Berlin Spiele-Designer erschaffen neue Welten

Berlin · Wer gerne stundenlang am Computer spielt, für den ist es ein Traumberuf: Die Fachkräfte entwerfen Computerspiele und entwickeln Charaktere und fremde Welten.

Hürden, Belohnungen und knifflige Aufgaben: Bis spät am Abend sitzt Sebastian Mondwurf vor seinem Bildschirm und kämpft sich durch die Level eines Computerspiels. Doch was andere in ihrer Freizeit machen, gehört für ihn zu seiner Ausbildung. Der 20-Jährige ist angehender Game-Designer. Er entwirft Handlungen für Spiele und konzeptioniert Level. "Da gehört es natürlich dazu, das eigene Spiel immer wieder zu testen", erzählt Mondwurf, der derzeit sein zweites Semester an der Berliner Games Academy absolviert.

Spielmechanik, Spielregeln oder die Eigenschaften und Fähigkeiten der Charaktere: Game-Designer entwickeln das, was beim Spielen im Hintergrund passiert, erklärt Marco Dehner von der Games Academy (GA). Neben privaten Schulen wie der GA bieten Fachhochschulen eine Ausbildung in dem Bereich an – darunter etwa die Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft oder die Fachhochschule Köln. Die Bachelorstudiengänge dauern sechs oder sieben Semester. Die Ausbildungen an den privaten Schulen sind unterschiedlich lang. Game-Designer an der GA drücken ein Jahr die Schulbank, an den Designschulen in Schwerin und Leipzig sind es drei. Neben der Konzeption von Spielen lernen die angehenden Fachkräfte in der Regel Grundlagen der Programmierarbeit und der Grafikgestaltung. Außerdem setzten sie sich damit auseinander, wie sie Personen und Welten visualisieren oder ein Drehbuch für ein Spiel schreiben, erklärt Stephan Haring, stellvertretender Geschäftsführer der Designschulen in Schwerin und Leipzig. Voraussetzung für eine Zulassung an den privaten Schulen ist der Realschulabschluss – für die Studiengänge braucht es die Fachhochschulreife.

Damit die Game-Designer viel praktische Erfahrung sammeln, gehören mehrere Projekte zur Ausbildung. Mondwurf entwirft derzeit ein Browser-Game, bei dem sich der Spieler durch das antike Rom bewegt und sein eigenes Reich aufbaut. "Wir haben dafür nur ein Semester, während die Entwicklung in der Praxis zwischen einem und drei Jahren dauern würde. Da geht natürlich Freizeit drauf", sagt er. Laut Ausbildungsberater Dehner sollen bei den Projekten die Abläufe in der Branche simuliert werden. "Von der Konzeption bis zum fertigen Level bekommen die Schüler jeden Entwicklungsschritt mit und erhalten auch direkt Feedback."

Die Ausbildung ist nicht günstig. Wer an der Games Academy lernt, muss mit Kosten von 10 000 Euro rechnen, an der Designschule sind es 20 000 Euro. Nach Ausbildung oder Studium bleibt der Karriereweg steinig. Wer hofft, direkt in einen gut bezahlten Job einzusteigen, könnte enttäuscht werden. "Die Ausbildungen sind oft sehr breit, so dass die Bewerber selten Spezialisten auf einem Gebiet sind", sagt Andrej Maibaum, der beim Spiele-Entwickler Ubisoft Blue Byte die Personalabteilung leitet. Deshalb müssten ausgebildete Game-Designer bei ihnen ein sechsmonatiges Praktikum absolvieren. Danach werde entschieden, ob und wo sie im Unternehmen eingesetzt werden. "Da braucht man schon einen langen Atem – zumal es auch sehr viele Bewerber gibt", sagt er.

Damit Bewerber überhaupt eine Chance auf ein Praktikum haben, erwarten Maibaum und Kollegen ein gewisses Portfolio. Die Fachkräfte sollten zeigen, welche Projekte sie umgesetzt oder an welchen Spielen sie mitgewirkt haben. Zudem sollten sie Kreativität und grundlegende Programmierkenntnisse mitbringen.

Neben Computerspiel-Herstellern gibt es laut Stephan Haring weitere potenzielle Arbeitgeber. "Die Medien verändern sich massiv. Früher haben wir mit dem Handy nur telefoniert, jetzt spielen wir darauf", erklärt Haring. Zudem sei eine weitere Verschiebung hin zu Browser-Games zu beobachten.

(dpa)
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