Bräuche und Geheimnisse Wann ist das chinesische Neujahr 2022 und wie wird es gefeiert?

Das chinesische Neujahrsfest gilt als größter und wichtigster Feiertag Chinas. Hier erklären wir Bräuche und Traditionen des bedeutenden Festes.

 Traditionelle chinesische Laternen im Tempel Thean Hou wurden beleuchtet für das chinesisches Neujahrsfest.

Traditionelle chinesische Laternen im Tempel Thean Hou wurden beleuchtet für das chinesisches Neujahrsfest.

Foto: Shutterstock/Travelpixs

Wann ist das chinesische Neujahrs 2022?

Anders als das westliche Neujahr, das auf dem gregorianischen Kalender beruht, findet der Jahreswechsel in Asien nicht jedes Mal am gleichen Tag statt. Das chinesische Neujahr wird nach dem chinesischen Lunisolarkalender berechnet, auch als Bauernkalender oder Kalender des Kaiserreichs bekannt, und richtet sich nach dem tatsächlichen Jahreswechsel, der sich in der Regel zwischen dem 21. Januar und 21. Februar ereignet. Im Jahr 2022 fällt das chinesische Neujahr auf den 1. Februar. Der Silvesterabend wird demnach einen ganzen Monat später als in der westlichen Welt zelebriert, nämlich am 31. Januar 2022. Das chinesische Neujahrsfest ist immer wieder ein touristischer Magnet. Viele Menschen reisen Jahr für Jahr nach China, um die Feierlichkeiten und die gebotenen Spektakel zu erleben. Doch es ist nicht einfach, Tickets um diese Zeit für einen Flug nach China zu ergattern, weil sich Chinesen aus aller Welt um das Neujahrsfest herum auf den Weg zu ihren Familien machen und alle Verkehrswege hoffnungslos überfüllt sind. 

  

Was wird beim chinesischen Neujahr gefeiert?

Das chinesische Neujahr hat seinen Ursprung vor weit über 3500 Jahren und liegt einer alten Legende zugrunde, in der ein Monster namens Nian, das auf Chinesisch klingt, wie das Wort "Jahr" regelmäßig am Neujahrsabend aus den Tiefen erscheint, um Menschen und Vieh zu fressen. Im weitesten Sinne symbolisiert das Monster alles Elend. Um das Ungeheuer und somit das Übel zu verjagen, tauchen Menschen seitdem alles und sich selbst in roten und goldenen Farben und Gewändern, zünden Kerzen und Böller an. Diese Vertreibung wird in China "Guònián" genannt, was so viel heißt wie "das Gehen des Nian" oder eben "das Gehen des Jahresmonsters", womit also das Jahresende gemeint ist. 

  

Wie wird das chinesische Neujahr gefeiert?

Das chinesische Neujahr, das im Rahmen des traditionellen Frühlingsfestes gefeiert wird, dauert gut 16 Tage und beinhaltet einige Elemente, die dem westlichen Weihnachtsfest nahekommen. Ähnlich wie hierzulande die Adventszeit als Vorbereitung auf Heiligabend und Weihnachten genutzt wird, beginnen auch die Chinesen fast einen ganzen Monat vorher mit den zahlreichen Vorbereitungen auf ihr Neujahrsfest: Häuser und Straßen werden penibel gereinigt und zurechtgemacht. Geschmückt mit roten und goldfarbenen Laternen, Bändern, Versen und Bildern und dekoriert mit den entsprechenden Symbolen und Bildern des Tierkreiszeichens des kommenden Jahres. Es gibt insgesamt zwölf Tierkreiszeichen. Im einzelnen sind das  Ratte, Büffel, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Ziege, Affe, Hahn, Hund und Schwein. Jedem dieser Zeichen wird immer ein Jahr zugeordnet.

In 2022 löst der Wasser-Tiger den Metall-Büffel von 2021 ab. Der Tiger gilt als mutig, selbstbewusst und kämpferisch, Eigenschaften, die die Menschen nach zwei Jahren Pandemie gut gebrauchen können. Während des chinesischen Neujahrs legen alle Arbeitnehmer ihre Arbeit für mindestens eine Woche nieder, um ihre Familien im ganzen Land zu besuchen. Zu Neujahr ereignet sich in Asien so jedes Jahr die größte Migrationsbewegung der Welt. Tausende Menschen machen sich auf dem Weg, um am Silvesterabend bei ihren Familien zu sein. Mehrere Generationen kommen dann für ein großes Wiedersehen zusammen. Häufig das einzige im Jahr. Einige Chinesen nutzen für diese Festivität gar ihren gesamten Jahresurlaub, um etwas länger bei der Familie zu bleiben. Am Silvesterabend wird dann, wie auch in der westlichen Welt, geböllert. Es gibt ein riesiges Feuerwerk, und auf den rot- und goldfarbenen Straßen tanzen riesige Löwen- und Drachenfiguren. Seinen Höhepunkt findet das Frühlingsfest am 15. Tag mit dem Laternenfest. Dann werden die Straßen mit Kerzen beleuchtet, um den Ahnen und Geistern ihren Weg nach Hause zu weisen. Auch die Menschen ziehen mit kleinen Laternen durch die Straßen.

