Stärken richtig darstellen Wie Ältere bei der Jobsuche punkten

Stuttgart/Hamburg (RPO). Erfahrung, Sozialkompetenz und Loyalität. Es gibt viele Kriterien, mit denen ältere Arbeitnehmer punkten können. Und die Chancen für Ältere, wieder einen Job zu finden, steigen. Dennoch tun sich viele schwer, ihre Stärken richtig zu präsentieren.

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Foto: AP

"Im Lauf ihres Berufslebens haben ältere Arbeitnehmer viele Dinge gesehen, gehört und zahlreiche Probleme gelöst", sagt Carolin Lüdemann, Business-Coach in Stuttgart. Trotzdem waren Ältere auf dem Arbeitsmarkt lange Zeit benachteiligt. Inzwischen steigen ihre Chancen wieder.

"Wir verzeichnen deutlich höhere Vermittlungszahlen der Bewerber 50plus", sagt Tiemo Kracht. Die ersten Auswirkungen des demografischen Wandels seien in Unternehmen bereits zu spüren, so der Geschäftsführer der Kienbaum Executive Consultants in Hamburg. Aufgrund des Mangels an Ingenieuren und anderen Fachkräften würden einige Firmen ehemalige Mitarbeiter für Projekte sogar aus dem Ruhestand zurückholen.

Kompetenzen gehören in den Vordergrund

Verfügt ein Unternehmen über jüngere und ältere Arbeitnehmer, könne es sowohl auf Talent als auch Erfahrung zurückgreifen. "Ein gesundes Unternehmen muss wie ein gesunder Mischwald sein - es braucht ältere und junge Mitarbeiter", sagt Kracht. Doch manchmal fällt es älteren Arbeitssuchenden schwer, ihre Stärken ins rechte Licht zu rücken. "Im Anschreiben finden sich manchmal Sätze wie "Mein Alter ist nicht von Nachteil"", erzählt Carolin Lüdemann. Ein Kardinalfehler: Nicht die vermeintliche Schwäche, sondern die Kompetenzen gehörten in den Vordergrund. "Wer über eine zehnjährige Berufserfahrung in einem bestimmten Bereich verfügt, sollte dies schon im Anschreiben hervorheben und nicht erst im Lebenslauf."

Ab 50 Jahren zählen Arbeitnehmer heute zu den Älteren. "In der Vergangenheit haben sie sich vieles gefallen lassen müssen", sagt Jürgen Hesse. "Sie haben verinnerlicht, dass ihr Know-how von der Gesellschaft nicht mehr gebraucht wird", erklärt der Karrierebrater aus Berlin. Doch der Zenit der Diskriminierung sei überschritten: "Wenn jemand nachweislich Erfahrungen auf einem Spezialgebiet hat und erfolgreich war, spielt das Alter nicht die entscheidende Rolle."

Netzwerke für die Stellensuche nutzen

"Ältere sind mit dem Bewerbungsschreiben oft aus der Übung", räumt Carolin Lüdemann ein. Wichtig ist, Anschreiben und Lebenslauf auf die Stellenausschreibung abzustimmen. Eine Bewerbung sollte jedoch nicht überfrachtet werden. "Natürlich haben ältere Arbeitnehmer im Laufe ihres Berufslebens viele Weiterbildungen gemacht und können Zeugnisse beifügen." Doch auch hier komme es darauf an, eine Auswahl zu treffen, die zur ausgeschriebenen Stelle passt.

Im Vergleich zu Berufsanfängern verfügen erfahrene Arbeitnehmer meist über mehr Kontakte und ein größeres Netzwerk. Und die lassen sich für die Stellensuche durchaus nutzen. "Sie können ihre Fühler in ihre Netzwerke ausstrecken", sagt Carolin Lüdemann. Und wenn es mit der Jobsuche doch nicht klappt, könne auch Zeitarbeit eine Alternative sein. Arbeitnehmer mit Erfahrung, gerne auch mit akademischem Hintergrund, seien gefragt.

Literatur: Carolin Lüdemann, Heiko Lüdemann: Berufserfahrung als Chance. Erfolgreich bewerben, Redline Wirtschaft, ISBN 978-3-6360-1464-1, 17,90 Euro; Jürgen Hesse, Hans Christian Schrader: Erfolgreich bewerben mit 45plus, Eichborn, ISBN 978-3-8218-5926-2, 19,90 Euro.

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