Brauchtum Warum wir das Erntedankfest feiern

Düsseldorf · Das Erntedankfest gehört nicht zu den gesetzlichen Feiertagen, ist aber ein uralter Brauch. Heute noch feiern Christen mit Gottesdiensten Erntedank. Wann das Erntedankfest ist und wie man diesen Tag feiert, erfahren Sie hier.

Erntedankfest: Was feiert man an diesem Tag und wann ist Erntedankfest?
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10 Fakten zum Erntedankfest

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Foto: Shutterstock/Rawpixel.com

Wann ist das Erntedankfest in Deutschland 2023?

Nicht zuletzt wegen der unterschiedlichen Wetter- und Klimazonen gibt es keinen weltweit einheitlichen Termin für das Erntedankfest. Für Deutschland legte die katholische Bischofskonferenz 1972 den ersten Sonntag im Oktober fest, wobei die Gemeinden nicht dazu verpflichtet sind, Erntedank zu feiern. In evangelischen Pfarreien war lange Zeit der Michaelstag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage der klassische Erntedanktag. Heute feiern sie meist auch am ersten Oktobersonntag. Im Jahr 2023 ist es am 1. Oktober.

Warum feiert man das Erntedankfest?

Wie der Name schon sagt, danken Kirchen und Landwirte für die eingebrachte Ernte. Die Christen betonen, dass der Ertrag auf den Feldern nicht nur vom eigenen Fleiß abhängt. In allen Religionen wird „die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit“, wie es im Gottesdienst heißt, auch als Geschenk Gottes angesehen.

Seit wann feiert man das Erntedankfest?

Die Christen feiern seit dem dritten Jahrhundert. Doch schon in vorchristlicher Zeit gab es in fast allen Kulturen Riten und Feste, um sich für eine gute Ernte zu bedanken oder um eine gute Ernte und den Schutz vor Unwetter und anderen Schäden zu bitten. Weil die Menschen früher deutlich stärker von einer guten Ernte abhängig waren als heute, gab es immer schon Opferungen und andere kultische Handlungen.

Wie feiert man das Erntedankfest in Deutschland?

In der Kirche wird der Altar geschmückt mit Früchten, Gemüse, Blumen und Getreideähren. In manchen Pfarreien gibt es Prozessionen und aufwendig gestaltete Blumen- und Früchteteppiche. In einigen Gegenden werden Erntekränze geflochten oder Erntekronen gebastelt. Auch gibt es Ernteumzüge oder Erntemärkte in manchen Städten.

Ist Erntedank ein rein religiöses Fest?

Immer wieder gab es auch politische Einflussnahme. So wurde in Preußen im Jahr 1773 ein Erntedanktag eingeführt. Und 1933 belebten die Nationalsozialisten das in Deutschland lange vergessene Fest mit großem Propaganda-Aufwand wieder, um die Landwirte enger an die „Volksgemeinschaft“ zu binden. In der DDR und in anderen sozialistischen Ländern wurde der Ernte auch eine besondere Bedeutung beigemessen. Dabei wurde aber jeglicher religiöser Bezug ausgeblendet - bis hin zu Parolen wie: „Auch ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein.“

Hat das Erntedankfest einen Bezug zur Bibel?

Man könnte das Erntedankfest auf die „Genesis“ zurückführen, das allererste Buch des Alten Testaments. Dort wird beschrieben, dass Ackerbauer Kain einige Früchte seiner Felder opferte und sein Bruder, der Hirte Abel, ein Jungtier aus seiner Herde. Das Thema Ernte und seine besondere Bedeutung spielt auch in vielen anderen Texten eine wichtige Rolle, nicht zuletzt in einigen Gleichnissen Jesu.

Wie feiert man das Erntedankfest in anderen Ländern?

Erntedank wird nicht nur in deutschen Gemeinden gerne gefeiert. Auch im Ausland kennt man diesen Brauch. In Österreich bevorzugen katholische Kirchengemeinden den ersten Sonntag im Oktober als Termin. Je nachdem, welche Landwirtschaft in einer Region betrieben wird, kann sich der Termin jedoch unterscheiden. Pfarren in Landgemeinden feiern in Österreich eher Ende September. Oft eingebunden wird dabei die lokale Landjugend. Auch Wallfahrten anlässlich des Festes oder Umzüge sind in Österreich keine Seltenheit.

Das bekannteste ausländische Erntedankfest ist der Thanksgiving Day in Nordamerika. Er erinnert an das erste Erntedankfest der Pilgerväter. Traditionell isst man an diesem Tag einen Truthahn und die Familie kommt zusammen. Jedoch ist das heutige Fest kein reines Erntedankfest, sondern ein Fest zum Dank für alles Gute und allen Erfolg. In den USA feiert man das Fest am vierten Donnerstag im November. Die Kanadier feiern das Fest am zweiten Montag im Oktober. In beiden Ländern ist es ein gesetzlicher Feiertag. In Kanada gibt es zudem liturgische Feiern in Kirchen. Der christliche Gedanke erinnert dabei stark an die Bräuche in Europa. Dadurch ist das kanadische Thanksgiving vergleichbarer mit dem deutschen Erntedankfest.

In Japan feiert man Niiname-sai. Übersetzt bedeutet das „Kosten des neuen Reises“. Dabei handelt es sich um ein Ritual, bei dem der Kaiser den Göttern frisch geernteten Reis opfert. Im ersten Jahr nach der Thronbesteigung eines Kaisers nennt man es Daijō-sai. Erstmals wurde das Fest in Japan im Jahr 678 gefeiert. Heute hat sich aus dem Erntedankfest ein gesetzlicher Feiertag entwickelt. Begangen wird er am 23. November. Man nennt ihn „Tag des Dankes für die Arbeit“.

In Slowenien nennt man das Fest „Zahvalna nedelja“. Das bedeutet so viel wie „Dankessonntag“. Gefeiert wird Zahvalna nedelja immer am ersten Sonntag nach Allerheiligen.

Hat „Thanksgiving“ in den USA etwas mit Erntedank zu tun?

Vom Ursprung her ja. Denn das seit 1941 immer am vierten Donnerstag im November begangene große Familienfest hat sich aus dem Erntedankfest entwickelt. Dieses wurde erstmals 1621 in Massachusetts von den Pilgervätern als Dank für die erste Ernte in der neuen Heimat gefeiert.

Erntedankfest-Termine ab 2023

Da Erntedank immer auf den ersten Sonntag im Oktober fällt, kann man auch genaue Daten nennen, wann das Fest in den kommenden Jahren stattfindet.

  • 6. Oktober 2024
  • 5. Oktober 2025
  • 4. Oktober 2026
  • 3. Oktober 2027
  • 1. Oktober 2028
  • 7. Oktober 2029
  • 6. Oktober 2030
  • 5. Oktober 2031
(cl/mba/kna)
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