0 Prozent. Noch häufiger ist es bei Frauen von 70 bis 79 Jahren (7,7 Prozent). „Die höhere Prävalenz bei den Jungen hat vermutlich anatomische Gründe und lässt sich durch die engeren Bronchien erklären“, sagt Medizinprofessor Sabin. Im Erwachsenenalter wiederum seien die Bronchien-Durchmesser bei Männern größer als bei Frauen, was die Umkehrung der Geschlechterverhältnisse erkläre.

Was gilt für Allergiker? Da Allergien als Risikofaktor für die Entstehung der Erkrankung gelten, sollten Allergiker mit ihrem Arzt über eine Immuntherapie sprechen. Diese kann womöglich verhindern, dass ein „Etagenwechsel“ stattfindet – also aus dem Heuschnupfen ein Asthma wird.

Diese Geschichte gibt es auch zum Hören - exklusiv für Sie. Abonnieren Sie jetzt unsere RP Audio-Artikel in Ihrer Podcast-App!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort