Gesundheit studieren Mehr als Medizin
In Deutschland existieren immer mehr Studiengänge im Gesundheitswesen. Diese reichen von Humanmedizin über Pflegewissenschaften bis zum Gesundheitsmanagement, Medizinmanagement und Medizincontrolling.
Wer früher daran dachte, ein Studium im Gesundheitswesen zu absolvieren, für den stand fest: Es wird Medizin studiert mit dem Ziel, Arzt zu werden. Ansonsten gab es die klassischen naturwissenschaftlichen Studienfächer wie Biologie, Pharmazie, Psychologie und Co. – aber darüber hinaus war das Gesundheitswesen lange Zeit kein Thema für Hochschulen und Universitäten. Das hat sich im Laufe der Zeit geändert. Heute werden deutschlandweit mehrere Dutzend Studiengänge mit Gesundheitsbezug angeboten – und das eben weit über die Studienklassiker hinaus.
Was bedeutet das genau? Der unabhängige Studienführer www.gesundheit-studieren.com beispielsweise stellt eine Übersicht über die in Deutschland verfügbaren Gesundheitsstudiengänge zur Verfügung. Darunter finden sich Hochschulausbildungen für aus dem Alltag bekannte Berufe wie Ergotherapeut, Logopäde oder auch Sporttherapeut, aber vor allem auch Studiengänge, die bisher weniger stark im Lichte der Öffentlichkeit stehen. Die Bandbreite reicht von Fitnessökonomie, Gesundheits- und Sozialmanagement und Hebammenkunde über Medizinische Informatik, Musiktherapie und Osteopathie bis hin zu Pflegemanagement, Public Health und Rettungswesen – also von typischen, unmittelbaren Gesundheitsthemen über alternative Methoden bis hin zu kaufmännischem Wissen für die Gesundheitswirtschaft.
Dieses Wachstum kommt nicht von ungefähr. Das Gesundheitswesen umfasst alle Einrichtungen, die die Gesundheit der Bevölkerung erhalten, fördern und wiederherstellen sowie Krankheiten vorbeugen. Und die Gesundheitswirtschaft gehört zu den größten Branchen der deutschen Wirtschaft: „Die Bruttowertschöpfung im Kernbereich der Gesundheitswirtschaft lag 2021 bei knapp 391,8 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als 12,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Gesundheitswirtschaft ist damit weiterhin eine Wachstumsbranche auf Expansionskurs“, heißt es beim Bundesministerium für Gesundheit. Das Wachstum der Gesundheitswirtschaft lag in den vergangenen zehn Jahren immer deutlich über dem des Bruttoinlandsprodukts.
Die Prognosen weisen steigende Kosten aus. In diesem Jahrzehnt könnten die Gesundheitsausgaben um 155 Milliarden auf 540 Milliarden Euro zunehmen – und bis 2040 auf insgesamt 704 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer Studie der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group (BCG). Weitere Zahlen: Bis 2030 werden die OECD-Länder im Schnitt voraussichtlich rund 10,2 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Gesundheitskosten aufwenden, 1,4 Prozentpunkte mehr als bisher.
„Damit haben Fachkräfte in der breit gefächerten Gesundheitswirtschaft sehr gute Karriereaussichten. Es handelt sich weiterhin um einen stark wachsenden Bereich, in dem ein eklatanter Fachkräftemangel herrscht. Wer sich über ein Studium qualifiziert und spezialisiert, kann an dieser Entwicklung teilhaben, ob in der Privatwirtschaft oder bei der öffentlichen Hand, gerade auch in Führungspositionen“, sagt Volker Nürnberg, renommierter Berater im Gesundheitswesen und Professor für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an der Allensbach Hochschule in Konstanz. „Mit der Spezialisierung auf Betriebliches Gesundheitsmanagement beispielsweise übernehmen Absolventen oft leitende Positionen im Gesundheits- und Präventionsbereich von Unternehmen. Dieser Bereich gewinnt angesichts der älter werdenden Belegschaften an Bedeutung“, betont Nürnberg.
In Nordrhein-Westfalen hat sich vor allem die Hochschule für Gesundheit in Bochum in dem Bereich positioniert. 2009 gegründet, ist sie die erste staatliche Hochschule in Deutschland, die ausschließlich für Gesundheitsberufe ausbildet. Sie bietet grundständige Studiengänge an, also solche, die zu einem ersten Hochschulabschluss führen. Zum Studienangebot gehören derzeit 13 Bachelor- und sechs Masterstudiengänge im Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften (DAG), Department of Community Health (DoCH), Department für Pflegewissenschaft (DPW) und im 2022 gegründeten Department für Ökonomie und Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen (DÖNG).
Im Fokus stehen laut der Hochschule Themen wie die Verbesserung der Qualität der gesundheitlichen Versorgung, der gerechte Zugang zu Gesundheit für vielfältige Gruppen oder auch der wirtschaftliche und nutzbringende Umgang mit knappen Ressourcen im Bereich Gesundheit. Es gehe darum, einen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung der Menschen zu leisten. Daher schließe die Hochschule aktuelle Themen wie Digitalisierung im Gesundheitssektor, Nachhaltigkeit und Diversität aktiv mit ein.