Fachkräftemangel im Handwerk Studienabbrecher sollen Meister werden

Berlin · Union und FDP wollen Studienabbrecher künftig schneller in technische und handwerkliche Berufe vermitteln. Hintergrund ist der Fachkräftemangel in Deutschland.

"Wir brauchen einen engeren Kontakt zwischen Studienabbrechern und den Unternehmen, damit diese schnell zueinanderfinden", sagte Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU). "Wer Elektrotechnik studiert hat und abbricht, hat vieles gelernt, was auch bei einer Mechatroniker-Ausbildung wichtig ist", stellte Wanka fest. Deshalb müssten die bis zum Abbruch des Studiums erworbenen Leistungsnachweise bei einer Lehre besser anerkannt werden.

"Die Zahl der Studienabbrecher ist enorm. Diese Menschen dürfen nicht hängenbleiben und müssen mit aller Kraft etwa in Auszubildendenberufe vermittelt werden, in denen händeringend Nachwuchs gesucht wird", sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs.

Bessere Beratung an Gymnasien

Der bildungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Patrick Meinhardt, forderte zudem eine bessere Berufsberatung an den Gymnasien. In der Oberstufe müsse es einen "zweiten Check in Sachen berufliche Bildung" geben, um zu erkennen, ob jemand vielleicht gar nicht den akademischen Weg einschlagen wolle, sagte Meinhardt. Es sei ein "bildungspolitisch spannender Weg", wenn künftig Studienabbrecher eine Perspektive bekämen.

Auch der SPD-Bildungspolitiker Ernst-Dieter Rossmann forderte Verbesserungen für Studienabbrecher, die in handwerkliche Berufe wechseln möchten. "Wir müssen die berufliche Bildung attraktiver und offener gestalten, damit die jungen Menschen sie als echte Alternative wahrnehmen, die sie fachlich längst ist", sagte Rossmann. "Vergleichbare Leistungen müssen in beiden Bildungswegen auch ihre angemessene Anerkennung finden."

Wirtschaft begrüßt Vorstoß

Die deutsche Wirtschaft begrüßte den Politiker-Vorstoß. "Wir haben in Deutschland einen Trend weg von Haupt- und Realschule hin zu Abitur und Studium. Die Folge ist eine weiter sinkende Zahl von Schulabgängern, die sich für eine Berufsausbildung interessieren", beklagte Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. Bund und Länder müssten die berufliche Bildung stärken. Die Anerkennung der Gleichwertigkeit von Meisterbrief und Bachelor-Abschluss sei ein erster richtiger Schritt gewesen.

Die Meisterausbildung sei beispielsweise für Akademiker eine optimale Vorbereitung für die Führung eines Betriebes. Als vorbildlich lobte Schwannecke Projekte für Studienabbrecher, die in Zusammenarbeit mit örtlichen Handwerkskammern durchgeführt werden.

(brö)
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