Berlin Wände tapezieren, dämmen und anschließend streichen

Berlin · Bei der Malerlehre geht es nicht nur um die richtige Farbe.

Der typische Malerlehrling ist Andreas Tucholski sicher nicht. Der Berliner ist 45 Jahre alt und hat als junger Mann bereits einmal eine Malerlehre angefangen. Damals fiel er durch die Gesellenprüfung. Nach Stationen in einem Betrieb zur Wärmedämmung, bei der Bundeswehr und Arbeitslosigkeit kehrte er zurück in die Welt der Farben, Lacke und Tapeten. In einem Berliner Malerbetrieb macht Tucholski nun erneut die Ausbildung. Tucholski hat sich für einen sicheren Beruf entschieden.

"Die Jobchancen sind sehr gut. In diesem Bereich werden Fachkräfte dringend gesucht", erklärt Julia Gustavus. Sie ist Geschäftsführerin der Malerinnung Berlin. Wer sich für den Beruf entscheidet, sollte teamfähig sein. Auf der Baustelle arbeiten meist mehrere Handwerker Hand in Hand, die sich absprechen müssen. Außerdem sollten angehende Maler und Lackierer flexibel sein. Häufig sind sie auf verschiedenen Baustellen in der Stadt oder in der Region unterwegs. Wichtig ist auch eine gute körperliche Grundfitness, da die Fachkräfte viel Arbeitszeit im Freien verbringen. Höhenangst dürfen Lehrlinge auch nicht haben.

Die Aufgabenpalette von Malern und Lackierern ist breit. Die Fachkräfte richten die Baustelle ein und bearbeiten den Untergrund, erklärt Sven Tobaben. Er leitet das Ausbildungszentrum der Hamburger Malerinnung. Je nachdem, ob sie Farbe oder Tapete auf Putz, Stein oder Metall aufbringen wollen, sind unterschiedliche Vorarbeiten nötig. Sind die abgeschlossen, können die Fachkräfte etwa die Tapete beschichten, erklärt Tobaben. Neben den Wänden bearbeiten Maler auch Heizkörper, Fensterrahmen oder Türen mit Lack.

In der Berufsschule erwerben die Auszubildenden die Grundkenntnisse für ihre Arbeit: "Sie lernen die verschiedenen Anstrichstoffe und Werkzeuge kennen oder berechnen Farbmengen und Mischungsverhältnisse", sagt Michel van Löchteren-Wagner. Er ist Ausbildungsleiter im Betrieb von Lehrling Tucholski.

Zusätzlich zur Berufsschule gibt es einmal pro Ausbildungsjahr eine zwei- bis dreiwöchige überbetriebliche Schulung in einem Ausbildungszentrum. Dort werden die Maltechniken wiederholt, erklärt Tobaben. Das sei nötig, weil die Ausbildungsbetriebe unterschiedliche Ausrichtungen haben und sonst nicht jeder Lehrling das gesamte Aufgabenspektrum kennenlernt.

Während der ersten beiden Lehrjahre lernen alle Auszubildenden die gleichen Inhalte. Im dritten Jahr spezialisieren sie sich auf eine von drei Fachrichtungen: Gestaltung und Instandhaltung, Bauten- und Korrosionsschutz oder Kirchenmalerei und Denkmalpflege.

Auf die Ausbildungsvergütung hat die Spezialisierung keinen Einfluss: Sie kann zwar je nach Betrieb variieren, liegt häufig jedoch bei rund 480 Euro im ersten, 530 Euro im zweiten und 665 Euro im dritten Lehrjahr.

Wer sich weiterqualifizieren will, kann den Meister machen oder staatlich geprüfter Techniker für Farb- und Lacktechnik werden.

(dpa)
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