Unsere Serie Wie werde ich... Uhrmacher

Northeim/Dresden (RPO). So gut wie jeder trägt sie am Handgelenk und in jedem Haushalt hängt oder steht mindestens eine davon: Uhren. Und was macht man mit ihnen, wenn sie nicht mehr richtig funktionieren? In Werkstätten warten wieder mehr defekte mechanische Uhren auf die Reparatur. Fachleute dafür finden sich nicht mehr überall.

"Einen gelernten Uhrmacher können Sie in fünf Jahren mit Gold aufwiegen", sagt Horst Eberhardt vom Zentralverband Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik in Northeim (Niedersachsen). Man trage international wieder mechanische, hochwertige Technik am Handgelenk. Wer sich damit auskennt, hat gute Karten am Arbeitsmarkt.

Bereits heute fehlen laut Zentralverband bundesweit bis zu 1000 Uhrmacher. Die Gemeinschaft der Innungs-Obermeister startete im Mai die Initiative "Bilde deinen eigenen Nachfolger aus". Einen anspruchsvollen Beruf nennt Eberhardt das Metier. Die Suche nach Störungen in einer Uhr zählt zu den Hauptaufgaben. Außer im Handwerk arbeiten Uhrmacher in der Flugzeugindustrie, im Schiff-, Werkzeug- und Maschinenbau.

Johannes Eulitz kümmert sich seit 17 Jahren um Exponate im Museum "Mathematisch-Physikalischer Salon" der Staatlichen Kunstsammlungen im Dresdner Zwinger. "Reparatur und Restauration einer Uhr können zu unterschiedlichen Resultaten führen", erzählt der Uhrmachermeister und Restaurator. Eine historische Uhr müsse nicht wieder laufen, wenn konservatorische Gründe dagegen sprechen. "Bei einer modernen Uhr will man das gleichmäßige Ticken zurückholen."

Feingefühl und Vorstellungsvermögen sind gefragt

Geduld, Präzision, dreidimensionales Vorstellungsvermögen und mechanisch-technisches Wissen gehören zum Grundgepäck künftiger Uhrmacher, so die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg. Gute Feinmotorik und exaktes Sehvermögen sind erwünscht. Der Hauptschulabschluss ist zwingend, Rechen- und Physikkenntnisse sollten praxistauglich sein. Kenntnisse von Baugruppen und deren Funktionen, Materialien und Montagetechniken werden in drei Jahren Lehre vermittelt. Anfangs beschäftigen Grundtechniken wie Spanen und Feilen die Lehrlinge. Später kommen Montage und Instandhalten von Uhren, der Umgang mit Strom sowie Lagerung und Verkauf dazu.

In der Gesellenprüfung gilt es eine Kleinuhr instand zu halten und Kenntnisse zu Uhrentechnik, Service sowie Wirtschafts- und Sozialkunde nachzuweisen. Azubis können nach Angaben der Bundesagentur in den alten Bundesländern zwischen 701 und 807 Euro Entgeld pro Monat erwarten. Für die neuen Bundesländer differieren die Angaben.

Bundesweit arbeiten rund 8000 Meisterbetriebe. Weitere etwa 5000 Geschäfte nehmen Aufträge mit Uhren entgegen. Die Bundesagentur nennt 11,57 Euro als tariflichen Bruttostundenlohn. Für Johannes Eulitz hat Einkommen bei der Berufsorientierung nie eine Rolle gespielt. "Ich kann mir gar keinen anderen Beruf vorstellen", sagt er.

Weitere Informationen: Zentralverband für Uhren, Schmuck und Zeitmesstechnik (Tel.: 05551/16 58). Oder im Internet: www.bv-schmuck-uhren.de, www.dg-chrono.de, www.bibb.de, www.arbeitsagentur.de, www.fhtw-berlin.de.

(gms)
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