4000 technische Redakteure gesucht Wie aus Fachchinesisch richtiges Deutsch wird

Stuttgart/Hannover (RPO). Bedienungsanleitungen: Für die meisten sind sie ein Graus. Denn viel zu oft sind sie kompliziert, im schlimmsten Fall sogar unverständlich formuliert. Technische Redakteure können hier abhelfen. Sie werden händeringend gesucht.

Der Router funktioniert nicht. Alles Probieren ist umsonst, da bleibt nur noch der Blick in die Bedienungsanleitung. Doch sie hilft nicht bei der Lösung des Problems, sondern treibt mit ihren unverständlichen Formulierungen nur den Blutdruck des Lesenden in die Höhe.

Dieser Ärger wäre nicht entstanden, wenn ein technischer Redakteur bei der Entwicklung der Bedienungsanleitung beteiligt gewesen wäre. Technische Redakteure sind für das möglichst gut verständliche Formulieren von Bedienungsanleitungen technischer Geräte zuständig. Ihre Arbeit ist gefragt: Nach Angaben der Gesellschaft für technische Kommunikation (tekom) in Stuttgart sind derzeit rund 4000 Stellen offen.

"Der Bedarf ist ungeheuer groß. Wir können gar nicht so viele Menschen ausbilden, wie benötigt werden", erzählt Prof. Rolf Schwermer von der Fachhochschule Hannover. Auf dem Stundenplan seiner Studenten stehen unter anderem Werkstoffkunde, Physik, Chemie und Elektrotechnik. Seit 1991 werden in Hannover technische Redakteure ausgebildet und jährlich etwa 400 Absolventen gezählt. Die meisten von ihnen haben bereits vorher einen Beruf erlernt.

Unter ihnen sind zum Beispiel Kommunikationselektroniker, die doch etwas anderes machen möchten. Sie können sich aus einer Fülle von Job-Angeboten bedienen, alleine bei der FH in Hannover gehen wöchentlich ein bis zwei Stellenangebote ein. Laut einer tekom-Umfrage vor fünf Jahren verdienen die meisten technischen Redakteure zwischen 2500 und 4000 Euro brutto, ein Viertel der Befragten kam auf 4000 bis 5500 Euro.

Firmen: Gute Gebrauchsanweisungen sind wichtig

"So langsam erkennen die Firmen, wie wichtig eine gute Gebrauchsanleitung ist", erklärt Prof. Schwermer den Boom. Denn die Gebrauchsanweisung werde in der Regel vom Konsumenten aufgehoben, während der Hochglanzprospekt meist zeitnah im Altpapier entsorgt werde, weiß auch Gregor Schäfer, Pressesprecher des Berufsverbands tekom, zu berichten.

Studium oder Volontariat

Gleich mehrere Wege und Möglichkeiten gibt es, technischer Redakteur zu werden. Der übliche ist ein drei- bis vierjähriges Studium, zum Beispiel in Hannover, Aalen oder Karlsruhe. Dort gibt es eigenständige Studiengänge, die mit dem Abschluss zum Diplom-Technikredakteur enden. An der FH Bonn-Rhein-Sieg kann man Technikjournalismus studieren, hier dürfen sich die Absolventen Diplom-Journalist (FH) nennen. Wer bereits einen Studienabschluss hat, kann sich bei einem Aufbaustudiengang einschreiben, zum Beispiel an der FH Gießen-Friedberg oder in Merseburg.

"Weil die Fachhochschulen mit der Ausbildung nicht mehr nachkommen, wurde vor fünf Jahren das Volontariat eingeführt", sagt tekom-Sprecher Schäfer. Doch nur wenige Firmen bieten eine solche 12- bis 24-monatige Ausbildung an, deutschlandweit gibt es jährlich nur etwa 40 bis 50 Stellen.

Garantierte Abwechslung

Für Abwechslung ist in dem Beruf gesorgt: Das Spektrum der technischen Geräte reicht laut Schäfer "von der Armbanduhr bis hin zum Kraftwerk". Der technische Redakteur sollte möglichst klar und einfach beschreiben, was das Gerät kann, wie es aufgebaut ist und wie es bedient werden muss. Das setzt voraus, dass er das Gerät selbst bis ins Detail versteht. Noch komplizierter wird es, wenn die Gebrauchsanleitung in mehreren Sprachen gedruckt werden soll. Dann ist der technische Redakteur auch für die korrekte Übersetzung verantwortlich.

(tmn)
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