Ozempic, Wegovy, Mounjaro Stiftung Warentest warnt vor falschen Abnehmspritzen
Düsseldorf · Die Stiftung Warentest hat die Abnehmspritzen unter die Lupe genommen. Sie rät dringend von Käufen in unseriösen Online-Shops ab. Und warnt vor allem schlankere Menschen vor einem leichtfertigen Umgang mit den Präparaten. Aber es gibt auch positive Nebenwirkungen.
Als „Durchbruch“ und „Gamechanger“ wurden die Abnehmspritzen nicht nur von Hollywood-Stars und Sternchen gefeiert, sondern auch von Medizinern und Forschern. Ursprünglich als Mittel für Diabetiker entwickelt, begann der Siegeszug von Ozempic, Wegovy und Co als neue Abnehmmedikamente. Was bei dem ausgelösten Hype schnell unterging, war das Bewusstsein dafür, dass es sich um verschreibungspflichtige Arzneien für eine ganz bestimmte Klientel handelt. Nämlich für Diabetiker vom Typ II oder für Menschen mit starkem Übergewicht (Adipositas). Dies haben Mediziner und Forscher zwar von Beginn an betont. Im allgemeinen Höhenflug gingen solche Warnungen aber unter. Im Nu war der Markt für diese Mittel leergefegt, mit der unschönen Nebenwirkung, dass Diabetiker Probleme bekamen, ihre wichtigen Medikamente zu bekommen.
Die Stiftung Warentest warnt nun vor Risiken im Zusammenhang mit der leichtfertigen Nutzung von Abnehmspritzen. Besonders für schlankere Menschen, die nicht zur ursprünglichen Zielgruppe gehören, seien die Folgen der Anwendung nicht absehbar. Und auch Käufe in Online-Shops können gefährlich werden, so die Warentester.
Drei Präparate sind derzeit In Deutschland für die Behandlung von stark übergewichtigen Menschen ohne Diabetes zugelassen: Wegovy (Wirkstoff Semaglutid), Mounjaro (Tirzepatid) und Saxenda (Liraglutid). Aber nur dann, wenn die Behandelten einen Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30 haben oder einen BMI von 27 und dazu Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck oder eben Diabetes. Ozempic ist nur für Diabetiker vom Typ II zugelassen. Gerade dieses Präparat werde aber häufig im Internet zum Kauf angeboten, so die Stiftung Warentest. Die Organisation warnt ausdrücklich vor dem leichtfertigen Online-Kauf von Ozempic-Pens: Es handele sich hierbei oft um Fälschungen, deren Inhaltsstoffe und Menge nicht bekannt seien und die teilweise sogar verbotene Substanzen enthalten könnten. Es habe sogar Produkte gegeben, so die Tester, die statt Semaglutid Insulin enthielten – was lebensgefährliche Folgen bei falscher Anwendung haben kann. Außerdem rät die Behörde zur Vorsicht beim Kauf eines Produktes namens „Lemon Bottle“. Der Hersteller verspricht, dass dieses Serum Fettdepots im Körper auflöse. Es fehlten allerdings seriöse Studien, welche die angegebene Wirkung der aufgeführten Inhaltsstoffe belegten, so die Warentester. Außerdem habe die Schweizer Arzneimittelbehörde in ihrem eigenen Labor in Lemon-Bottle-Proben aus verschiedenen Quellen „keinen der deklarierten Inhaltsstoffe nachweisen können“.
Mögliche Nebenwirkungen der Abnehmspritzen waren natürlich ebenfalls von Beginn an im Gespräch und wurden in Studien evaluiert. Probanden zeigten als häufigste Begleiterscheinungen bei der Einnahme etwa Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung oder Übelkeit. Auch Entzündungen der Bauchspeicheldrüse wurden beobachtet. Wie sich eine langfristige Einnahme solcher Präparate auswirkt, dazu gibt es aktuell keine ausreichende Datenlage. Was die Anwendung für Menschen außerhalb der Zielgruppe bedeuten kann, ist ebenfalls nicht absehbar. Im Gespräch mit der Stiftung Warentest warnte etwa der Diabetologe Andreas Klinge: „Wir kennen die Risiken nicht, die mit der Einnahme für schlankere Menschen einhergehen.“
Dabei können die Abnehmspritzen durchaus auch positive Nebenwirkungen haben. Auf der Konferenz der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie in London berichteten Experten von gesundheitsfördernden Wirkungen durch Semaglutid. Es reduziere demnach Entzündungen, die mit Krebs, Diabetes, Demenz und Herzkrankheiten in Verbindung stehen. Basis für diese Erkenntnisse sind Daten aus einer Select-Studie aus den USA mit mehr als 17.000 übergewichtigen oder fettleibigen Teilnehmern über 45 Jahre. Sie hatten alle eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, aber kein Diabetes. Über einen Zeitraum von drei Jahren gab es bei allen beobachteten Krankheitsbildern weniger Sterbefälle. Auch das Risiko für unerwünschte kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen sank bei ihnen. An Covid-19 erkrankten Menschen zwar ebenso häufig, aber unter der Einnahme von Semaglutid starben sie seltener daran. Für die Forscher ein Beleg dafür, dass Adipositas und Übergewicht das Sterberisiko erhöhen und sich dieses wiederum durch Therapien wie mit Semaglutid verringern lassen könne.