Studentendorf Plänterwald Wie der Frachtcontainer zur Studentenbude wird

Berlin · Ein Studentenwohnheim der ganz besonderen Art ensteht zur Zeit im Berliner Stadtteil Treptow. Die Studenten werden künftig in umgebauten Schiffscontainern zuhause sein. Was sich zuerst nach Baracke anhört, wird in Wahrheit ein hochmoderner Wohnblock. Im Oktober ziehen die ersten 15 Studenten ein.

 Studenten könnten zukünftig in Containern leben.

Studenten könnten zukünftig in Containern leben.

Foto: Holzer Kobler Architekturen

Frankie, Johnny und Nelly heißen die Studentenhäuser, die an der Eichbuschalle 51 im Süden Berlins entstehen. Das Besondere: Die Wohnblöcke werden sich aus über- und nebeneinander gestapelten Frachtcontainern zusammensetzen. Die Idee lieferte die Fernsehsendung "Galileo", die über ein Schiffscontainer-Wohndorf in Amsterdam berichtete. Bauherr Jörg Duske griff die Idee direkt auf. Um das beste Konzept für die Umsetzung zu finden, rief er daraufhin einen Architekturwettbewerb aus, den der Entwurf "Frankie & Johnny" gewann.

Kein Wunder, dass das luftige Konzept überzeugte: Insgesamt 307 Container werden zu drei Gebäudetrakten gestapelt, dazwischen ausreichend Platz für Grünflächen und Terassen gelassen. Die Fassade soll stylisch verwittert aussehen, deswegen werden die Außenwände mit Sandstrahlern bearbeitet. So nimmt der Lack Schaden und rostet. Um dem Ganzen eine moderne und edle Note zu geben werden beide Enden der 2,50 Meter breiten, 2,90 Meter hohen und 12 Meter langen Container komplett verglast. Hinter dem einem Panoramafenster liegt die Küche, hinter dem anderen der Schlafraum. In der Mitte dient ein mit Plexiglas verkleidetes Bad als Raumtrenner. Die Einrichtung ist hell und freundlich gehalten, so lässt es sich auf den 26 Quadratmetern, auf denen früher Frachtgut gestapelt wurde gut leben. Geplant sind insgesamt 235 Einzelzimmer. Wer nicht alleine wohnen möchte kann aus 62 Zweier-WGs und elf Dreier-WGs auswählen.

Parties im Waschsalon

Nicht nur die Wohnräume kommen schick daher. Auf dem 11 000 Quadratmeter großen Gelände wird es einen Schwimmteich, Grill- und Sportplätze, Gemeinschaftsküchen und sogar einen Garten geben, in dem die Studenten Gemüse und Kräuter anpflanzen können. Eine weitere ausgefallene Idee: Der Waschsalon soll der Mittelpunkt des Zusammenlebens werden. Duske stellt sich den Salon gleichzeitig als Bar vor, beim Waschen kann Bier getrunken und gequatscht werden. Wer also möchte dass seine Wäsche sauber bleibt, sollte diese besser schnell in Sicherheit bringen bevor die Nacht - und mit ihr die Party - beginnt.

Etwaige Parties sind für die Anwohner Treptows kein Problem. Schlimmer als vorher, als auf dem Grundstück noch das verfallene Institut für Lebensmitteltechnologie der DDR stand kann es ohnehin nicht werden. Dort wurden nachts ausschweifende Feten gefeiert, der Ort verdreckt hinterlassen. Nun freuen sich die Anwohner auf Ihre neuen Nachbarn. Manche von Ihnen pflegen sogar schon den Kräutergarten des Wohnheims.

Die Nachfrage ist groß

Treptow gehört nicht zu den hippen Stadtvierteln Berlins. Hier reihen sich keine Kneipen aneinander und auf den Straßen sind viele Rentner unterwegs. Auch ließe sich für die Miete von 389 Euro pro Monat sicher auch eine richtige Wohnung finden. Trotzdem ist die Nachfrage nach einem Platz in dem ungewöhnlichen Wohnheim schon jetzt sehr groß. Täglich gehen bei Jörg Duske neue Vormerkungen ein. Verwunderlich ist das angesichts der Wohnungsnot, die in deutschen Großstädten um sich greift nicht. Aber in diesem Fall hat es sicherlich noch andere Gründe: Das Wohnheim bietet sehr viel. Zum einen ein, durch die vielen Sport- und Freizeitangebote, tolles Gemeinschaftsgefühl. Zum anderen sind in der Miete Nebenkosten und Internetflat bereits enthalten. Auch der Weg zum zehn Kilometer entfernten Brandenburger Tor dauert dank zwei in der Nähe gelegenen S-Bahn-Stationen nicht lange.

Wer neugierig auf die Containeranlage geworden ist kann sich jeden Samstag um 14 Uhr, wenn die "Baustelle zur Schaustelle" wird, selbst von dem Konzept überzeugen. Besucher können sich die möblierten Mustercontainer ansehen und sich über die Baustelle führen lassen. Wer nicht bis nach Berlin reisen möchte, findet auf der Homepage EBA51 Abbildungen der Mustercontainer und Animationen des künftigen Studentenheims.

(ham)
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