Arbeitsatmosphäre Vergiftetes Klima am Arbeitsplatz

Psychischer Druck und enorme emotionale Belastungen: In manchen Unternehmen hat die Arbeitskultur Auswirkungen auf die Gesundheit. Kann man sich gegen diese toxische Atmosphäre schützen?

Ist der emotionale Druck im Job enorm hoch, leiden Beschäftigte schnell unter dem schlechten Betriebsklima.

Ist der emotionale Druck im Job enorm hoch, leiden Beschäftigte schnell unter dem schlechten Betriebsklima.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Schlechte Arbeitsbedingungen können am Arbeitsplatz zu einem vergifteten Klima führen, und zwar mit Folgen für die psychische und physische Gesundheit der Beschäftigten. Aber: Wie erkennt man solche sogenannte „toxische“ Strukturen überhaupt? Stress, ein hohes Leistungspensum und Konflikte gehören schließlich in vielen Berufen zum Alltag. Annina Hering, Sozialwissenschaftlerin und Arbeitsmarktexpertin beim Jobportal Indeed, nennt Warnsignale, auf die Beschäftigte achten können:


Ständige Überbelastung Wird übermäßige Belastung im Job chronisch, weil der Arbeitgeber etwa systematisch mit zu wenig Arbeitskräften plant, kann das erschöpfen und krank machen.

Emotionaler Druck Wird Beschäftigten ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn sie mal ausfallen, und kommen gar offene Drohungen oder Sanktionen dazu, sind das Alarmzeichen für eine toxische Arbeitskultur. Oft hängen diese Faktoren mit stark ausgeprägten Hierarchien und Kontrollwahn vonseiten der Führungskräfte zusammen.

Mangel an Wertschätzung Es ist nicht verwunderlich, dass es in derart geprägten Unternehmenskulturen an Lob mangelt. Herrscht zusätzlich große Konkurrenz im Team oder mangelnde Transparenz bei Bezahlung und Benefits, sind Neid und eine vergiftete Atmosphäre vorprogrammiert.

Allgemeine Unsicherheit Wo zum Beispiel Schichtpläne auf die letzte Minute verschickt, nur befristete Verträge ausgestellt werden und das Gehalt regelmäßig verspätet kommt, sollten bei Beschäftigten die Alarmglocken für ein toxisches Arbeitsklima läuten.

Aber was tun, wenn einem das alles nur allzu bekannt vorkommt? Kann man sich vor den Folgen eines toxischen Arbeitsklimas schützen? Und wann sollte man aktiv werden? „Ein sicheres Alarmzeichen: Wenn ich die Unzufriedenheit über meinen Arbeitsplatz regelmäßig mit nach Hause nehme, dann ist es Zeit, etwas zu unternehmen“, sagt Annina Hering.

Wichtig sei, die „toxische Quelle“ zu verorten und zu prüfen, ob es sich um ein strukturelles Problem oder das Verhalten einer einzelnen Person handelt. Hering rät: „Suchen Sie sich Verbündete.“ Wer Gleichgesinnte findet, habe größere Chancen, Veränderungen anzustoßen. Auch ein Betriebsrat oder die Personalvertretung kann erster Ansprechpartner sein. „Gleichzeitig sollte man realistisch bleiben“, sagt die Ökonomin. Es sei leichter, auf das problematische Verhalten einer einzelnen Person einzuwirken, als bestehende toxische Strukturen zu verändern. Und nicht jeder habe den „langen Atem, um strukturelle Veränderungen durchzukämpfen“. Alternativ bleibt nur der Jobwechsel. Laut Annina Hering ist der Arbeitsmarkt aber immer noch dynamisch und es gebe viele Unternehmen, die bewusst ein wertschätzendes Arbeitsklima pflegen.

Es lohnt sich aber, schon vor dem Start in einen neuen Job ganz genau hinzugucken. Hering empfiehlt zum Beispiel Bewertungsportale für Unternehmen im Netz zu nutzen. Da können sich Bewerber schon einen ersten Eindruck über die Arbeitsatmosphäre in einem bestimmten Unternehmen verschaffen. Auch vor Ort im Bewerbungsgespräch lassen sich erste Anzeichen interpretieren: Wie wirken die anderen Beschäftigten? Wie treten Vorgesetzte gegenüber der Belegschaft auf? „Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl“, betont Hering.

(dpa/tmn)
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