Den Feierabend optimal nutzen Zwischen Freizeitstress und Abhängen

Köln (RPO). Endlich Feierabend. Was aber tun mit der wertvollen freien Zeit? Sport treiben, in die Kneipe gehen, auf dem Sofa abhängen oder die dringende Bügelwäsche machen.

Acht Tipps zum Zeitmanagement
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Foto: ddp

Die einen stürzen sich in Aktionismus, andere vertrödeln den Abend mit teils überflüssigen Alltagspflichten oder hängen vor dem Fernseher ab. Auf ihre Kosten kommen oft beide nicht, denn das Gefühl bleibt, den Feierabend nicht optimal genutzt zu haben.

Was Marketingstrategen längst erkannt haben, ist auch in Sachen Freizeitgestaltung das Gebot der Stunde: "Simplicity", zu deutsch Einfachheit, lautet das Motto. Für einen gelungenen Feierabend bedeutet das ebenso wie für ganze Unternehmen gezielte Vorauswahl und Prioritätensetzung.

"Oft fehlt es mehr an der Lust als an der Zeit, ein Hobby auszuüben oder sich Zeit für sich zu nehmen", erklärt der Freizeit-Psychologe Prof. Henning Allmer von der Deutschen Sporthochschule in Köln. Zudem sei es gesellschaftlich akzeptiert und geradezu ein Aushängeschild, ständig im Stress und schwer beschäftigt zu sein. Glücklicher macht das die Menschen allerdings in der Regel nicht. "Je länger man auf Erholung verzichtet hat, desto schwieriger wird es, sich dann irgendwann doch mal zu entspannen", sagt der Psychologe.

Erst den Arbeitstag abschließen

Ganz von allein kommt die Erholung nach der Arbeit nicht. "Viele versuchen, krampfhaft auf Feierabend zu machen, obwohl ihnen der Stress des Arbeitstages noch im Nacken sitzt", erläutert die Buchautorin Tania Konnerth aus Zernien (Niedersachsen). Sie empfiehlt daher, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um den Arbeitstag wirklich abzuschließen. Für das Beste hält sie, alles Frustrierende, Wichtige und Schöne kurz aufzuschreiben. "Damit kann man es ein gutes Stück loslassen", sagt Konnerth. Oft reiche es aber auch schon, sich die Dinge noch mal vor Augen zu führen, um den Arbeitstag ad acta zu legen.

Vorstellungskraft und kleine Notizen sind nach Ansicht der Freizeitforscher und Zeitmanager ohnehin der Schlüssel für einen erfüllten Feierabend. Denn nicht nur mögliche Jobprobleme und anstehende Projekte sitzen einem im Nacken, sondern auch der eigene innere Schweinehund. "Wer sich abends nicht mehr aufraffen kann, zum Sport, zur Verabredung oder zum Italienisch-Kurs zu gehen, sollte sich vorstellen, wie glücklich und zufrieden er danach ist", rät Zeitcoach Prof. Lothar Seiwert, Co-Autor des Bestsellers "Simplify your life".

Selber Anreize schaffen

Anderen wiederum reicht es schon, die Sporttasche mit ins Büro zu nehmen oder sich ganz einfach fest zu verabreden. "Man muss sich selbst einen Anreiz schaffen und die Sache ins direkte Blickfeld rücken", empfiehlt Prof. Allmer. Das kann die fertig gepackte Sporttasche sein, aber auch die auf dem Schreibtisch liegende Steuererklärung oder das Briefpapier für die Nachricht an die Tante. Manchmal sind es auch Dinge, auf die man sich den ganzen Tag gefreut hat, aber erheblich an Attraktivität verlieren, hat man erstmal das Sofa im Blick.

Und dann sind da auch noch die lästigen Alltagspflichten wie Wäsche, Putzen, Einkauf oder Papierkram, die schier die gesamte freie Zeit zu verschlingen scheinen. Zeitmanagementexperte Seiwert plädiert dafür, sich selbst den notwendigen Ruck zu geben. "Da gilt ganz einfach das Motto: Die dickste Kröte zuerst schlucken." Man könne sich einen Plan machen, dass man erst eine Stunde den Haushalt erledigt und danach das, wozu man Lust hat. Denn ganz ohne Pflichten geht es seiner Meinung nach auch nicht. "Wer solche Sachen immer weiter aufschiebt, baut nur eine immer größere Hürde und inneren Widerstand auf", gibt der Zeitcoacher zu bedenken. Dabei seien die lästigen Aufgaben oft in kürzester Zeit erledigt.

Mit dem richtigen Zeitmanagement gegen Aktionismus

Ein klares Zeitmanagement hält Seiwert auch für ganz persönliche Vorhaben für den richtigen Weg. "Selbst wenn man sich nur vorgenommen hat, am Abend ein Buch zu lesen, sollte man dafür eine klare Verabredung mit sich treffen, eine Art Vertrag abschließen." Das Entscheidende sei, diesen Termin mit sich selbst auch in den Kalender einzutragen. "Im Arbeitsleben macht das jeder, warum nicht auch für seine privaten Vorhaben", so Prof. Seiwert.

Allerdings warnen die Freizeitexperten auch vor Aktionismus. "Jeder muss für sich selbst herausfinden, wobei er sich am meisten entspannt", sagt Prof. Allmer. Der eine sei ein Jogging-Typ, der andere entspanne sich besser mit Yoga. "Es gibt unter den Menschen die Rennpferde, die immer mit einer höheren Drehzahl laufen, und die Schildkröten, die es ruhiger angehen und schneller gestresst sind." Entscheidend sei, sich seiner Prioritäten klar zu werden. "Und es darf auch mal Abhängen und Fernsehen sein", sagt Tania Konnerth. Dann sollte man das aber auch genießen und nicht später ein schlechtes Gewissen haben wegen der vermeintlich vertrödelten Zeit.

Literatur: Tania Konnerth: Montag ist erst übermorgen, Herder-Verlag, ISBN: 3-4510-5600-3, 8,90 Euro; Lothar Seiwert: Die Bären-Strategie - In der Ruhe liegt die Kraft, Ariston-Verlag, ISBN: 3-7205-2572-4, 14,90 Euro.

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