Rückkehr der Familie Mütter wollen mehr arbeiten

(RP). Den meisten Deutschen ist die Familie mit Abstand wichtiger als Arbeit und Konsum. Mehr Frauen wünschen sich wieder Kinder und drängen auf flexiblere Arbeitszeitmodelle der Unternehmen. Kinder und Karriere sind für viele kein Widerspruch mehr.

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Foto: ddp

Berlin Bundespräsident Horst Köhler hat eine feine Nase. Bei seiner Antrittsrede im Juli 2004 beschrieb er das Gefühl, dass sich in unserer Gesellschaft eine "Renaissance der Familie" entwickle. Mit harten Fakten belegt diesen Trend nun das Institut für Demoskopie in Allensbach. Es zeigt in einer repräsentativen Befragung, dass die Familie mit Abstand wieder der wichtigste Lebensbereich für die Deutschen ist.

76 Prozent der Bundesbürger gaben an, dass ihnen die Familie "sehr wichtig" sei. Eine ähnlich hohe Bedeutung maßen dagegen nur 41 Prozent der Befragten ihrer Arbeit zu. Sich etwas leisten zu können, nannten 29 Prozent sehr wichtig.

Die Ergebnisse ermittelte das Institut unter knapp 1800 Bürgern. Die Befragung war so angelegt, dass sie jährlich als "Allensbach Monitor" wiederholt werden kann und daran künftige Entwicklungen der Gesellschaft ablesbar sind.

Wichtigstes Ergebnis aus Sicht der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) war, "dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einem Top-Thema der Gesellschaft geworden ist". Mehr Frauen wünschten sich wieder ein Kind. In aktuellen Erhebungen schließen nur noch 15 Prozent der Menschen unter 45 Jahren Kinder grundsätzlich aus. Vor einigen Jahren lag der Wert noch bei mehr als 20 Prozent.

Zu wenig flexible Arbeitszeitmodelle

Auffällig ist jedoch auch, dass viele junge Familien der Wirtschaft vorwerfen, zu wenig flexible Arbeitszeitmodelle zu bieten. 79 Prozent der Befragten des Allensbach-Monitors gaben an, dass Unternehmen mehr dafür tun müssten. 56 Prozent der zurzeit nicht berufstätigen Mütter würden gerne wieder arbeiten. Die Mehrheit denkt dabei an eine Teilzeitbeschäftigung. Nur 16 Prozent der nicht berufstätigen Mütter möchten 30 Stunden und mehr arbeiten.

"Eine Teilzeitbeschäftigung mindert die Chancen auf Führungspositionen", kritisiert die Soziologin Jutta Allmendinger. Sie fordert neue familienpolitische Konzepte. Denn für junge Frauen heute stellen Kinder und Karriere keinen Widerspruch mehr dar. Sie wollen beides. Auch das belegen neue Studien. Familienpolitiker sind daher bestrebt, die Kinderbetreuungsquote zu steigern und Männer stärker in die Erziehung einzubinden, um mehr Gleichberechtigung der Geschlechtern herzustellen.

Laut Allensbach-Monitor sind Erziehung und Betreuung nach wie vor primär Frauensache. 81 Prozent der Mütter übernehmen den größten Teil der Aufgaben. 17 Prozent berichten, dass sich die Väter genau so viel kümmern. Interessanterweise schätzten sich doppelt so viele Väter gleichberechtigt in den Betreuungsaufgaben ein. Auch die große Mehrheit der Bürger hat den Eindruck, dass sich diesbezüglich viel bewegt hat in Deutschland. 65 Prozent beobachten in ihrem Umfeld, dass sich Väter heute mehr um die Erziehung kümmern als noch vor fünf bis zehn Jahren. Fast alle, die diese Entwicklung beobachten, bewerteten sie positiv.

(RPMANTEL)
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