Berufsporträt Tätowierer denkt auch an die berufliche Zukunft

Tätowierer schaffen Kunstwerke, die unter die Haut gehen. Dafür braucht es Feingefühl – und gute Hygieneregeln. Maik Frey hat für seine Ausbildung einiges investiert, trotzdem erfüllt er nicht jeden Kundenwunsch.

 Maik Frey führt seit über 30 Jahren sein eigenes Tattoo-Studio im baden-württembergischen Esslingen.

Maik Frey führt seit über 30 Jahren sein eigenes Tattoo-Studio im baden-württembergischen Esslingen.

Foto: dpa-tmn/Christoph Schmidt

Tattoos sind Kunstwerke, die dauerhaft die Haut zieren und das Ergebnis sorgfältiger Handarbeit. Viel Zeichnen gehört zum Berufsalltag, berichtet Maik Frey, seit über 30 Jahren Inhaber eines Tattoo-Studios in Esslingen. Doch damit allein ist es nicht getan, wie er erzählt.

Mein Weg in den Beruf Ursprünglich bin ich gelernter Siebdrucker. Mit Farben hatte ich also schon immer zu tun. Ende der 1980er-Jahre zog es mich dann zu einer Tattoo-Convention in England. Diese Veranstaltung hat mein Leben verändert. Ich beschloss, Tätowierer zu werden.

Meine Ausbildung Es gibt keine gesetzlich geregelte Ausbildung. Von „Learning-by-doing“ habe ich damals aber nichts gehalten. Ich wollte das Handwerk von der Pike auf lernen und mich unbedingt von einem Profi einweisen lassen. Mein Tattoo-Meister war ein Engländer, den ich auf der Tattoo-Convention kennengelernt hatte. Er lebte 100 Kilometer von meinem Wohnort entfernt und ich bin jeden Tag zu ihm hingefahren, um mir alles beibringen zu lassen. In erster Linie ging es natürlich ums Zeichnen, sowohl freihändig als auch nach Schablonen. Aber auch Hygieneregeln muss man kennen und peinlich genau umsetzen – ob es nun ums Desinfizieren oder Sterilisieren von Nadeln und Arbeitsgeräten oder allgemein ums Saubermachen geht.

Meine Ausbildung war teuer, ich musste für Material damals 15.000 D-Mark investieren. Um das Geld dafür und für meinen Lebensunterhalt aufzubringen, hatte ich noch eine reguläre Halbtagsbeschäftigung.

Wie mein Alltag aussieht Mein Tattoo- und Piercing-Studio betreibe ich inzwischen seit über 30 Jahren. Mir macht das alles immer noch viel Freude – der Kontakt mit den Kunden, das Zeichnen. Man sitzt zusammen und macht sich eine gute Zeit. Kunden äußern Wünsche in Sachen Tattoo oder ich berate sie, was zu ihnen passt. Ich gucke mir genau an, ob die Haut an der gewünschten Körperstelle gesund und intakt genug fürs Tätowieren ist. Ich erkundige mich bei Kunden auch, ob sie auf irgendetwas allergisch reagieren. Das ist wichtig zu wissen, bevor ich loslege.

Oft kommt es vor, dass Leute mir etwa eine Woche vor einer Sitzung Fotos von Motiven vorbeibringen, die sie sich als Körperschmuck wünschen. Anhand dieser Fotos fertige ich dann eine Zeichnung an.

Bei größeren Motiven brauche ich etwa vier bis sechs Stunden und mitunter mehrere Sitzungen, bei kleineren Motiven ist das Tattoo oft schon nach etwa zwei Stunden fertig. Manchmal dauert eine kleine Tätowierung auch nur ein paar Minuten.

Wer meine Kunden sind Bis Mitte der 1990er-Jahre waren Tattoos noch alles andere als Mainstream. Heute kommen Leute aus allen Schichten und allen Altersgruppen. Manchmal lehne ich es aber auch ab, jemandem ein Tattoo zu stechen. Zum Beispiel, wenn junge Leute um die 20 zu mir kommen, die beruflich noch nicht fest im Sattel sitzen und sich den Unterarm, den Hals oder eine andere sehr augenfällige Stelle am Körper tätowieren lassen wollen. Der Grund: Es gibt heutzutage leider immer noch Arbeitgeber, für die ein Tattoo ein Einstellungshindernis ist. Würde ich also solchen jungen Leuten zu Körperschmuck an auffälliger Stelle verhelfen, wäre das extrem verantwortungslos.

Was ich mir für die Zukunft wünsche Dass dieser Selbst-Hype von manchen in meiner Branche über die sozialen Medien nachlässt und jeder einzelne ein bisschen mehr Demut und Bescheidenheit an den Tag legt. Und dann würde ich mir wünschen, dass der Trend zu großflächigeren Tattoos zurückkehrt. Kleine Tattoos, die zurzeit sehr gefragt sind, verwischen sich mit zunehmendem Alter. Also lieber gleich etwas ordentlich Großflächiges, das auch noch in 30 Jahren gut aussieht.

(dpa/tmn)
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