Nervosität Aufregung vor dem ersten Tag im neuen Job

Siezen oder Duzen? Wer ist wofür zuständig? Und was soll ich hier eigentlich machen? Neuanfänge sind belastend. Das ist aber auch vollkommen menschlich. So gelingt der Start beim neuen Arbeitgeber.

 Aufregung am ersten Arbeitstag kann jeder im Team nachvollziehen, hat er sie doch selbst auch erlebt.

Aufregung am ersten Arbeitstag kann jeder im Team nachvollziehen, hat er sie doch selbst auch erlebt.

Foto: dpa-tmn/Florian Küttler

Eiskalte Hände und ein flaues Gefühl im Magen: Der erste Tag im neuen Job ist für fast alle Menschen eine Herausforderung. Die Ungewissheit macht nervös. Die gute und schlechte Nachricht: Wir können es nur herausfinden, indem wir Neues wagen. „Wer auf dem Weg zu einem ersten Tag ist, hat den größten Schritt schon geschafft – und zwar eine Veränderung umgesetzt“, sagt Psychologin Anne Klien. Gerade das sollte mit all dem, was in der Vergangenheit schon gut gemeistert wurde, im Kopf fest verankert sein. „Es hilft, sich das bewusst zu machen.“ Und wen trotzdem die Angst überkommt, sollte wissen, dass das normal ist. „Angst ist menschlich, eine neue Situation birgt immer ein Risiko“; sagt Klien. Aber welches eigentlich? „Ein eher kleines: Was ist das Schlimmste, das passieren kann? In der Regel doch nur, dass der Job doch nicht so gut ist“, erläutert die Psychologin. Um das herauszufinden, gibt es die Probezeit.

Coachin Susanne Hake nennt einen wichtigen Leitsatz gegen die Angst: „Meine Gedanken sind nicht die Realität.“ Schließlich gibt es viele Hinweise darauf, dass man eine Menge richtig gemacht hat. Denn man ist im Bewerbungsprozess ja gezielt ausgewählt worden.

Unmittelbar bevor es losgeht, empfiehlt Hake Entspannungsübungen. „Atmen Sie ganz tief und bewusst in den Bauch und mindestens genauso lange wieder aus. Atemübungen helfen, Anspannungen loszulassen.“ Ebenfalls hilfreich: Einzelnen Körperteilen bewusst nachspüren, etwa den Füßen und ihrer Erdung. „Seufzen Sie, recken und strecken Sie sich“, rät die Coachin.

Am neuen Arbeitsplatz angekommen, sollte man sich vom Chef vorstellen lassen – und sich vom Anspruch verabschieden, sofort mit allen zu netzwerken. „Lassen Sie sich Zeit, während der Arbeit kommt man nach und nach in Kontakt. Es ist absolut legitim, in der ersten Zeit vorsichtig zu sein, zu beobachten und zu schnuppern“, sagt Hake. Vor allem für Schüchterne sind die vielen neuen Kontakte eine Herausforderung. Aber auch ein schüchternes Lächeln sei charmant, es brauche nicht immer viele Worte, so die Coachin.

Wer sehr ehrgeizig ist, der hat vielleicht keine Angst vor Kontakten, dafür aber vor zu schwachen Leistungen. „Gehen Sie trotzdem mit einer spielerischen Haltung ran“, rät Psychologin Anne Klien. „Es hilft, gut informiert zu sein und schon im Bewerbungsprozess nachzufragen, welche konkreten Erwartungen an Sie gestellt werden und wie Sie sich am besten vorbereiten können. Aber niemand erwartet, dass in den ersten Tagen bereits alles glattläuft.“

Immer wieder wird es Unklarheiten geben oder eine Aufgabe scheint überfordernd. „Holen Sie sich Hilfe und fragen Sie nach“, rät Klien. „Am besten bündeln Sie ein paar Fragen, damit Sie nicht andauernd anklopfen müssen.“ Überhaupt ist das interessierte Fragen wichtig. „Zeigen Sie sich am Anfang ehrlich interessiert und offen.“ Aber man sollte nicht den Besserwisser geben und sofort Verbesserungsvorschläge einbringen. Ein No-Go sei außerdem, über den alten Arbeitgeber zu lästern.

Kollegen und Chefs wünschen sich loyale und menschliche Mitarbeiter. „Dazu gehört auch Aufregung, die können Sie ruhig zeigen. Das kennt jeder, das macht Sie sympathisch“, sagt Klien. Wichtig ist aber auch, sich Pausen zu nehmen, sich gut um sich selbst zu kümmern, etwa bei einem Spaziergang in der Mittagspause.

Das Geheimnis eines guten Starts ist also: Anspannung abbauen, nicht nur körperlich, sondern vor allem geistig – und Erwartungsmanagement betreiben. „Wer feststellt, dass der Job doch so gar nicht den eigenen Erwartungen entspricht, der sollte auch das als Geschenk annehmen“, sagt Klien. Denn auch über vermeintlich negative Erfahrungen finden wir heraus, was wir wirklich wollen und was uns liegt.

(dpa/tmn)
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