  

Wo wird das chinesische Neujahr gefeiert?

Das chinesische Neujahrsfest wird überwiegend in Ostasien zelebriert, etwa in China, Korea, Mongolei, Okinawa und Vietnam. Bis 1873 feierten auch die Japaner nach den chinesischen Bräuchen. Auch überall dort, wo eine große Anzahl an Auslandschinesen leben, wie etwa Thailand, Singapur, Malaysia, Indonesien und Philippinen, wird das chinesische Neujahrsfest begangen. Auch in Teilen Europas und den USA finden Festakte statt, etwa in den New Yorker oder Londoner Vierteln „Chinatown“. Auch in Berlin wird das chinesische Neujahr feierlich begangen. 2022, das Jahr des Tigers, sollte eigentlich wieder groß gefeiert werden, was aber pandemiebedingt schwierig werden wird. Auf jeden Fall bietet das Konfuzius Institut der Freien Universität Berlin einen ganz besonderen musikalischen Abend mit digitalem Konzert zur Feier des neuen Jahres am 31. Januar 2022 auf seiner Website an. 

  

Welche Traditionen gehören zum Neujahr in China?

Das chinesische Neujahrsfest besteht aus vielen alten Gepflogenheiten, Gebräuche und jeder Menge Aberglauben. Es gibt Glück und Unglück bringende Traditionen. Die Chinesen glauben fest daran, dass das folgende Jahr so verlaufen wird, wie sie es beginnen. Daher tun sie alles dafür, um alles, was Pech auslösen könnte, zu vermeiden und stattdessen so viel Glück wie möglich zu wünschen und zu verstreuen. Auch die Familie spielt an diesen Tagen eine wesentliche Rolle. All diejenigen, die außerhalb wohnen, kehren für das chinesische Neujahrsfest zurück nach Hause. Am Neujahrstag wird auch den verstorbenen Familienmitgliedern gedacht, zudem werden Räucherstäbchen angezündet. 

  

Welche glückbringenden Bräuche gibt es?

Zu den glückbringenden Bräuchen gehören neben der Reinigung und Schmückung von Haus und Straßen auch ein besonderes Festtagsmenü, Geschenke sowie die traditionellen Löwen- und Drachentänze auf den Straßen. Geputzt werden Häuser und Straßen, um das Elend des endenden Jahres wegzukehren. Fenster werden geöffnet, um das Glück hineinzulassen. Über Nacht brennt Licht in den Häusern, um dem Glück den Weg zu weisen und Böses abzuschrecken. Serviert werden zum Silvesterabendessen, das auch „Wiedersehen Essen“ genannt wird, klassische „Glücksgerichte“: Fisch ist beispielsweise ein Muss. Das Wassertier klingt auf Chinesisch wie das Wort „Wohlstand“ und symbolisiert selbiges. Es soll Segen fürs neue Jahr bringen, Mehreinnahmen und Erfolg. Daher wird auch nicht alles vom Teller gegessen, um im übertragenen Sinne das Vermögen nicht aufzubrauchen. Dazu tischen Chinesen Knödel in Form von chinesischen Silberbarren auf, die für Familieneinheit und Wohlstand stehen. Auch klassische Klebreiskuchen als Symbol für ein höheres Einkommen oder eine höhere Position dürfen an einen solchen Abend nicht fehlen. Ausgetauscht werden zum chinesischen Neujahrsfest auch Geschenke, vornehmlich rote Umschläge mit Geld. Der rote Umschlag symbolisiert Glück und Reichtum. Weitere beliebte Neujahrsgeschenke sind Alkohol und Früchte, Tee und Süßigkeiten. 

  

Welche unglücksbringenden Bräuche gibt es?

Chinesen meiden es, am Neujahrstag zu fegen, da man so das gesamte Glück, welches am Vorabend verstreut wurde, wegfegen würde. Auch Kleidung und Haare werden an Neujahr aus demselben Grund nicht gewaschen, um sich das Glück nicht wegzuwaschen. Ebenso werden die Haare, die im Chinesischen ähnlich klingen wie das Wort „Wohlstand“, nicht geschnitten, weil man diesen schließlich nicht wegschneiden will. Außerdem sollte kein Reisbrei gefrühstückt werden, da die Speise ein Zeichen von Armut ist und man dem Aberglauben nach in Armut abrutschen könnte, wenn man am Neujahrstag Reisbrei isst. Neue Schuhe oder Bücher während der Neujahrstage zu kaufen soll ebenfalls Pech auslösen, da auch hier das Wort „Schuh“ im Chinesischen ähnlich wie „schlecht“, „böse“ und „ungesund“ klingt und das Wort „Buch“ lautgleich mit „Verlieren“ ist. Chinesen meiden es zudem, an diesen Tagen über Tote zu sprechen, weil es als unheilvoll gilt und tragen auch keine weiße oder schwarze Kleidung, da Schwarz für Unglück steht und Weiß in Asien auf Beerdigungen getragen wird.

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